Was Forstleute und Pharmakologen gerade erst systematisch erforschen und entdecken, scheinen unsere Ahnen aus Erfahrung längst gewusst zu haben.
Die Menschen der Steinzeit nutzten die Birke von der Wurzel bis zur Blüte, sie war ihr „Supermarkt“: Holz und Rinde dienten ihnen als Bau- und Brennmaterial, mit den feinen, reißfesten Wurzeln ließen sich Kleider vernähen, das Rindenpech war Kitt- und Klebstoff. Und Kaugummi. Der älteste, mit Zahnabdrücken darin, ist nahezu 12000 Jahre alt.
Überhaupt bot ihnen die Birke viel Nahr- und Schmackhaftes, sogar Wohltuendes: zarte Blätter und süßlichen Saft, der im Frühjahr aus dem angebohrten Stamm quoll.
Zugreifen im Supermarkt Birke
Nicht zuletzt lieferte ihnen der Baum eines der wohl wichtigsten Arzneimittel jener Zeit: den Birkenporling. Innerlich angewendet, linderte der Baumpilz ihre Verdauungsbeschwerden. Als Wundauflage wirkte er entzündungshemmend; wohl deshalb trug Eismann „Ötzi“ während seiner Wanderung auf Lederbändern aufgefädelte Porlinge mit sich.
Das Wissen um die vielen Vorzüge und Verwendungsmöglichkeiten der Birke überdauerte die Zeit. Noch Wilhelm Busch (1832–1908) rühmte sie als einen Baum „zu Nutz und Freude“. Erst seit dem vergangenen Jahrhundert ist sie in Verruf geraten, wird gemieden und geschmäht.
Jüngst aber, so scheint es jedenfalls, erlebt die Birke ein Comeback. Wissenschaftler widmen ihr Projekte, Heilkräuter-Expertinnen Seminare, Köche kreieren Birken-Rezepte, in beinahe jeder Apotheke und Drogerie ist Birkenwasser zu haben. Die Botschaft dahinter, unisono: Es lohnt sich, mal wieder im Supermarkt Birke zuzugreifen. Zeit für Selbstbedienung.
In "GEO Wissen Ernährung" lesen Sie noch mehr zur Birke als Nutzpflanze. Außerdem im Heft: Was gutes Brot ausmacht, wie gesund Kuhmilch wirklich ist und vieles mehr. Jetzt im GEO Shop bestellen.