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Artenschutz Sie galt als ausgestorben: Takahe läuft wieder durch die Berge Neuseelands

Mit ihrem kräftigen Schnabel können Südinsel-Takahes auch Pflanzenteile aus der Erde graben
Mit ihrem kräftigen Schnabel können Südinsel-Takahes auch Pflanzenteile aus der Erde graben
© Michael / Adobe Stock
Südinsel-Takahes wurden 1898 für ausgestorben erklärt. Und bekommen nun eine zweite Chance. Naturschützer geben sich optimistisch, dass die gänsegroßen, flugunfähigen Vögel in Neuseeland eine Zukunft haben

Sie sind etwa so groß wie eine Gans, aber kugelrund und flugunfähig. Und sie fallen durch ihren kräftigen karminroten Schnabel auf: Südinsel-Takahes (Porphyrio hochstetteri) gehören zu den charismatischen Vogelarten Neuseelands – von denen viele nach der Ankunft der Europäer verschwanden.

Auch die Südinsel-Takahe wurde im Jahr 1898 für ausgestorben erklärt. Allerdings irrtümlich: 50 Jahre später entdeckte der Arzt Geoffrey Orbell in den entlegenen Murchison Mountains im Südwesten der Südinsel die letzte wild lebende Population der plump wirkenden, bis zu 3,8 Kilogramm schweren Vögel mit kurzen Flügeln, langen Beinen und Zehen. Die Wiederentdeckung markierte den Beginn des heute ältesten Artenschutzprogramms Neuseelands.

Wie das neuseeländische Naturschutzministerium  mitteilt, wurden nun in einem abgelegenen Gebiet im Norden der Südinsel neun geschlechtsreife Paare ausgewildert. Bis zum Frühjahr 2024 sollen weitere 17 Jungtiere folgen. Die Naturschützer*innen hoffen, dass die Tiere in ihrem früheren Habitat im Greenstone Valley eine stabile Population aufbauen können.

Entscheidend für den Erfolg wird nicht nur ein ausreichendes Nahrungsangebot für die Pflanzenfresser sein – sondern auch die erfolgreiche Bekämpfung potenzieller Fressfeinde. Denn von deren Zahl hängt der Bruterfolg der bodenbrütenden Vögel ab. "Die Fallenjagd auf Hermeline, Frettchen und verwilderte Katzen hat die Zahl der Jäger stark dezimiert", sagt die verantwortliche Projektleiterin, Deidre Vercoe, in einer Presseerklärung des Naturschutzministeriums. "Sie niedrig zu halten ist entscheidend, damit die ausgewilderten Takahe-Populationen überleben können."

Takahes sind mit Bläss- und Teichhühnern verwandt

Die Vögel mit dem blauschwarz schillernden Gefieder gelten als die weltweit größte Rallen-Art und sind mit unseren Bläss- und Teichhühnern verwandt. Sie entwickelten sich in einem Ökosystem, in dem Landsäugetiere als Nahrungskonkurrenten fehlten.

Rund die Hälfte der heute lebenden 500 Tiere wird in Gefangenschaft gehalten und vermehrt, die andere Hälfte lebt ausgewildert in großen unzugänglichen Gebieten ihres ursprünglichen Verbreitungsgebietes: in den Murchison Mountains und im Kahurangi National Park auf der Südinsel Neuseelands. Um rund acht Prozent wächst die Population jährlich. Jedes Küken zählt, denn die Tiere brüten nur einmal im Jahr und ziehen nur ein bis zwei Küken auf.

Eingeschleppte Fressfeinde hätten die Spezies fast ausgelöscht

Für die indigenen Stämme Neuseelands waren die Vögel einst eine wichtige natürliche Ressource: Die Federn verarbeiteten sie zu Umhängen und Kleidung, aus den Knochen fertigten sie Nadeln und andere Haushaltsgeräte. Zum Beinahe-Aussterben der Südinsel-Takahe am Ende des 19. Jahrhunderts trugen nicht nur die Jagd, sondern auch aus Europa eingeschleppte Fressfeinde, die Zerstörung ihres Lebensraumes und Nahrungskonkurrenz mit eingeführten Hirschen bei. Im Unterschied zur Südinsel-Takahe gilt ein naher Verwandter, die Nordinsel-Takahe, bis heute als ausgestorben.

Zeuge der Freilassung der 18 Südinsel-Takahes war der 87-jährige Tā Tipene O’Regan. Als Junge begleitete er seinen Vater auf jene Expedition im Jahr 1949, die die Existenz der Population nach der Wiederentdeckung 1948 bestätigte. "Mit der vergangenen Woche schloss sich ein sehr großer Kreis", sagte er dem Guardian. "Es ist eine absolute Freude."

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