Ihr Name ist irreführend: Die Spanische Fliege ist keine Fliege, sondern ein Käfer. Genauer gesagt: ein Ölkäfer. Bei Berührung presst das grünlich schillernde Krabbeltier winzige Tropfen eines öligen Sekrets aus seinem Mund und den Beingelenken.
Eine effektvolle Verteidigungsmaßnahme: Denn die schmierige Substanz enthält Cantharidin, ein Reizgift, das auf der Haut zur Bildung schmerzhafter Blasen führt – ganz so, als hätte man sich verbrannt. Nur die Männchen produzieren das Sekret, doch bei der Paarung übertragen sie das toxische Öl auf die Weibchen. Diese wiederum bestreichen ihre Eier damit. So ist der Nachwuchs vor Fressfeinden sicher.
Manche Tiere dagegen profitieren von dem Gift. So werden verschiedene Insekten von Cantharidin angelockt, nehmen den Stoff auf und lagern ihn zum Schutz in ihrem Körper ein. Und die afrikanische Sporngans frisst ganz gezielt Ölkäfer – wodurch sie zu einem der ganz wenigen giftigen Vögel wird.
Je nach Dosierung führt das Gift bei Männern zu einer Dauererektion
Bei Menschen wirkt der Verzehr von Cantharidin sehr anregend auf den Harntrakt. Betroffene empfinden ein unangenehmes Kribbeln, spüren starken Harndrang, können aber kein Wasser lassen. Mitunter kommt es zur Blasenentzündung, zur Schädigung der Nieren, zum Kreislaufkollaps. Schon 0,03 Gramm Cantharidin sollen tödlich sein.
Doch je nach Dosierung kann der Käfersaft auch eine willkommene Wirkung entfalten. Zumindest bei Männern: eine (wenn auch oft schmerzhafte) Dauererektion. Nicht verwunderlich, dass die Spanische Fliege schon in der Antike – zu Pulver zerrieben – als Potenzmittel geschätzt wurde. Heute gibt es freilich weniger riskante Wirkstoffe. Dass aber der Verzehr des Insekts auch noch die Lust steigert, seine Essenz also als Aphrodisiakum taugt, gehört ins Reich der Mythen.
Und doch hat Cantharidin nicht ausgedient: In niedriger Dosierung steckt es in Warzenpflastern.