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Anthroposophie "Rudolf Steiners Gedankenwelt ist an Waldorfschulen heute omnipräsent"

Vor 100 Jahren starb Rudolf Steiner, der Begründer der Waldorfschulen. Der Erziehungswissenschaftler Heiner Ullrich erklärt, wie viel Steiner heute noch in den Schulen steckt
Rudolf Steiner blickt in Kamera
Streitbarer Denker: Rudolf Steiner (1861–1925) hat die anthroposophische Lehre begründet und die Waldorf-Pädagogik konzipiert
© UnitedArchives / imago images

GEO: Bevor Rudolf Steiner 1919 in Stuttgart seine erste Waldorfschule eröffnete, hatte er unterschiedlichste Rollen: als Schriftsteller, Künstler, Philosoph, Spiritualist. Wie kam ausgerechnet dieser Mann dazu, eine neue Schulform zu begründen?

Prof. Heiner Ullrich: Die Initiative ging gar nicht von Steiner selbst aus. In Stuttgart hatte der Tabakunternehmer Emil Molt, der Besitzer der Waldorf-Astoria-Zigarettenfabrik, die Idee, eine Schule für die Kinder seiner Arbeiterschaft zu gründen. Dort sollten Mädchen und Jungen Chancen auf Bildung und einen gesellschaftlichen Aufstieg bekommen. Der Unternehmer war Anthroposoph …

… Anhänger von Steiners spirituell-esoterischer Weltanschauung, die Menschen zu einer geistigen Höherbildung führen sollte.

Genau. Und deshalb fragte Molt nun Rudolf Steiner, der innerhalb von nur zwei Wochen ein pädagogisches Programm entwarf. Als Kollegium stellte Steiner anthroposophische Anhänger zusammen, von denen nur eine Person eine Lehrerausbildung hatte. Die ersten Lehrkräfte der neuen Waldorfschule waren also idealistisch gesinnte pädagogische Dilettanten.

Was war das Neue an dieser Schule?