Die USA wollen es, Thailand will es. Europa und Russland wollen es, China sowieso, aber auch Mexiko, die Türkei und die Vereinigten Arabischen Emirate. Sie alle wollen ein gemeinsames Ziel im All ansteuern, entweder noch dieses Jahr, auf jeden Fall aber in den folgenden Jahren. Sie alle wollen zum Mond.
106 geplante Mondmissionen von 19 Staaten und Raumfahrtagenturen hat allein das Center for Strategic and International Studies (CSIS), eine außenpolitische Ideenschmiede in Washington, in einer aktuellen Analyse gezählt. Landesonden und Roboterfahrzeuge sind darunter, zudem Satelliten für die Navigation, Kommunikation und Überwachung des Mondes. Zusammen sollen sie die Logistik bereitstellen für ein großes Ziel: die Nutzung, um nicht zu sagen: die Ausbeutung, des Erdtrabanten.
Fünfzig Jahre nach der bislang letzten Landung von Menschen auf dem Mond ist ein neuer Wettstreit im All ausgebrochen. Während es in den 1960er Jahren, beim Rennen zwischen den USA und der Sowjetunion, vor allem ums Prestige ging, um Nationalstolz und um die eigene Flagge im Mondstaub, geht es diesmal ums große Geschäft – oder zumindest um die Hoffnung darauf. Staaten und Unternehmen wollen Claims abstecken, Tatsachen schaffen und die eigenen Regeln, die eigenen rechtlichen Rahmenbedingungen durchsetzen. Sie stürzen sich in einen Goldrausch in 380 000 Kilometern Entfernung – allerdings ohne zu wissen, ob dort überhaupt Gold lockt.