Mythos Nr. 1: Weiße Haie machen Jagd auf Menschen
Faktencheck: Stark übertrieben.
Spätestens, seit der Blockbuster "Der Weiße Hai" (englisch "Jaws") 1975 in die Kinos kam, ist der Ruf des größten fleischfressenden Hais ruiniert. Völlig zu Unrecht. Wie der Shark Attack Report verzeichnet, gab es 2024 gerade einmal 47 unprovozierte Verletzungen – durch alle Hai-Arten zusammengenommen. Tödlich waren nur vier Attacken.
Auch wenn das aufgerissene Maul von Weißen Haien Furcht einflößt: Durch das Gift völlig unscheinbarer Quallen sterben jedes Jahr mehr Menschen als bei Hai-Angriffen. Der Grund: Menschen gehören einfach nicht zum Beutespektrum der Weißen Haie; die meisten Angriffe geschehen aus Neugier oder aus Versehen. Haie sind, ganz im Gegenteil, wehrlose Opfer des Menschen: Schätzungen zufolge werden jedes Jahr 100 Millionen Haie von Menschen getötet. Als Beifang, wegen ihrer Flossen oder ihrer nährstoffreichen Leber. Der Weiße Hai ist deswegen auf der Roten Liste als "gefährdet" eingestuft.
Mythos Nr. 2: Der Weiße Hai ist der furchterregendste Jäger der Ozeane
Faktencheck: Stimmt nicht.
Es gibt nämlich ein Lebewesen, das furchterregender ist – zumindest aus der Sicht der vermeintlichen Top-Predatoren der Ozeane: Schwertwale, auch Orcas genannt. Laut Studien ergreifen Weiße Haie die Flucht, wenn Orcas im Anmarsch sind – und kehren dann lange nicht in ihre Heimatgewässer zurück. Mit gutem Grund. Denn die sozialen und intelligenten Orcas sind besonders gerissene – und aus menschlicher Sicht auch grausame – Jäger, die auch vor Weißen Haien nicht zurückschrecken. Sie greifen die Haie gemeinsam an, um sie aufzuschlitzen und ihnen ihre Leber zu entreißen. Den sterbenden Hai überlassen sie seinem Schicksal.

Mythos Nr. 3: Menschliches Blut versetzt Weiße Haie in einen Blutrausch
Faktencheck: Stimmt nicht.
Haie haben sehr feine Nasen. So besagt ein weiterer Mythos, dass ein Hai einen Tropfen Blut in einem Olympia-Schwimmbecken riechen könne – also einen mit 2,5 Millionen Litern Wasser verdünnten Tropfen Blut. Das dürfte allerdings stark übertrieben sein. Vor allem aber: Anders als Horrorfilme suggerieren, löst menschliches Blut bei Weißen Haien keinerlei Reaktionen aus, von einem Blutrausch ganz zu schweigen. Denn das Blut von Homo sapiens hat eine andere biochemische Zusammensetzung als etwa das von Fischen. Und Menschen gehören nun einmal nicht zum typischen Beutespektrum von Carcharodon carcharias, wie der Weiße Hai wissenschaftlich heißt.
Mythos Nr. 4: Weiße Haie sind Einzelgänger
Faktencheck: Stimmt nur teilweise.
Weiße Haie leben zwar überwiegend allein oder paarweise. Aber ihr Sozialverhalten ist wohl komplexer, als man früher vermutete. So treten Weiße Haie gelegentlich auch in Gruppen von zehn und mehr Tieren auf, in denen – zumal beim Fressen – eine Rangordnung eingehalten wird. Zur Kommunikation untereinander gehören paralleles Schwimmen, gegenseitiges Umkreisen, ein buckelartig erhobener Rücken und angelegte Brustflossen.
Mythos Nr. 5: Weiße Haie sind kaltblütig
Faktencheck: Stimmt nicht.
Lange nahm man an, dass Haie ihre Körpertemperatur an die des Wassers anpassen. Wie die meisten Fische auch. Heute wissen wir: Durch spezielle Anpassungen des Blutkreislaufs gelingt es Weißen Haien und anderen Hai-Arten, die von ihren Muskeln erzeugte Wärme im Körper zu halten. Zudem verfügen Weiße Haie über isolierende Bänder an ihren Schwimmmuskeln, die verhindern, dass die erzeugte Wärme schnell an die Umgebung abgegeben wird. In der Zoologie spricht man daher auch von Teil-Warmblütigkeit. Der Nutzen liegt auf der Hand: Wer seine Körpertemperatur aktiv regulieren kann, dem steht schnell und zuverlässig Energie zur Verfügung – zum Beispiel bei der Jagd.