Es riecht gut, wird in der Naturkosmetik und zur Aromatherapie eingesetzt und ist als Rohstoff begehrt: Sandelholz. Aber der Baum wächst langsamer, als der Bedarf. Der Sandelholzbaum steht durch Raubbau auf der Liste der bedrohten Baumarten. Wir zeigen, welches Sandelholzprodukt mit gutem Gewissen gekauft werden kann und was Sandelholz wirklich kann.
Sandelholz: Ein Holz mit vielen Arten
Grundlegend: Sandelholz ist nicht gleich Sandelholz. Als Lieferant von echten Sandelholzprodukten gilt der Sandelholzbaum (Santalum album). Hier wird je nach Einfärbung des Holzes zwischen weißem und gelbem Sandelholz unterschieden. Kommt die Farbe Rot ins Spiel, hat das mit originalem Sandelholz nichts mehr zu tun - denn Rotes Sandelholz stammt von einem Baum aus der Familie der Hülsenfrüchtler namens Pterocarpus santalinus.
25 Jahre Wachstum für Sandelholzöl und ätherische Öle
Auf der Liste der gefährdeten Arten stehen dennoch beide Baumarten. Woran liegt das? Zum einen braucht der Sandelholzbaum Santalum album gut 15 Jahre, bis er das erste Kernholz bildet. Aus diesem Holz wird das begehrte Sandelholzöl gewonnen. Ätherische Öle mit dem spezifischen Duft bilden sich aber erst ab gut 25 Jahren Baumwachstum. Der Nachschub an großen, alten Bäumen entspricht deshalb nicht dem Bedarf des Weltmarktes.
Der echte Sandelholzbaum wächst in Indien
Verbreitet ist der Sandelholzbaum inzwischen hauptsächlich im pazifischen Raum und in den Tropen. Originär aber wächst der bis zu 20 Meter hohe Sandelholzbaum in Indien – am besten in Höhenlagen zwischen 600 Metern und 1500 Metern.

Je suptropischer das Klima ist, desto mehr Öl bildet sich im Kernholz. Wildbaumbestände von Santalum sind darum begehrt und durch Raubbau besonders in Indien stark zurückgegangen. Die indische Regierung kontrolliert deshalb den Handel mit Santalum album und hat den Holzeinschlag stark begrenzt.
Öl und Duft für Aromatherapie und Naturkosmetik
Die Nachfrage nach Sandelholzprodukten aber ist groß und steigt stetig an. Ein Grund dafür sind die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten von Sandelholz und seinem Öl. Unter anderem wird Sandelholz eingesetzt
- zur Entspannung sowie zur Senkung des Blutdrucks
- zur Behandlung von Entzündungen und Hautkrankheiten
- zum Lösen von Schleimhauterkrankungen
- als Aphrodisiakum
- in der Aromatherapie
- in der Kosmetik und Naturkosmetik
- für Holzarbeiten
Räucherstäbchen aus Pterocarpus santalinus
Geschätzt wird am Sandelholzöl die antibakterielle, juckreizstillende, schmerzlindernde und herzstärkende Wirkung. In der Aromatherapie wird Sandelholz eingesetzt, um Ängste zu lösen und eine positive Stimmung zu schaffen. Beispielsweise werden aus Rotem Sandelholz (Pterocarpus santalinus) traditionell Räucherstäbchen hergestellt, die mit ihrem Duft auch im europäischen Raum beliebt sind. Der Geruch von Sandelholz soll auch beim Einschlafen helfen.

Zudem wird Sandelholzöl eingesetzt bei
- Harnwegserkrankungen
- Verdauungsproblemen
- Impotenz
- Menstruationsbeschwerden
- Wechseljahresbeschwerden
Das ätherische Öl des Sandelholzbaumes enthält vier grundlegende Wirkstoffe: Santalol, Santalen, Bisabalol und Campherenol. Das Öl hat eine warme, holzige Geruchsnote mit einem Hauch von Mandeln.
Nicht verwechselt werden sollte die Duftnote mit Patschuli. Diese Essenz stammt aus einer ganz eigenen, anderen Pflanze aus der Familie der Lippenblütler und riecht eher schwer, holzig und süßlich. Während das Patschuli-Öl durch Wasserdampfdestillation aus den Blättern der gleichnamigen Pflanze gewonnen wird, ist es beim Sandelholzbaum das feingeraspelte Holz.
Preis für Sandelholz stark gestiegen
Für die Herstellung von einem Liter Sandelholzöl werden rund 20 Kilogramm Kernholz benötigt. Aufgrund der steigenden Nachfrage und der sinkenden Rohstoffmenge ist der Preis für Sandelholz stark angestiegen: Zwischen 1990 und 2009 von 3800 Euro pro Tonne auf 85.000 Euro pro Tonne.
Beim Kauf von Sandelholz-Produkten sollten Sie deshalb unbedingt auf den Preis achten. Günstige Angebote sind mit hoher Wahrscheinlichkeit Fälschungen. Bei Preisen von 10 Euro für 50 Milliliter Sandelholzöl sollten Sie misstrauisch werden. Der Preis für echtes Sandelholzöl vom indischen Sandelholzbaum kann durchaus 100 Euro für fünf Milliliter betragen.
Entscheiden Sie sich für eine etwas günstigere Alternative schonen Sie den Naturbaumbestand in Indien und haben wahrscheinlich ein Produkt aus Neukaledonien, Sri Lanka, Indonesien, China oder Mittelamerika. Auch hier kommt Sandelholz natürlicherweise vor oder wurde angepflanzt. In Australien gibt es seit den 2000er Jahren große Sandelholzplantagen.
Bio-Sandelholzöl aus der Plantage
Hier wird Sandelholzöl aus dem australischen Sandelholzbaum Santalum Spicatum in Bio-Qualität hergestellt. Die Verkaufspreise des Öls aus diesem Sandelholzbaum sind gut um die Hälfte günstiger als die Preise für echtes Sandelholzöl. Der Geruch ist ähnlich. Generell wird Sandelholzöl gern gemischt mit Rosenöl, Jasminöl, Weihrauch oder Zitronenöl und auch als Zusatz bei Massagen oder bei Aufgüssen in der Sauna verwendet.
Sandelholzöl können Sie in Drogeriemärkten oder bei speziellen Ölversand-Häusern kaufen. Für echtes Sandelholzöl sollten Sie auf den Preis und den Etikettaufdruck Santulum album achten. Wenn Sie den natürlichen Baumbestand schonen wollen, sind Bio-Produkte aus Plantagenanbau wie dem australischen Santalum spicatum eine gute Möglichkeit.
Günstige Alternative: Amyrisöl
Und wer es noch günstiger mag, greift einfach auf Amyrisöl aus Haiti zurück. Das aus der Rinde des gut vier Meter hohen Balsambaumes Amyris balsamifera hergestellte Öl ist dem Sandelholzöl ähnlich. Der Preis von gut 7,50 Euro pro 10 Milliliter hilft, über kleine Unterschiede im Geruch und der Konsistenz hinwegzusehen.
Eines ist allerdings bei genannten Produkten identisch: Die langen Transportwege tragen nicht unbedingt zu einem positiven persönlichen Co2-Fußabdruck bei.