Wenn das Mehl Klümpchen bildet und von Fäden durchzogen ist, sich zwischen schwarzen Schokostreuseln weiße Raupen winden oder es im Müsli flattert – dann sind Lebensmittelmotten am Werk.
Die Insekten im Essen sind ziemlich unappetitlich, aber sind sie auch gesundheitsschädlich? Hilft Einfrieren wie oft geraten gegen den Befall? Woher kommen Lebensmittelmotten und wie wird man sie wieder los? Vielleicht haben Sie verdächtige Spuren in Ihren Vorräten entdeckt und stellen sich diese Fragen. Hier sind die Antworten:
Dörrobstmotte, Mehlmotte, Speichermotte: Welcher Falter flattert da?
Lebensmittelmotten zählen trotz ihres unscheinbaren Aussehens zu den Schmetterlingen, genauer zur Familie der Zünsler. Um einen Mottenbefall zu erkennen, hilft es zu wissen, in welchen Varianten die Tierchen auftreten. Im Vorratsschrank wird Ihnen wahrscheinlich eine dieser Arten begegnen:
- Am häufigsten befällt die bis zu einem Zentimeter lange, stabförmige Dörrobstmotte (Plodia interpunctella) häusliche Vorräte. Sie besitzt einen spitzen braunen Kopf, eine helle Flügelmitte und dunkle Flügelenden.
- Die zweithäufigste Art ist die Mehlmotte (Ephestia kuehniella). Sie ist silbrig-grau gefärbt und mit bis zu 14 Millimetern Körperlänge etwas größer als die Dörrobstmotte.
- Seltener anzutreffen ist der Mehlzünsler (Pyralis farinalis). Zu erkennen an breit gefächerten Flügeln von bis zu drei Zentimetern Spannweite, die hübsch gezeichnet sind.
- Die Speichermotte (Ephestia elutella) oder Kakaomotte ist vor allem in Industrielagern, ab und an aber auch in Privathaushalten zu finden. Ihre Flügel sind verschieden braun gemustert. Ihr Körper misst ungefähr einen Zentimeter.
- Ferner führt das Umweltbundesamt auf seiner Internetseite die Samenmotte und die Kornmotte auf.
Die Falter mit der Lupe zu bestimmen ist allerdings nicht erforderlich. Lebensmittelmotten werden alle auf dieselbe Art bekämpft.
Der Lebenszyklus einer Motte: Ei, Larve, Puppe, Falter
Nicht nur Aussehen und Farberscheinung, auch der Lebenszyklus der verschiedenen Arten ähnelt sich. Die Dörrobstmotte etwa legt bis zu 600 Eier auf einem geeigneten Nährsubstrat ab. Daraus schlüpfen zunächst winzige gelblich-weiße, rötliche oder grünliche Raupen, die sich an Mehl oder Backwaren fett fressen. Die Larven sitzen auch häufig in Gespinströhrchen zwischen Kotkrümeln.
Unter optimalen Bedingungen, zum Beispiel in einer feucht-warmen Küche, dauert die Entwicklung von Plodia interpunctella etwa einen Monat. In dieser Zeit häuten sich die Larven bis zu fünf Mal und werden bis zu 17 Millimeter lang. Für ihre letzte Verpuppung zum Falter suchen sie sich ein entlegenes Versteck. Die ausgewachsenen Motten leben etwa zwei Wochen, in denen sie sich paaren und die Weibchen Eier legen.
Die Mehlmotte (Ephestia kuehniella) legt an die 500 Eier, die für ihre Entwicklung etwa 50 Tage brauchen, bei der Speichermotte (Ephestia elutella) sind es 300 Eier und 42 bis 95 Tage. Beim Mehlzünsler (Pyralis farinalis) kann sich das Larvenstadium sogar bis zu zwei Jahre hinziehen.
Wo kommen Lebensmittelmotten her und welche Lebensmittel befallen sie?
Da die winzigen Falter nicht besonders weit fliegen, werden sie vor allem mit kontaminierten Lebensmitteln eingeschleppt. Übliche Verdächtige sind "offene" Lebensmittel wie Mehl- und Zuckerpakete, Schokostreusel oder Tierfutter. Aber selbst in Plastik eingeschweißte Lebensmittel sind nicht sicher. Alle Mottenarten befallen ähnliche Nahrungsmittel. Ganz oben auf ihrem Speiseplan stehen vor allem, aber nicht nur, stärkehaltige Produkte:
- Getreideprodukte wie Mehl, Haferlocken oder Nudeln
- Hülsenfrüchte wie Bohnen oder Erbsen
- Nüsse und Samen, etwa Sonnenblumenkerne
- Dörrobst, Dörrgemüse und getrocknete Pilze, selten frisches Obst
- Gewürze, Tees und Heilkräuter
- Hefe, Trockenmilch, Soja, Kakao und Schokolade
- Trockentiernahrung.
Wie erkennen ich einen Mottenbefall an Lebensmitteln?
Eine einzelne Motte ist ein Alarmzeichen, muss aber noch kein Problem bedeuten. Eindeutig auf einen Befall weisen Maden und Gespinste der Tiere in Lebensmitteln sowie eine große Zahl an Faltern hin. Klebefallen locken ausgewachsene Männchen an und können ebenfalls helfen, einen Befall sichtbar zu machen.
Können sich Mottenlarven durch Plastik und Schraubverschlüsse fressen?
Ja. Berichten zufolge können Mottenlarven sich durch Plastikverpackungen hindurchfressen. 2017 wurde sogar eine Mottenart entdeckt, die in der Lage ist, Plastik zu verdauen. Auch kleinste Löcher und Ritzen bieten den Larven ein Einfallstor.
Schraubverschlüsse überwinden die Larven, indem sie in Lebensmittelresten am Deckelrand ausharren, bis dieser geöffnet wird und dann schnell hineinkriechen.
Bei der Auswahl der Vorratsgefäße gilt es darauf zu achten, dass diese möglichst dick und luftdicht sind. Bestenfalls werden geleerte Behältnisse gründlich, etwa in der Spülmaschine, gereinigt, bevor man neue Lebensmittel einfüllt. Ein Verschluss mit Gummilippe hilft zusätzlich, heimliche Mitesser fernzuhalten.
Lebensmittelmotten bekämpfen ohne Gift in fünf einfachen Schritten
1. Befallsherd finden:
Besteht der Verdacht, dass Vorräte von Motten befallen sind, gilt es zunächst die Keimzelle des Befalls ausfindig zu machen. Dazu müssen alle Vorräte herausgenommen und genau untersucht werden. Durch Schütteln lassen sich Verklumpungen und Gespinste identifizieren. Auch die Schränke selbst und etwaiges Tierfutter sollten abgesucht werden. Mottengelege lassen sich mit einer Lupe erkennen. Sie sehen aus wie winzige weiße oder cremefarbene Brösel. Größere Raupen und Falter sind auch mit bloßem Auge zu erkennen.
2. Wegwerfen oder Einfrieren:
Bereits befallene Lebensmittel sollten auf jeden Fall entsorgt werden. Bei Lebensmitteln, die in Ordnung aussehen, also keine Larven oder Gespinste aufweisen, lassen sich durch Einfrieren etwaige Eier oder Junglarven unschädlich machen. Eine Woche bei -18 Grad Celsius tötet diese zuverlässig ab.
3. Schrank reinigen:
Es empfiehlt sich, das Innere der Vorratsschränke gründlich auszusaugen (Staubsaugerbeutel anschließend entsorgen) und mit Essigwasser zu wischen. Mit einem heißen Föhn lassen sich etwaige Larven und Eier in Ritzen abtöten. Vorsicht: Zu intensive Hitze kann Föhn und Schrank beschädigen. Diese Maßnahme sollte alle zwei Wochen wiederholt werden.
Von chemischen Bioziden ist abzuraten, da sie oft Nervengifte enthalten, die für Menschen und Haustiere deutlich gefährlicher sind als die Motten selbst, zumal es gute Alternativen gibt. Bei Anti-Motten-Produkten im Handel schauen Sie am besten nach entsprechenden Warnhinweisen auf der Rückseite und lassen das Produkt im Zweifel liegen. Vor allem in Haushalten mit Babys, Schwangeren und Kranken haben Biozide nichts zu suchen.
4. Nützlinge einsetzen:
Mit Schlupfwespen (Trichogramma evanescens) lassen sich so gut wie alle Lebensmittelmotten bekämpfen. Die Insekten, die mit 0,4 Millimeter Größe kleiner sind als ein i-Punkt, spüren Motteneier zuverlässig bis in jede Ritze auf und parasitieren diese mit ihren eigenen Eiern. Das hat zwei Vorteile: Die Mottenlarven sterben und die Schlupfwespen bringen die nächste Generation hervor, die erneut auf Beutezug geht. So erledigt sich das Problem auf natürliche Weise. Sind keine Motteneier mehr vorhanden, sterben die Schlupfwespen einfach ab und werden Teil des Hausstaubs.
Im Internet können Karten mit Schlupfwespen bestellt werden. Es wird empfohlen, die Behandlung im Abstand von 10 Wochen drei bis vier Mal zu wiederholen, um auch wirklich alle Motten zu erwischen. Die Sorge, dass die hochspezialisierten Parasiten Menschen oder Haustiere belästigen oder gar befallen könnten, ist unbegründet.
5. Kontrolle mit Klebefallen:
Klebefallen mit Pheromonen deuten frühzeitig auf einen erneuten Befall hin. Sie enthalten Sexuallockstoffe und ziehen Männchen an, die daran kleben bleiben und langsam verenden. Klebefallen sind allerdings nicht gerade tierfreundlich und auch nicht als alleinige Bekämpfungsmaßnahme geeignet.
Kann ich mit Lebensmittelmotten befallene Lebensmittel noch essen?
Nein. Das Umweltbundesamt schreibt, dass befallene Lebensmittel nicht mehr gegessen werden sollten. Der Grund sind Allergene. Diese gehen entweder auf die Motten selbst, ihre Larven, deren Ausscheidungen und Gespinste oder auf eingeschleppte Pilze und Milben zurück. Sie können Allergien, Hautproblemen oder Magen-Darm-Erkrankungen auslösen, warnt laut Medienberichten unter anderem Michèle Bandoly vom Umweltbundesamt. Selbst gründliches Erhitzen kann die Allergene nicht vollständig zerstören.
Wie beuge ich einem Befall vor?
Nicht nur Motten können Lebensmittel befallen, auch andere Schädlinge wie Schaben, Papierfischchen oder Mehlmilben werden schnell zur Plage. Deshalb sollte man sich grundsätzlich angewöhnen, Lebensmittel zu Hause nach dem Einkauf in dicht verschließbare Behälter aus dickwandigem Plastik, Glas oder Keramik umzufüllen. Das gilt auch für Haustier- und Vogelfutter. So können Mottenweibchen nicht ins Innere gelangen, um ihre Eier abzulegen und ein etwaiger Befall bleibt auf das eine Gefäß beschränkt.
Je weniger Lebensmittel im Haus sind und je schneller sie aufgebraucht werden, desto weniger Chance haben Schädlinge, sich unbemerkt einzunisten. Krümel im oder unter dem Vorratsschrank und in Fugen gilt es regelmäßig zu entfernen. Eine kühle und trockene Lagerung dämmt die Entwicklung der Motten ebenfalls ein, da sie es warm und feucht bevorzugen.
Wer ganz sichergehen will, hält etwaige am Fenster vorbeifliegende Motten aus Nachbarwohnungen mit Fliegengittern auf Abstand und dichtet Ritzen im Vorratsschrank ab. Ferner sollen Düfte von Lorbeer, Lavendel, Nelken, Zedernholz, Pfefferminze, Patchouli oder Thuja, etwa als Duftsäckchen, die Tiere fernhalten. Sie müssen allerdings erneuert werden, sobald der Duft verfliegt. Zudem wirken sie auf eingesetzte Schlupfwespen abschreckend – und mitunter auch auf menschliche Nasen.