Alle Läufe und Expeditionen gibt es hier gesammelt.
Früher rauchte Ray Zahab eine Packung Zigaretten am Tag. Bis er sich entschied, sein Leben zu ändern. Inzwischen joggt der 44-jährige Kanadier durch die Welt, durch die Sahara, die Atacamawüste und jetzt 2.100 Kilometer durch die Mongolei und die Wüste Gobi. Diese Touren unternimmt er nicht nur, um sich selbst etwas zu beweisen, sondern für einen guten Zweck. Im Interview spricht er über seine Beweggründe und über unvergessliche Momente.
GEO.de:Sie sind durch die Wüste Gobi gejoggt. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?
Ray Zahab: Jedes Jahr veranstalte ich mit meiner Organisation Impossible2Possible zwei Expeditionen für Jugendliche. Wir nutzen diese Expeditionen und Abenteuer als Weg Jugendliche zu stärken, ihnen zu zeigen, wie viel sie schaffen können, um so unsere globale Gemeinschaft zu festigen. Während der Tour lernen sie Flora und Fauna, die Kultur und die Besonderheit dieser Orte kennen. Ich wollte mir die Wüste Gobi anschauen, weil wir nächstes Jahr mit den Jugendlichen dorthin möchten. Sie werden natürlich nicht die ganze Strecke laufen, wir planen sieben bis zehn Tage. Außerdem erstelle ich ein Video- und Bildarchiv über die komplette südliche Mongolei: Kultur, Landschaft und Biodiversität. Dieses Archiv werde ich allen Schulen dieser Welt kostenlos zur Verfügung stellen.
Sie waren mal Kettenraucher, wie haben Sie sich zum Langstreckenläufer gewandelt?
Ende der 90er Jahre war ich an einem Punkt angelangt, an dem ich mich gefragt habe, was ich mit meinem Leben anfangen will. Ich habe nie ein College besucht oder studiert und lebte extrem ungesund. Es war die Entscheidung, mein Leben von Grund auf zu ändern, Teil davon war es das Rauchen aufzuhören und bewusster zu leben. Das Laufen ergab sich in diesem Zuge, ich bin nicht eines Tages aufgewacht und habe gedacht: "Hey, ich laufe jetzt Distanzen."
2.100 Kilometer durch die Wüste Gobi - wie bereiten Sie sich auf solche Expeditionen vor?
Ich habe mich ein Jahr intensiv mit Ausdauer- und Krafttraining vorbereitet und war relativ schnell soweit, dass ich mühelos 150 Kilometer die Woche laufen konnte. Bei der Gobi-Expedition hatte ich ein Team dabei, das hat die Sache natürlich erleichtert, denn ich musste kein Gramm tragen. Ganz anders, als ich zum Südpol unterwegs war: Hier hatte ich nur zwei Begleiter, jeder von uns zog einen schweren Schlitten. So betrachtet, war die Gobi nicht meine größte Herausforderung.
Sondern?
Alles in allem habe ich 17 Expeditionen unternommen. Ich bin durch die Sahara, die Atacama und jetzt die Gobi gelaufen. Die schwersten und schlimmsten Tage aber hatte ich 2011 im Death Valley. Trotz 96 Litern Flüssigkeit, die ich in nur vier Tagen getrunken hatte, hatte ich das Gefühl zu verdursten. Aber Gobi kommt direkt danach, das war auch sehr anstrengend.
Wie haben Sie sich unterwegs ernährt, und wo haben Sie geschlafen?
Neben der Filmcrew hatten wir ein Team aus der Mongolei dabei, das sich um die Versorgung gekümmert hat. Je nachdem, wo wir gerade waren, gab es Kartoffeln, Reis oder auch mal nur Ziegenfleisch. Da die Teams mit Jeeps unterwegs waren, konnten sie vorfahren und unser Zeltlager vorbereiten.
Wie haben die Menschen in der Wüste Gobi auf Sie reagiert?
Erst mal etwas verwundert. Warum tut man sich das an, war die erste Frage. Aber nachdem sie die Erklärung gehört hatten, unterhielten wir uns über ganz alltägliche Dinge: Kinder, das Leben, das Wetter. Das Laufen war für diese Unterhaltungen einfach nur ein genialer Eisbrecher.
Welcher Moment ist für Sie das Sinnbild der Gobi-Expedition? Woran erinnern Sie sich am liebsten?
Schwer zu sagen. Aber was mir sofort durch den Kopf schießt: Ich war an vielen Tagen allein unterwegs, irgendwo im nirgendwo. Meine Crew ist oft vorgefahren, besonders das Kamerateam, um zu drehen. Eines Tages sah ich am Horizont die Staubwolke des Jeeps auf mich zukommen und das Team erzählte, dass im nächsten Ort ein Pferderennen stattfindet. Als ich ankam, waren die Jockeys fast im Ziel, und auf den Pferderücken saßen nur Kinder. Für die Kids war es DER Tag des Jahres, ein zehnjähriges Mädchen gewann das Rennen. Ihr Stolz, ihre Anmut und die Bedeutung dieses Rennens für sie und die Dorfgemeinschaft bleiben mir wohl immer in Erinnerung, vielleicht auch weil ich zwei Kinder habe.