Mit ihren acht Armen voller Saugnäpfe, dem Eingeweidesack, einem höchst flexiblen Körper ohne jeden Knochen und drei Herzen, die blaues Blut durch ihre Adern pumpen, gehören Kraken zu den fremdartigsten und faszinierendsten Meereswesen.
Vor allem aber bestechen die Weichtiere durch ihre enorme Intelligenz: Manche Spezies täuschen potenzielle Räuber, indem sie die Gestalt eines giftigen Tieres imitieren. Dann verwandeln sich die formbaren Kopffüßer optisch zum Beispiel in eine Seeschlange oder einen Rotfeuerfisch.
Kraken haben ein exzellentes Gedächtnis – und eine Art Unterwasser-Landkarte im Kopf
Je nachdem verschmelzen die Illusionskünstler auch urplötzlich mit ihrem Untergrund, nehmen Gestalt und Farbe einer Koralle an. In Sekundenbruchteilen ändern sie ihre Hautfarbe – etwa von kreidebleich zu rostrot zu schwarz gebändert. Dafür variieren spezielle Muskeln die Form von Pigmentzellen.
Oktopusse besitzen zudem ein exzellentes Gedächtnis, prägen sich etwa Wegmarken ein. Außerdem spielen sie gern: Manche in Aquarien gehaltene Tiere spritzen zum Zeitvertreib Wassersalven auf Plastikbehälter oder sich näherndes Personal. Und sie haben individuelle Persönlichkeiten: Der eine Krake mag schüchtern sein, ein anderer neugierig oder draufgängerisch.
Die Weichtiere können komplexe Probleme lösen: In Experimenten schaffen sie es, Gefäße mit kindersicheren Drehverschlüssen zu öffnen. Ihre Saugnäpfe – einzeln beweglich – sind Präzisionswerkzeuge, die ihnen bei derlei Aufgaben helfen.
Und natürlich ihr Gehirn. Besser gesagt: Ihre neun Gehirne. Denn neben dem Hauptdenkorgan, das sich wie ein Ring um die Speiseröhre spannt, besitzen sie noch acht neuronale Rechenzentren, jedes davon zuständig für einen der Arme. Kaum verwunderlich, dass die Kopffüßer als die intelligentesten wirbellosen Tiere der Welt gelten.