Was gestern noch als gesund galt, macht heute angeblich krank. Wie kommt es, dass sich Empfehlungen zu Nahrungsmitteln anscheinend so oft wandeln und widersprechen? Um das zu verstehen, muss man wissen, wie Ernährungswissenschaft funktioniert, was ihre größten Hürden sind – und auf welche Ergebnisse man sich verlassen kann
Zum Beispiel das Ei. Vitaminreich, nahrhaft und zum Frühstück eine deutsche Institution. Nach dem Krieg noch ein seltener Luxus, stieg der Eierkonsum in den 1970er-Jahren auf 300 Stück pro Kopf und Jahr – bis Mediziner das Ei wegen seines hohen Cholesteringehalts in den 80ern zum Gefahrgut deklarierten: Zwei pro Woche seien gerade noch vertretbar, sonst drohten Herzinfarkt und Schlaganfall.
Zur Jahrtausendwende hieß es dann, Cholesterin aus der Nahrung sei für den Cholesterinspiegel im Blut gar nicht entscheidend. Wir lernten den Unterschied zwischen gutem HDL- und bösem LDL-Cholesterin; das Ei war wieder okay. Vorerst. Denn 2019 ergab eine US-Studie, dass Eieresser häufiger Herz-Kreislauf-Probleme haben.