Traubensilberkerze reduziert Nachtschweiß
Nicht alle Frauen können oder wollen gegen Hitzewallungen in den Wechseljahren Hormone nehmen. Zum Glück gibt es eine ganze Reihe anderer Mittel und Wege, die diese nachweislich abmildern. Die Traubensilberkerze etwa ist der Klassiker unter den Heilpflanzen bei Wechseljahresbeschwerden. In der aktuellen Leitlinie taucht sie aber nur als „Kann“-Empfehlung auf: Actaea (früher Cimicifuga) könne bei vaso-motorischen Symptomen wie Hitzewallungen oder Nachtschweiß angewendet werden, ein Nutzen sei möglich.
So haben verschiedene Studien eine signifikante Verbesserung von vaso-motorischen und psychischen Wechseljahresbeschwerden im Vergleich zu Placebos gezeigt. Teilweise war die Wirkung ähnlich wie bei einer niedrig dosierten Hormontherapie – wenngleich die Datenlage deutlich dünner ist. Wichtig: Es sollten nur zugelassene Actaea-Arzneimittel und keine Nahrungsergänzungsmittel verwendet werden. Und selbst hier gilt: Traubensilberkerze ist nicht gleich Traubensilberkerze. Die Leitlinie rät zu Medikamenten, bei denen der Extrakt aus der Wurzel mit dem Lösungsmittel Isopropanol gewonnen wurde. Im Zweifel fragen Sie in der Arztpraxis oder der Apotheke nach, auch wegen möglicher Nebenwirkungen auf die Leber.
Pflanzliche Phytoöstrogene helfen durch die Wechseljahre
Für Hitzewallungen in den Wechseljahren und andere körperliche Beschwerden ist vor allem der schwankende Östrogenspiegel verantwortlich. Bei Phytoöstrogenen handelt es sich um Inhaltsstoffe von Pflanzen, die an Östrogenrezeptoren binden können und so die Symptome lindern sollen. Die Bindung ist allerdings weniger stabil als bei den körpereigenen Östrogenen, darum wirken sie deutlich schwächer. Phytoöstrogene kommen in vielen gesunden Lebensmitteln wie Leinsamen oder Hülsenfrüchten vor. Im Dezember 2013 hat die renommierte Cochrane Collaboration zu Phytoöstrogenen gegen Hitzewallungen in den Wechseljahren einen Review veröffentlicht. Demnach ist der Effekt nicht überzeugend, am aussichtsreichsten erscheint noch das Phytohormon Genistein, das natürlicherweise in Sojabohnen und in Rotklee vorkommt. Die optimale Dosierung liegt wohl bei 30 bis 60 Milligramm am Tag. Einzelstudien, auch wenn sie klein, oft vom Hersteller unterstützt und deshalb nur mit Vorbehalt zu betrachten sind, kommen allerdings zu deutlich besseren Ergebnissen. Zahlreiche Arbeiten geben Hinweise auf eine gute Wirksamkeit zum Beispiel des Rhapontik-Rhabarbers. Im Verlauf von zwölf Wochen reduzierte er Hitzewallungen in den Wechseljahren vergleichbar gut wie eine sehr niedrig dosierte Hormontherapie, so eine Arbeit von 2010.
Hypnose vertreibt Hitzewallungen effektiv
Bei dieser Methode versetzt der Therapeut oder die Therapeutin die Patientin in einen Zustand tiefer Entspannung, in dem ihr Unterbewusstsein für einen neuen Blick auf die Hitzewallungen erreichbar ist. Mit ganz erstaunlichem Effekt: Die Hypnosetherapie reduziert tatsächlich die Frequenz der Hitzewallungen in den Wechseljahren – in einer Studie mit 187 Frauen etwa, deren letzte Blutung mindestens ein Jahr zurücklag, innerhalb von zwölf Wochen um ganze 80 Prozent.
Obwohl die Untersuchung schon zehn Jahre zurückliegt, hat sich das Verfahren zumindest in Deutschland noch nicht verbreitet. Aber: Erstautor Gary Elkins, Professor für Psychologie und Neurowissenschaften in Waco (Texas), hat auf der Basis der Daten die englischsprachige Hypnose-App Evia mit einem Selbsthilfeprogramm entwickelt.
Antidepressiva lindern Schweißattacken
Zu dieser Gruppe von Arzneien gehört das einzige nicht hormonelle Medikament, das in den USA zur Behandlung von Hitzewallungen in den Wechseljahren zugelassen ist; es enthält den Wirkstoff Paroxetin. In einem Zeitraum von vier Wochen kann es laut einer Studie Schweißattacken um ein Drittel reduzieren (in der Placebo-Vergleichsgruppe lag die Reduktion bei 23 Prozent). Dass die gefürchteten Nebenwirkungen dieser Substanzklasse, etwa eine Zunahme des Körpergewichts und weniger Lust auf Sex, hier nicht auffielen, könnte mit der niedrigen Dosierung von täglich 7,5 Milligramm (bei Depressionen sind es für gewöhnlich 20 Milligramm) zusammenhängen. Auch andere sogenannte selektive Serotonin- oder Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI oder SNRI) wie etwa Citalopram, Escitalopram und Venlafaxin zeigen gute Effekte bei Hitzewallungen in den Wechseljahren.
Manche Arzneimittel haben doppelte Wirkung
Einige weitere Arzneistoffe können ebenfalls Schweißausbrüche reduzieren, vor allem solche, die im Gehirn wirken, etwa Gabapentin (ein Mittel gegen Epilepsie und zur Migräneprophylaxe) und Clonidin (das gegen vieles wirkt, unter anderem Bluthochdruck und Entzugserscheinungen). Ebenfalls bewährt hat sich Oxybutynin, ein Wirkstoff, der bei einer überaktiven Blase zum Einsatz kommt.
Jedes dieser Mittel hat seine Vor- und seine Nachteile, Risiken, Neben- und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Darum ist diese Gruppe von Helfern vor allem für diejenigen Frauen interessant, die auch anderweitig von ihnen profitieren könnten – wie beispielsweise das Gabapentin für Migränepatientinnen, wenn sie in die Wechseljahre kommen. Betroffene, die keine Hormone nehmen möchten, sollten zunächst mit ihrem Frauenarzt oder ihrer Frauenärztin besprechen, welches alternative Medikament für sie infrage kommt.