Bettwanzen waren schon vor dem Tyrannosaurus da
Bettwanzen entstanden vor circa 115 Millionen Jahren, sie sind also weit älter als manche Dinosaurierart, fanden Forschende des norwegischen Universitätsmuseums Bergen und der TU Dresden heraus. Die Parasiten gibt es damit sogar 30 Millionen Jahre länger als Fledermäuse, die lange als ihre ursprünglichen Wirte galten. Daher ist bislang offen, wen die kleinen Tiere zuerst plagten.
In derselben Studie entdeckte das Team, dass etwa alle 500.000 Jahre eine neue Art von Bettwanzen den Menschen erobert, ohne allerdings ältere Arten zu verdrängen. Und eine weitere schlechte Nachricht überbringen die Forschenden: Es werde sicher nicht noch einmal eine halbe Million Jahre dauern, bis die nächste Art der Blutsauger unsere Betten bevölkert, da derzeit viel mehr Menschen auf der Erde leben und der Handel von Tieren und Haustieren ihnen viel mehr Möglichkeiten zum Kontakt bieten.

Bettwanzen könnten die älteste Plage der Menschheit sein
Von Fledermäusen auf Menschen müssen die Wanzen vor etwa 250.000 Jahren übergesprungen sein, vermutlich als Fledermäuse und Menschen in denselben Höhlen lebten und schliefen. Eine neue Studie in der Zeitschrift "Biology Letters" legt nun offen, wie eng die demografische Entwicklung der Wanzen an die der Menschen gekoppelt ist. Das konnten Forschende der Virginia Tech in den USA aus ihrem Genom ablesen: Denn je kleiner die Population der Wanzen zu einem bestimmten Zeitpunkt war, umso geringer war die genetische Vielfalt, die an die Nachkommenschaft weitergeben wurde.
Als der moderne Mensch vor 60.000 Jahren die Höhlen verließ, sank die genetische Vielfalt, denn nur ein kleiner Teil der Population konnte sich ins Gepäck der Auswandernden flüchten. Auch zur letzten Eiszeit vor 20.000 Jahren sank die Population, und das nicht nur bei den Parasiten, die Menschen befallen, sondern auch bei ihren Verwandten, die Fledermäuse als Wirte nutzten. Die Populationen letzterer Wanzen erholten sich bis heute nicht mehr. Ganz anders die Plagegeister der Menschen: Deren Population wuchs, als die Menschen vor 12.000 Jahren die ersten Städte gründeten. Der Aufstieg der Menschen ist daher auch ein Aufstieg der Bettwanzen.
Bettwanzen haben brutalen Sex
Nach menschlichen Maßstäben entspricht dies einer Vergewaltigung: Ohne Vorwarnung stürzen sich die Männchen von hinten auf die Weibchen. Statt ihr phallusartiges Geschlechtsorgan in die Geschlechtsöffnung des Weibchens einzuführen, durchbohrt das Männchen mit ihm die Körperwand des Weibchens. Fachsprachlich heißt dies „traumatische Insemination“. Das Männchen dringt durch die entstandene Wunde in ein dahinterliegendes Immunorgan. Dieses hat zwei Funktionen: das Sperma aufzunehmen und es zugleich vor den Keimen zu beschützen, die zeitgleich durch die offene Wunde in das Weibchen eindringen. Dabei hilft ein Antibiotikum, das die Männchen produzieren und mit ihrer Samenflüssigkeit abgeben.
Die Spermien suchen sich ihren Weg zu den Eierstöcken und befruchten dort die Eier. Auch dies ist ungewöhnlich, denn meist legen Insekten zunächst die Eier ab und befruchten sie während dieses Vorgangs. Die Bettwanzen hingegen legen Embryos ab – pro Weibchen rund 200 Stück im Laufe ihres Lebens.
Aufstieg, Beinahe-Vernichtung und Wiederauferstehung
Zur allgegenwärtigen Plage wurden Wanzen in Europa erst im 17. Jahrhundert, als die Menschen in immer wärmeren und deshalb feuchteren Gebäuden lebten. Bezeichnend für das Ausmaß der damaligen Plage ist ein Zitat von Jane Carlyle, die 1834 stolz berichtete, dass ihr Haus in London unter all ihren Bekannten das einzige sei, das frei von Bettwanzen sei.
Das Ende der Wanzen schien jedoch besiegelt, Mitte des 20. Jahrhunderts wurden ihre Populationen kleiner. Einerseits lag dies am massiven Einsatz von DDT, andererseits daran, dass Menschen nicht mehr so eng zusammenlebten. Doch seit der Jahrtausendwende steigen die Populationen wieder, offenbar sind die Wanzen gegen viele Insektizide resistent geworden. Zudem könnten auch die immer zahlreicheren Reisen um die Welt, das Nutzen von Second-Hand-Möbeln, höhere Temperaturen in Wohnungen sowie der Klimawandel zur Rückkehr beitragen. Tipps, wie Sie Bettwanzen erkennen und bekämpfen, finden Sie hier.
Wanzen verbreiten einen Hauch von Marzipan
Wie manch andere Wanzenart können Bettwanzen ein Signal absondern, um ihre Artgenossen vor Gefahren zu warnen. Die darin enthaltenen Substanzen Hexenal und Ocetnadas assoziiert der Mensch mit Bittermandeln oder Marzipan.

Nicht gefährlich, nur stigmatisierend
Der Biss der Wanze ist für Menschen ungefährlich, die Plagegeister verbreiten keine Krankheiten. Infektionen entstehen oft erst, wenn Menschen die Bissstellen aufkratzen.
Größer ist die Gefahr des gesellschaftlichen Ausschlusses, denn der Befall durch Wanzen ist in unserer Gesellschaft stigmatisiert. Bettwanzen sind mit Unsauberkeit und einem niedrigeren sozialen Stand assoziiert. Dabei sind Bettwanzen kein Signal schlechter Hygiene. Sie befallen alle Menschen und alle Wohnungen gleichermaßen. Wie irrational das Stigma ist, zeigt sich durch einen Vergleich mit Mücken: Sie sind ähnlich weit verbreitet und ernähren sich ebenfalls von unserem Blut. Doch wer einen Mückenstich hat, wird nicht schief angesehen.