Erst im Rückblick auf unser Leben erkennen wir, wie wir zu jenem Menschen wurden, der wir sind. Doch so sehr wir von der Richtigkeit unserer Erinnerungen überzeugt sein mögen: Forschende haben herausgefunden, dass das autobiografische Gedächtnis höchst fehlerhaft arbeitet. Ihre Einsichten erschüttern die Fundamente unseres Selbstbildes
Es geschah an seiner Schule in Vancouver vor etwa zehn Jahren, an einem trüben Herbsttag, kurz vor dem Ende der Mittagspause: Daran erinnert sich der Student Adam Gordan 2012 in einem Gespräch mit der deutsch-kanadischen Psychologin Julia Shaw noch ganz genau. Nach dem Essen stand der damals zwölfjährige Adam mit einem Schulfreund in einem Gang vor der Schulbibliothek. Durch eines der Fenster blickte man auf einen Innenhof, Herbstblätter sprenkelten den Boden, der Himmel war bedeckt.