Fotoalben, Akten, Tapeten, Bücher, Zeitungen – nichts und niemand ist vor den kleinen Papierfressern sicher. Alles wird angeknabbert. Papierfischchen, wissenschaftlich Ctenolepisma longicaudata, sind der Albtraum jedes Archivars und Buchhändlers. Schaffen die Tierchen ihren Weg in Bücherregale oder gar in Archive, können sie innerhalb weniger Jahre ganze Sammlungen zerstören.
Im Gegensatz zu den verwandten Silberfischchen, die höchstens als Lästlinge gelten und sich unter Badvorlegern und in Ritzen verstecken, sind Papierfischchen als ausgemachte Schädlinge gefürchtet.
Doch nicht einmal Kammerjäger können die winzigen Insekten zweifelsfrei identifizieren. Denn das Papierfischchen lässt sich nur unter dem Mikroskop vom Silberfischchen unterscheiden, das ihm zum Verwechseln ähnlich sieht.
Papierfischchen zählen zu den ältesten Insektenarten der Welt
Die geschuppten, langschwänzigen Fischchen leben im Verborgenen – und das schon seit mehr als 350 Millionen Jahren. Damit gehören sie zu den ältesten Insektenarten der Welt. Im Verlauf der Evolution mussten sich die primitiven Lebewesen nicht groß anpassen. Denn Papierfischchen sind bescheiden: Von einem kleinen Schnipsel Papier können sie jahrelang zehren und die wenige Feuchtigkeit, die die Insekten benötigen, holen sie sich – mithilfe des Anus - aus der Luft.
Waren die gefürchteten Papierfischchen bis vor ein paar Jahren vor allem in den Niederlanden verbreitet, werden nun auch deutsche Bibliothekare und Archivare zunehmend unruhig. Denn neben Fällen in Österreich und der Schweiz treten auch in Deutschland immer wieder einzelne Befalle auf – besonders in der deutsch-niederländischen Grenzregion. Das wirkliche Ausmaß ihrer Verbreitung ist unbekannt, denn die Insekten aufzuspüren ist schwierig und oft bemerkt man sie erst, wenn es bereits zu spät ist.
Papierfischchen reisen mit der Post
Mit dem Ausbruch des Coronavirus und dem damit einhergehenden Boom des Onlineshoppings hat auch der Versandhandel in Deutschland deutlich zugenommen. Dies führt mit großer Wahrscheinlichkeit dazu, dass sich auch die Papierfischchen in Deutschland ausbreiten. Der Grund: Die kleinen Insekten reisen außerordentlich gern mit der Post!
Es wird angenommen, dass sich Papierfischchen über Kartonagen verbreiten. So stehen beispielsweise Kartonverpackungen und Umzugskartons im Verdacht, die gefürchteten Papierfischchen frei Haus mitzuliefern. Als blinde Passagiere verstecken sich die Tierchen in den Rillen und unter den Faltklappen der Kartonagen und kommen so unbemerkt in die Häuser.
Ursprünglich stammen die Insekten aus den subtropischen Regionen unserer Erde. Erstmals beschrieben wurden sie in Niederguinea. Mit dem Warenverkehr gelangten die Tiere nach Europa.
Der sicherste Schutz: Vorbeugen!
Sind die Papierfischchen erstmal im Haus, wird man die Tiere nur äußerst schwer wieder los. Dann können nur noch professionelle Schädlingsbekämpfer helfen. Darum ist eine gute Vorbereitung alles! Die wichtigsten Tipps im Überblick:
- Verpackungen: Um einen Befall zu verhindern, sollten Kartonagen so kurz wie möglich im Haus oder in der Wohnung aufbewahrt werden.
- Umgebung: Gestalten Sie den Lebensraum des Papierfischchens so unattraktiv wie möglich! Dichten Sie Rückzugsräume wie Ritzen und Fugen ab. Saugen sie regelmäßig neben Böden auch Wände und Möbel ab.
- Kontrolle: Untersuchen Sie wichtige Dokumente und Bücher regelmäßig auf die Insekten. Lagern Sie diese am besten in Plastikboxen - daran können die Insekten nicht emporkrabbeln und auch ins Innere schaffen sie es nicht.
- Umzugskartons: Auch wenn es verlockend erscheint - nutzen Sie keine gebrauchten Umzugskartons! Sie stehen ganz besonders unter Verdacht, die Verbreitung von Papierfischchen voranzutreiben.