Kolibri-Illusion Überflieger und Nektarjäger: Kennen Sie schon das Taubenschwänzchen?

Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum)
Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum) im Flug
© Franz Christoph Robiller / picture alliance
Fliegt da ein Kolibri durch meinen Garten? Wer sich diese Frage stellt, sichtet wahrscheinlich gerade ein Taubenschwänzchen. Das Insekt ist nicht so exotisch, wie es aussieht

Als Wanderfalter ist das Taubenschwänzchen in vielen Teilen Europas anzutreffen. Zunehmend wird es auch hierzulande heimisch. Das aus dem Mittelmeerraum stammende Insekt verträgt zwar keinen Frost, überwintert klimawandelbedingt aber immer öfter in milden Regionen Deutschlands.

Der Wanderfalter legt große Strecken zurück

Individuen, die in Südeuropa oder Nordafrika geschlüpft sind, ziehen im Frühjahr nach Süddeutschland. Einige verweilen dort den ganzen Sommer, andere verschlägt es noch weiter Richtung Norden. Laut LBV bringt das Taubenschwänzchen dabei bis zu 3000 Kilometer hinter sich. In ihren Sommerquartieren pflanzen sich die Tiere fort. Je nach Bedingungen vor Ort entstehen pro Jahr mehrere Generationen. Wie der BUND schreibt, kommen die Taubenschwänzchen in Baden-Württemberg auf drei Generationen im Jahr, während es in wärmeren Mittelmeerregionen bis zu vier Generationen sind.

Für die Eiablage suchen die Weibchen vor allem Labkrautpflanzen auf, die den Raupen später als Futter dienen. Wer das Taubenschwänzchen in den Garten locken möchte, bietet ihm also entsprechende Gewächse an. Das können neben dem Echten Labkraut (Galium verum) zum Beispiel das Moor-Labkraut (Galium uliginosum), das Wald-Labkraut (Galium sylvaticum), das Heide-Labkraut (Galium pumilum) oder der Waldmeister (Galium odoratum) sein.

Taubenschwänzchen
Gut getarnt: Befindet sich das Taubenschwänzchen nicht im Flug, ist es leicht zu übersehen
© Falke / Zoonar / picture alliance

Stets auf der Suche nach Nektar

Grundsätzlich kann man das außergewöhnliche Insekt fast überall im offenen Gelände sichten – zum Beispiel in Parks, Gärten oder am Balkon. Voraussetzung sind allerdings nektarreiche Blühpflanzen, denn das Taubenschwänzchen hat einen hohen Energiebedarf. Obwohl es zu den eigentlich nachtaktiven Schwärmern gehört, ist es am Tag aktiv. Schnell und wendig begibt es sich von Blüte zu Blüte und erinnert dabei tatsächlich an einen Kolibri. Immer wieder scheint es in der Luft stehenzubleiben, um mit seinem langen Saugrüssel Nektar aus den Pflanzen zu befördern. Nektarreich sind zum Beispiel Nelken, Schlüsselblumen, Flockenblumen, Ziest oder Natternkopf. Bevorzugt fliegt das Taubenschwänzchen Blüten mit langem, engem Kelch an, denn hier herrscht wenig Konkurrenz - kurzrüsslige Insekten gelangen nicht an den Nektar.

Taubenschwänzchen im Garten erkennen

Das Taubenschwänzchen erkennt man leicht am typischen Schwirrflug. Dabei schlagen die Flügel in hoher Geschwindigkeit und beschreiben die Form einer Acht. Es entsteht ein stabiler Auftrieb, wodurch die Tiere mitten in der Luft auf der Stelle zu stehen scheinen. Auffällig sind auch ihre großen, gedrungenen Körper, die sie optisch von anderen Schmetterlingen abheben. Die Flügelspannweite beträgt etwa 35 bis 50 Millimeter und das dreifarbige Haarbüschel am Hinterleib ist namensgebend, denn es erinnert an die Schwanzfedern von Tauben. Die Raupe wird bis zu 50 Millimeter lang und hat neben der grünen Grundfärbung an jeder Seite jeweils eine weiße sowie eine gelbe Linie. Das spitze Analhorn am Hinterleib ist typisch für Schwärmer. Bei der Taubenschwänzchen-Raupe ist es blau mit gelber Spitze.

Taubenschwänzchen: Raube frisst an Labkraut
Die Raupe des Taubenschwänzchens frisst am Labkraut
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Natürliche Fressfeinde hat das Taubenschwänzchen als Schmetterling kaum, weil es für die meisten Fluginsektenjäger zu groß ist. Für insektenfressende Singvögel sind vor allem die Raupen interessant.

Auch im Winter kann man das Taubenschwänzchen sichten

Laut NABU sind Taubenschwänzchen die einzigen Schwärmer, die als voll entwickelte Schmetterlinge überwintern. Frost überstehen sie allerdings nicht, weshalb die Wanderfalter im Herbst üblicherweise gen Süden ziehen. Immer häufiger gelingen ihnen aber auch Überwinterungsversuche hierzulande - etwa in milden Regionen Süddeutschlands. Wer in Bayern ab September ein Taubenschwänzchen sichtet, kann es dem LBV melden.