Es darf nicht bleiben, wie es ist. Er erträgt es nicht, wie könnte er? In einer gottgewollten Welt wäre die Macht seine allein, unbestritten, unbegrenzt. Vollkommen, allgewaltig, absolut. Keine Gesetze, die seinen Willen in die Schranken weisen, keine Verfassung, die ihn zwingt zu dulden, dass andere Menschen mitregieren.
"Das Prinzip der Volksautorität, das sich immer mehr ausbildet und mit seinem Gifte alles begeifert, muss ausgerottet werden", schreibt der König. "In einer Monarchie, wie sie sein muss, soll alles wie die Strahlen der Sonne vom Monarchen ausgehen und auf ihn sich zurückbeziehen. Er soll das Haupt, die Seele, mithin der eigentliche Lebensnerv des Staates sein."
Mehr als fünf Jahre sind vergangen, seit er den Thron bestiegen hat. Nun notiert Ludwig II., König von Bayern, im Sommer 1869 seinen Widerwillen gegen die bestehende Ordnung seines Staates. "Sachen, die freilich nicht sogleich, aber durch richtiges Vorgehen und Handeln wieder zu erreichen sind", überschreibt er das Schriftstück.

Es geht um mehr als Überzeugungen. Das Papier ist eine Absichtserklärung. Ludwig will sein Land zurückführen, abkehren von konstitutioneller Monarchie, Verfassung, Volksvertretung, zurück zum absoluten Königtum früherer Zeiten. Kurz: Der König plant den Staatsstreich. Und in diesem Sommer nimmt seine Idee vom Umsturz ihren Anfang.