Astrohighlights Himmelstrio am Nikolaustag, Sternschnuppen an Weihnachten

Über Bethlehem wird wohl kein neuer Stern aufgehen, aber womöglich lassen sich an Weihnachten Sternschnuppen beobachten
Über Bethlehem wird wohl kein neuer Stern aufgehen, aber womöglich lassen sich an Weihnachten Sternschnuppen beobachten
© 4kodiak / Getty Images
Im Dezember sehen wir die Venus endlich in voller Pracht als Abendstern. Welche weiteren Höhepunkte uns am Firmament erwarten, verrät Dr. Mariana Wagner vom Planetarium Hamburg 

Am 1. Dezember leuchtet nicht nur die erste Kerze auf dem Adventskranz und öffnet sich die erste Türe des Adventskalenders. Zufällig beginnt auch ein neuer Mondzyklus, mit einem Neumond als Auftakt. 

Während auf der Erde die Lichter der Weihnachtsbeleuchtung für gemütliche Stimmung sorgen, bringt uns der funkelnde Winterhimmel über unseren Köpfen zum Staunen. Zu keiner anderen Jahreszeit sehen wir so viele helle Sterne am Firmament. Im Sternbild Orion fallen dessen helle Sterne Beteigeuze und Rigel sowie die drei markanten Gürtelsterne Alnitak, Alnilam und Mintaka unmittelbar auf. 

Rigel ist zugleich Teil des auffälligen Wintersechsecks, das wir abends am Osthimmel entdecken. Die großflächige Formation wird darüberhinaus aus Kapella im Fuhrmann, Pollux in den Zwillingen, Sirius im Großen Hund, Prokyon im Kleinen Hund und Aldebaran im Stier geformt.

Ein Sechseck aus Sternen dominiert den Nachthimmel im Winter. Frühling und Sommer sind jeweils durch ein Dreieck gekennzeichnet, im Herbst leuchtet ein Viereck auf
Ein Sechseck aus Sternen dominiert den Nachthimmel im Winter. Frühling und Sommer sind jeweils durch ein Dreieck gekennzeichnet, im Herbst leuchtet ein Viereck auf
© Planetarium Hamburg

Venus wird zum Abendstern 

Folgen wir dem Mond durch den Dezember, sehen wir ihn am Abend des 4. Dezember als schmale Sichel unterhalb der Venus. War sie in den vergangenen Wochen noch vergleichsweise unscheinbar und zeigte sich wegen ihrer frühen Untergänge nur kurz, erstrahlt unser Nachbarplanet nun endlich als markanter Abendstern. 

Zum Nikolaustag am 6. Dezember schenkt sie uns gemeinsam mit Ringplanet Saturn und dem Erdtrabanten den wohl schönsten Himmelsanblick des Monats. Dafür schauen wir gegen 18:00 Uhr in Richtung Süden: Der helle Abendstern steht recht tief am Horizont, links oberhalb von ihm leuchtet Ringplanet Saturn. Die beiden Planeten nehmen die Sichel des Mondes in ihre Mitte und bilden ein hübsches Trio. 

Die Sichtbarkeit des Saturn verkürzt sich im Dezember dramatisch und auch seine Helligkeit nimmt ab. Ganz anders der noch gigantischere Jupiter. Der größte Planet unseres Sonnensystems wird im Dezember zwar vom markanten Auftritt des Abendsterns Venus übertrumpft, erscheint uns aber auffällig hell und imposant. Denn zum Nikolaustag am 6. Dezember gelangt er in Erdnähe und in der Nacht vom 7. auf den 8. Dezember erreicht er seine Oppositionsstellung. Nun stehen Sonne, Erde und Jupiter wie eine Perlenkette aufgereiht im Sonnensystem. Wir sehen den Riesenplaneten die ganze Nacht hindurch am winterlichen Himmel. Dies wäre bei der Venus nicht möglich, verläuft ihre Umlaufbahn doch näher an der Sonne als die der Erde. So sehen wir unseren inneren Nachbarplaneten stets nur am Abend- oder Morgenhimmel und nie die ganze Nacht hindurch, was auch die Namen Abend- und Morgenstern erklärt.

"Julmond" zum dritten Advent

Dr. Mariana Wagner ist Astrophysikerin sowie Musikproduzentin und arbeitet im Planetarium Hamburg. Für GEO beschreibt sie monatlich, welche Highlights uns am Sternenhimmel erwarten
Dr. Mariana Wagner ist Astrophysikerin sowie Musikproduzentin und arbeitet im Planetarium Hamburg. Für GEO beschreibt sie monatlich, welche Highlights uns am Sternenhimmel erwarten
© Wolfgang Köhler

In der Nacht auf den dritten Advent, vom 14. auf den 15. Dezember, können wir beobachten, wie der Mond oberhalb an Jupiter vorbei in Richtung des bläulich-weißen Sterns Elnath wandert. Bei ihm handelt es sich um die obere Hornspitze des Sternbilds Stier. Zudem ist am 15. Dezember Vollmond. Passend zum Adventsonntag trägt er den Namen "Julmond", wobei "Jul" in zahlreichen skandinavischen Sprachen und teilweise auch im Friesischen nichts anderes als "Weihnachten" bedeutet. In früheren Zeiten wurde mit dem Julfest zur Wintersonnenwende die langsame Rückkehr des Tageslichts gefeiert.

Drei Tage später, am Morgen des 18. Dezember, lohnt es sich, den Wecker zu stellen. Denn wir sehen den Mond eng beim rötlichen Mars. Unser äußerer Nachbar wird in diesem Monat immer markanter. 

Der kürzeste Tag zur Wintersonnenwende

Die Wintersonnenwende am 21. Dezember markiert den astronomischen Winteranfang auf der Nordhalbkugel. Denn die Sonne passiert um 10:21 Uhr den tiefsten Punkt ihrer Jahresbahn. Für uns in der nördlichen Hemisphäre ist es der kürzeste Tag des Jahres – in Hamburg liegen nur knapp siebeneinhalb helle Stunden zwischen Sonnenaufgang um 8:34 Uhr und Sonnenuntergang um 16:02 Uhr. Auch wenn davon lange nichts spürbar ist, nimmt das Tageslicht anschließend langsam zu. Zur Tag-und-Nacht-Gleiche im kommenden März, dem astronomischen Frühlingsanfang, werden sich die hellen und dunklen Stunden schließlich wieder die Waage halten. 

Für den Wechsel der Jahreszeiten ist die Schrägstellung der Erde verantwortlich. Denn sie wandert um 23,5 Grad geneigt um die Sonne. So ist für je ein halbes Jahr entweder die Nord- oder die Südhalbkugel zu unserem Stern geneigt und der Einfallswinkel des Sonnenlichts verändert sich entsprechend. Zur Wintersonnenwende am 21. Dezember hat die Erde den Punkt erreicht, ab dem sich die Nordhalbkugel wieder stärker der Sonne zuwendet. 

Zur Wintersonnenwende steht die Erde so gekippt, dass die Nordhalbkugel maximal von der Sonne abgewendet ist. Die Folge sind Dunkelheit und kurze Tage
Zur Wintersonnenwende steht die Erde so gekippt, dass die Nordhalbkugel maximal von der Sonne abgewendet ist. Die Folge sind Dunkelheit und kurze Tage
© Planetarium Hamburg

Weihnachtliche Sternschnuppen

Die langen Winternächte haben aber auch einiges für sich. Denn nun haben wir jede Menge Zeit, die Highlights des Sternenhimmels am dunklen Firmament zu beobachten. Zum Beispiel am Abend des 17. Dezember, wenn unser Mond dem Zwillingsstern Pollux einen Besuch abstattet. Die Zwillinge (lateinisch Gemini) sind in diesem Monat nicht nur Teil des Wintersechsecks, sondern bilden gleichzeitig den scheinbaren Ausstrahlungspunkt, den Radiant des Meteorschauers der Geminiden, der uns jedes Jahr vom 7. bis 17. Dezember vorweihnachtliche Sternschnuppen beschert. 

Himmelsphänomen: Sternschnuppen zu Weihnachten: Was die Geminiden so besonders macht
© StarryEarth via Flickr / ESA
Sternschnuppen zu Weihnachten: Was die Geminiden so besonders macht

Leider erreicht er in der Nacht vom 13. auf den 14. Dezember seinen Höhepunkt – und damit kurz vor Vollmond. So können wir deutlich weniger als 100 sichtbare Leuchtspuren in der Stunde erwarten, bei idealen Bedingungen wären es bis zu 150 gewesen. Wer dennoch einen Weihnachtswunsch loswerden möchte, fährt aufs dunkle Land und lässt seinen Augen eine gute halbe Stunde Zeit, um sich an die Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Wir entdecken die Sternschnuppen zwischen 21 und 6 Uhr, am besten jedoch morgens, wenn die Zwillinge hoch über dem Horizont stehen. 

Auch zum Weihnachtfest selbst haben wir die Gelegenheit, Meteore zu sehen. Denn zwischen dem 17. und 26. Dezember zeichnen die Meteore der Ursiden vereinzelte Leuchtspuren an den Himmel. Sie haben ihren Radianten im Sternbild Kleiner Bär und erreichen ihren Höhepunkt am 4. Advent, genauer gesagt am Morgen des 22. Dezember. Wir können sie die ganze Nacht hindurch beobachten. Und auch zum Jahresende können wir Ausblick nach Sternschnuppen halten, wenn sich die ersten Meteore der Quadrantiden zeigen. Ihren Höhepunkt finden sie zwar erst am 3. Januar – aber mit etwas Glück können wir unsere Neujahrswünsche mit einer der kosmischen Leuchtspuren zum Himmel schicken. Der Mond meint es gut mit uns, denn am 30. Dezember herrscht erneut Neumond.

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