GEO: Seit wann haben wir im Deutschen ein Wort für Heimat?
Simone Egger: Die ersten Formen tauchen schon im 15. Jahrhundert auf. Heimat ist im deutschsprachigen Raum zunächst ein Recht – man hat Heimat. Das kann man als frühe Sozialversicherung verstehen: Es ist ein Anspruch auf Versorgung durch die Gemeinde. Mit Heimat ist auch der Besitz gemeint. Das hat etwas damit zu tun, wie die Erbfolge ist in einer bestimmten Region, es gab zum Beispiel den Spruch: "Der Älteste kriegt die Heimat."
Die anderen mussten den Hof verlassen.
Genau. Wenn es acht Kinder gab und einer hat den Hof übernommen, mussten sieben schauen, wie sie weiterkommen. Die Mädchen haben normalerweise irgendwohin geheiratet, die mussten diese erste Heimat also eh verlassen. Und die Söhne, die Knechte wurden, die hatten auch keinen Anspruch darauf. Im Grunde war der Großteil der Menschen heimatlos.