Luftfeuchtigkeit Ist Lüften bei Regen sinnvoll oder nicht?

Ist Lüften bei Regen sinnvoll?
Hohe Luftfeuchtigkeit, Regentropfen, Schimmelgefahr: Ist Lüften bei Regen sinnvoll?
© Kerin Forstmanis / Adobe Stock
In weiten Teilen Deutschlands regnet es. Viele fragen sich deshalb: Ist Lüften bei Regen sinnvoll? Oder sollte man die Fenster bei hoher Luftfeuchtigkeit besser geschlossen lassen?

Um in Wohnräumen ein gesundes Raumklima zu schaffen, eine zu hohe Luftfeuchtigkeit und damit auch Schimmelbildung zu vermeiden, sollte man regelmäßig lüften. So wird die feuchte Luft im Inneren durch frische, trockene Luft von draußen ausgetauscht.

Dieser Luftaustausch erscheint logisch– solange es draußen trocken ist. Doch funktioniert dieses Prinzip auch bei schlechtem Wetter? Ergibt ausgiebiges Lüften bei Regen überhaupt Sinn oder sollte man besser Türen und Fenster geschlossen halten, um die Feuchtigkeit nicht ins Haus oder in die Wohnung kommen zu lassen?

Ist Lüften bei Regen sinnvoll?

Die Antwort lautet: Lüften ist in den meisten Fällen sinnvoll – bei gutem wie bei schlechtem Wetter. Auch bei Regen sollte man regelmäßig für einen Luftaustausch sorgen. Das hat gleich mehrere Gründe.

Lüftet man nicht regelmäßig, ist die Luft in den Wohnräumen nach einiger Zeit verbraucht. Sie ist dann mit Schadstoffen und Staub angereichert, die Luftfeuchtigkeit steigt. Dieser Zustand ist einerseits nicht gesund und begünstigt andererseits die Bildung von Schimmel.

Durch richtiges Lüften kann die Feuchtigkeit im Inneren begrenzt und ein Schimmelbefall vermieden werden. Wichtig ist, dass die Feuchtigkeit, die durch verschiedene Aktivitäten im Raum entsteht (beispielsweise durch Duschen, Kochen oder Wäsche trocknen), durch das regelmäßige Öffnen von Fenstern oder Türen nach außen abgeführt wird.

Gut zu wissen: Nur weil es stark regnet, bedeutet das nicht, dass draußen automatisch eine hohe Luftfeuchtigkeit herrscht. Die relative Luftfeuchtigkeit hängt von mehreren Faktoren ab, wie etwa der Temperatur.

Kalte Luft enthält weniger Wasserdampf als warme Luft. Als Faustregel kann man sich dem Umweltbundesamt zufolge merken, dass sich der maximale Wassergehalt der Luft bei Zunahme von 10 Grad Celsius etwa verdoppelt. Je stärker die Luft erwärmt wird, umso mehr Wasser kann sie speichern. Daher lässt sich in der kalten Jahreszeit durch Lüften mit kühlerer Außenluft auch mehr Feuchtigkeit aus den Wohnräumen entfernen als in der wärmeren Jahreshälfte.

Kurz gesagt: Wenn bei Regen gelüftet wird und dabei feuchte Luft nach Innen kommt, sinkt die Luftfeuchtigkeit im Zimmer trotzdem, sobald sich die kühlere Luft von draußen im Haus oder in der Wohnung erwärmt. Läuft im Winter die Heizung, geht das umso schneller. Das gleiche gilt übrigens auch für das Lüften bei Nebel und Schnee.

Ausnahme bei warmen Temperaturen

Stoßlüften gilt dabei als die effektivste Methode für einen zügigen Luftaustausch. "Statt die Fenster nur gelegentlich oder dauerhaft zu kippen, sollten Bewohner mindestens zwei Mal pro Tag die Wohnung für rund fünf Minuten mit komplett geöffneten Fenstern lüften", empfiehlt Kai Zitzmann, Energieeffizienz-Experte bei TÜV Rheinland.

Doch es gibt einen Sonderfall: Wenn im Freien in etwa die gleiche Temperatur herrscht wie im Inneren des Hauses oder der Wohnung, dann wird das Lüften bei Regen eventuell nicht dazu beitragen, die Feuchtigkeit in den Innenräumen zu senken.

Bei solchen schwülen Wetterlagen kann deshalb ein Hygrometer mit einem Außensensor und einem Raumthermometer, das die Luftfeuchtigkeit draußen wie drinnen anzeigt, eine sinnvolle Anschaffung sein. Das Gerät gibt Auskunft über die Luftfeuchtigkeit und liefert damit einen Anhaltspunkt, wann der richtige Zeitpunkt zum Lüften gekommen ist – die Luftfeuchtigkeit draußen also niedriger ist als drinnen.

Ein Luftentfeuchter kann außerdem helfen, wenn es Innen zu feucht ist, die Luftfeuchtigkeit also dauerhaft bei mehr als 60 Prozent liegt. Das Gerät entzieht der Raumluft Feuchtigkeit. Doch ein Luftentfeuchter frisst Energie und die Ursache bekämpft er nicht.

Bei einer hohen Luftfeuchtigkeit ist mehrmals tägliches Stoßlüften am effektivsten. An warmen Tagen, an denen es dauerhaft regnet und Schwüle herrscht, ist in der Regel morgens und abends der beste Zeitpunkt dafür. Denn die verbrauchte Luft muss so oder so gegen Frischluft ausgetauscht werden – bei guten wie bei schlechten Wetterlagen.

Sonderfall: Badezimmer und Keller

Keller sind wegen den dort eher niedrigen Temperaturen und erhöhter Feuchtigkeit besonders empfindlich für falsches Lüften. Hier gilt: Nur lüften, wenn die Außenluft (auch bei Regen) kälter ist als die Kellerluft! Dann ist sie meist trotz Regen trockener als die feuchte Kellerluft – das hilft beim Feuchtigkeitstransport nach außen. Bei warm-feuchtem Wetter (zum Beispiel, wenn es im Sommer regnet) kann durch Lüften zusätzliche Feuchtigkeit in den Keller gelangen, da sich die warme Luft beim Abkühlen an den kalten Wänden niederschlägt. Hier sollte dann auf das Lüften verzichtet werden oder nur sehr kurz bei geringem Temperaturunterschied gelüftet werden.

Im Badezimmer herrscht aufgrund der Nutzung häufiger Lüftungsbedarf: Durch Duschen oder Baden entstehen schnelle und hohe Feuchtigkeitsspitzen, die nach dem Gebrauch zeitnah durch Stoß- und Querlüften abgeführt werden müssen. Auch bei Regen ist das Lüften nach dem Duschen unbedingt erforderlich, um Schimmelbildung zu vermeiden. Kurzes, intensives Lüften (fünf bis zehn Minuten), am besten durch weit geöffnete Fenster und geschlossene Badezimmertür, sorgt für einen schnellen Luftaustausch. Die Heizung sollte während des Lüftens am besten abgedreht sein, um Energie zu sparen.