Ecuador Wahl in Ecuador: Für den Bergbau, gegen die Brillenbären

In den immergrünen, nebelverhangenen Wäldern an den Andenhängen leben bedrohte Brillenbären – die einzige Bärenart in Südamerika 
In den immergrünen, nebelverhangenen Wäldern an den Andenhängen leben bedrohte Brillenbären – die einzige Bärenart in Südamerika 
© Lucas Bustamante
Ecuador hat gewählt: Daniel Noboa bleibt weitere vier Jahre Präsident. Was bedeutet das für "GEO schützt den Regenwald"? Nachgefragt bei Projektmanager Frank Löwen

GEO: Gestern hat Ecuador in einer Stichwahl Daniel Noboa als Präsident bestätigt. Sie betreuen für "GEO schützt den Regenwald" unter anderem ein Projekt in der Intag-Region im Norden des Landes. Wird sich die Wahl auf Ihre Arbeit auswirken?

Frank Löwen: Mit hoher Wahrscheinlichkeit. Daniel Noboa ist wirtschaftsliberal und befürwortet eine Ausweitung des Bergbaus. Jetzt hat er vier Jahre, in denen er versuchen kann, das stärker voranzubringen. Das wird die Konflikte verschärfen, auch in unserem Projektgebiet. 

Frank Löwen (links) im Bergnebelwald von Intag. Der Forstwirt kümmert sich bei "GEO schützt den Regenwald" vor allem um Lateinamerika
Frank Löwen (links) im Bergnebelwald von Intag. Der Forstwirt kümmert sich bei "GEO schützt den Regenwald" vor allem um Lateinamerika
© GEO schützt den Regenwald

Wir hatten schon einen unangekündigten Besuch der Bergbaubehörde. Angeblich wollten sie überprüfen, dass das Bergbauverbot eingehalten wird. Tatsächlich ging es aber wohl um das Gegenteil: Wie man das Genehmigungsverfahren beschleunigen kann für Unternehmen, die dort bereits Konzessionen haben.

Die Ecuadorianer*innen haben sich zuletzt klar gegen Bergbau ausgesprochen.

Ja, es gab im August 2023 zwei Referenden: Damals hat eine Mehrheit gegen Bergbau in der Choco-Andino-Region am Rande der Hauptstadt Quito gestimmt. Und gegen Ölförderung im Nationalpark Yasuni. Daniel Noboa hat aber bereits durchblicken lassen, dass er zumindest die Ölförderung noch einige Jahre weiterlaufen lassen will. 

Noboa steht auch für ein hartes Durchgreifen gegen Drogenkriminalität und Banden, die Ecuador innerhalb weniger Jahre von einem der sichersten Länder Lateinamerikas zu jenem mit der höchsten Mordrate haben werden lassen. Spüren Sie diesen Wandel?

Die Bandengewalt, die Drogen, das betrifft vor allem die größeren Städte und Küstengebiete und ist zum Glück sehr weit weg von unserem Projektgebiet. Aber viele Familien im gesamten Land spüren, dass sich die wirtschafltiche Situation verschlechtet hat. Das führt zu zunehmenden Spannungen und Polarisierung. Das machen sich die Bergbaugesellschaften zunutze. Sie spalten Gemeinschaften ganz gezielt.

Ecuador: Landkauf "Varela": Stand des Projektes

Ecuador: Landkauf "Varela" Stand des Projektes

Im Dezember 2024 konnten wir 604 Hektar Nebelwald der Familie Varela  kaufen und unter Schutz stellen. Die Spenden-Resonanz für die Finanzierung ist überwältigend: Uns fehlen nur noch knapp 85 Hektar. DANKE!
 
*Die Fläche hat sich von anfangs 550 Hektar auf 604 Hektar erhöht (Updates vom 30.7.24 und 16.11.24)

Wie tun sie das?

Einerseits verteilen Bergbaufirmen Geschenke an die Menschen vor Ort. Parallel dazu arbeiten sie über ausgewählte Dorfmitglieder und Gemeinderäte daran, innerhalb der lokalen Bevölkerung Konflikte zu verschärfen und Ressentiments gegen Menschenrechts- und Umweltschutzorganisationen zu schüren. In einigen benachbarten Gebieten wurden auch schon paramilitärische Gruppen zur Einschüchterung der Bevölkerung eingesetzt. Ein großer Teil der Menschen im Projektgebiet lehnt dennoch Bergbauaktivitäten in Intag weiterhin klar ab.  

Was tut der Verein, außer Flächen aufzukaufen?

Wir helfen bei der Finanzierung eines kommunalen Försters sowie bei der Unterstützung von Kleinbauernfamilien, die ihre Landnutzungssysteme nachhaltiger gestalten wollen. Außerdem haben wir gerade damit begonnen, eine lokale NGO im Intag zu unterstützen, die Rechtsberatung für Familien anbietet, die von Bergbauaktivitäten bedroht sind – eine Bedrohung, die unter Daniel Noboa sicher weiter zunehmen wird.