Webpage des Fotografens Peter Bialobrzeski
"Ohne Zerstörung kein Aufbau" - dieses Zitat von Mao Tse-tung scheint in China beim Bau neuer Städte noch immer Gesetz zu sein. Doch einige Bewohner verharren in ihren Eigenheimen und setzen sich gegen diese rigorose Modernisierungswelle zur Wehr. Oft sind es baufällige Hütten, dem Abriss geweihte Eigenheime, die eingezwängt zwischen zweckmäßigen Neubauten stehen. In China werden sie Dingzihù genannt.
Der deutsche Fotograf Peter Bialobrzeski widmet diesen Gebäuden eine Werkserie mit dem Namen "Nail Houses" - Nagelhäuser. Sein gleichnamiger Bildband, der im Sommer 2014 im Hatje Cantz Verlag erschienen ist, zeigt diese "Trutzburgen", die sich wie Nägel aus einem Brett hervortun - und unzerstörbar erscheinen.
Einsam und stolz stehen sie oft inmitten von Neubauten. Auf den ersten Blick scheinen sie unbewohnbar zu sein. Doch ein brennendes Licht im Innern oder ein parkendes Auto vor der Tür verrät: Diese einfachen Behausungen sind ein Zuhause.
Die Werkserie "Nail Houses" ist der letzte Teil der Trilogie "Habitat" von Peter Bialobrzeski. Er fotografierte vorher bereits Slumsiedlungen in Asien und Südafrika, die "Case Study Homes" und "Informal Arrangements". Mit seinem letzten Teil der Abrisshäuser in Shanghai setzt der Professor der Fotografie nicht nur den Gebäuden ein Denkmal, sondern gibt auch den hartnäckigen Widerständlern eine Stimme.
Zwar ist seit 2007 das entschädigungslose Enteignen per Gesetz eigentlich nicht mehr möglich, doch es kommt immer noch zu Zwangsräumungen ohne Ausgleichszahlungen. Auch eine Behörde, die eigentlich das kulturelle Erbe schützen soll, greift hier nicht ein. Peter Bialobrzeski wirft daher mit seiner Werkserie auch unangenehme Fragen auf. Dem Forum für Fotografie sagte er: "Für mich ist ganz wichtig, dass ein Bild den Betrachter verzaubern kann. Aber dann muss es Fragen aufwerfen, eine zweite Ebene besitzen. So kommen Journalismus und Kunst zusammen."
Weblinks
Link zum Hatje Cantz Verlag