Als die ungeladenen Gäste in der Berggasse 19 einfallen, wissen die Freuds sofort, wen sie vor sich haben. Es sind die deutschen Nationalsozialisten, die am 12. März 1938 nach Österreich gekommen sind, um das Land "heim ins Reich" zu holen. Ihre Vertreter in Wien vermuten bei dem berühmten jüdischen Psychoanalytiker Sigmund Freud geheime Machenschaften und verbotene Geldgeschäfte – entsprechend ihrer antisemitischen Ideologie.
Nachdem zunächst ein SA-Trupp das Haus durchsucht hatte, führt die Gestapo am 22. März eine Razzia bei den Freuds durch. Irgendjemanden aus dem Haushalt werden sie mitnehmen, so viel ist klar. Doch Sigmund Freud bleibt verschont. Statt seiner meldet sich seine 42-jährige Tochter Anna. In einem offenen Wagen wird sie abtransportiert, mit dem starken Schlafmittel Veronal in der Tasche – seinerzeit auch als Suizidmittel bekannt. Damit will Anna Freud auf die mutmaßliche Folter der Nazis vorbereitet sein.