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Konfrontative Pädagogik "Die Schule hat die Pflicht, einzugreifen": Wie man Mobbing wirksam unterbindet

Torsten Schumacher ist Experte für konfrontative Pädagogik: Er weiß, was Opfer von Mobbing am dringendsten benötigen – und wie man Täter entschieden in die Schranken weist
Illustration eines Kindes welches gemobbt wird
Ein klares Nein zur Tat, aber ein verlässliches Ja zum Jugendlichen. So beschreibt der Anti-Aggressivitäts-Trainer Torsten Schumacher seinen Umgang mit Mobbern. Seine Interventionen an Schulen sind bundesweit gefragt
 
© Mary Long / Getty Images

GEO: Sie haben zwei Jahrzehnte lang als Sportlehrer und als Lehrer für Sonderpädagogik gearbeitet. Gab es an Ihrer Schule Mobbing? 

Torsten Schumacher: Natürlich, das gibt es an jeder Schule. Wer etwas anderes behauptet, lügt. Aber weil es eine Förderschule war, hatte ich immer kleine Klassen, in denen ich durchgehend von Montag bis Freitag unterrichtet habe. Ich kannte die Kinder also richtig gut, sie hatten eine gute Beziehung zu mir. So kann man früh einschreiten und leichter mit Mobbing umgehen. 

In einer aktuellen Umfrage sagt jedes siebte Schulkind, es sei in den vergangenen drei Monaten mindestens wöchentlich geärgert, ausgegrenzt oder angegriffen worden. Was ist Ihr Eindruck: Nimmt Mobbing in den Schulen zu? 

Es ist in jedem Fall ein massives Problem – davon berichten Lehrkräfte in meinen Seminaren. Gleichzeitig sind wir alle sicher auch sensibler geworden, was Mobbing angeht. Bei Opfern und deren Eltern ist die Hemmschwelle gesunken, Fälle in der Schule zu melden. Das ist gut. 

Was ist der Unterschied zwischen Kinderstreit, gelegentlichem Ärgern – und echtem Mobbing?

Streit ist oft ein Konflikt, an dem beide Kinder gleich stark beteiligt sind. Mobbing ist asymmetrisch: Die Macht liegt beim Täter, während das Opfer unschuldig ist und keine Chance hat, aus dem unguten Kreislauf auszubrechen. Außerdem halten beim Mobbing die Probleme über einen längeren Zeitraum an. Das ist etwas anderes, als wenn man einen anderen einmalig ärgert. 

Trotzdem finden Sie auch gelegentliches Piesacken keineswegs harmlos, nicht wahr? 

Nein. Ich predige Lehrkräften immer: Interveniert auch bei Kleinigkeiten sofort! Nehmen wir mal den "Nackenklatscher" als Beispiel, wie er verharmlosend genannt wird.