Sensationsfund Kleinste Schlange der Welt auf Barbados wiederentdeckt

Fadenschlange kriecht über einen Handrücken
Nur ein dünner Streifen auf dem Handrücken: So winzig ist Tetracheilostoma carlae, die kleinste Schlangenart der Welt. Zum letzten Mal wurde sie im Jahr 2000 auf Barbados gesichtet
© Devin Murphy /re:wild
Jahrzehntelang galt sie als verloren, jetzt haben Forschende sie auf der Karibikinsel entdeckt: eine Fadenschlange, nicht größer als ein Regenwurm

"Ich rieche eine Fadenschlange", hatte Justin Springer noch gescherzt, auch wenn er sich in Wahrheit keine Hoffnungen machte. Doch dann lockerte er den Stein unter einem Baum im Zentrum von Barbados – und tatsächlich: Darunter ruhte ein winziges, dunkles Tierchen, nicht größer als ein Regenwurm. Genauer: eine Barbados-Fadenschlange, Vertreterin der kleinsten Schlangenart der Welt, die nur auf der karibischen Insel vorkommt.

Spingers Fund ist eine Sensation: Die Schlangenart galt lange als verloren. Das bedeutet, dass sie nicht mehr wissenschaftlich nachweisbar ist, also nicht mehr bestätigt gesichtet wird – im Fall von Tetracheilostoma carlae war das zuletzt vor 20 Jahren. Als ausgestorben gelten im Gegensatz dazu jene Arten, von denen sicher das letzte lebende Exemplar verstorben ist.

Gefunden wurde das rare Exemplar im März 2025 auf einer Feldexpedition des Umweltministeriums von Barbados und der Naturschutzorganisation Re:wild, zu der auch Springer gehört. In ihrem Projekt wollen die Ökologen und Biologinnen mehr über die Reptilien der Insel erfahren, um sie besser schützen zu können.

Die Fadenschlange ist ein besonders rares Fundstück: "Nicht viele Menschen haben sie jemals zu Gesicht bekommen, leider," sagt Connor Blades vom Umweltministerium. "Seit 1889 gab es nur eine Handvoll bestätigte Sichtungen."

Die Fadenschlange misst im ausgewachsenen Zustand nur neun bis zehn Zentimeter und kann leicht mit einem Wurm verwechselt werden. Sie legt nur ein einziges Ei pro Nest und lebt als Blindschlange unterirdisch. Anders als die Blindschleiche gehört sie allerdings zu den echten Schlagen.

Justin Springer packte das Tierchen unter dem Stein kurzerhand ein, um es später im Labor genauer zu untersuchen. Die blassen, orangefarbenen Rückenlinien von Kopf bis Fuß und das Schnauzenschild auf der Nase lieferten schließlich den Beweis: Bei dem Exemplar unter seinem Mikroskop handelte es sich um die seltene Fadenschlange. Mittlerweile hat er sie gesund und munter wieder in den Wald von Barbados entlassen.