Webpage des Fotografens Dominique de Rivaz
Auf dem 67. Breitengrad, nördlich des Polarkreises, liegt Schoina. In der Sprache der Nenzen, der letzten Nomaden Russlands, bedeutet das Wort Schoina auch "verfluchter Ort". Anfang des 20. Jahrhunderts war das Dorf noch einer der wichtigsten Fischereistandorte Russlands. Eine riesige Fischkonservenfabrik sorgte für Arbeit und ein "gutes Leben" im Norden Russlands. 1941 zerstörte ein Sturm die Fabrik. Zehn Jahre später war die Barentssee durch die Fangflotten von Schoina, Archangelsk und Murmansk total überfischt - und das arktische Ökosystem aus dem Gleichgewicht gebracht.
Der Meeresgrund ist von den Schleppnetzen zerstört und die Wellen spülen seitdem stetig Sand ans Ufer - zehntausende Tonnen feiner Sandkörner nehmen das Dorf Stück für Stück ein. Die beiden Fotografen Dominique de Rivaz und Dmitri Leltschuk reisten in diese "nördlichste Wüste der Welt", wie die Russen sie nennen. In ihrem Bildband "Die Sandmenschen von Schoina", der in der Till Schaap Edition erschienen ist, dokumentieren sie das Leben an diesem "verfluchten Ort".
Sie zeigen in Schwarzweiß und Farbe, wie der Sand in die Straßen, in die Häuser und in die Schweineställe einzieht, wie die Kinder im Sand spielen und die Sandkörner den übrig geblieben Industrieschrott aus den "fetten Jahren" einnehmen. Die meisten Menschen haben Schoina verlassen, doch rund 300 sind geblieben. Sie bleiben, weil es ihre Heimat ist und - wie es im Vorwort von Cédric Gras - heißt, "weil es immer noch besser ist als in einer anderen Stadt arm zu sein".

Weblinks
Webpage des Fotografens Dmitri Leltschuk
Webpage von Tilll Schaap Edition