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Schneller Klimawandel Zwei Grad Temperaturanstieg: Bis zu 40 Prozent mehr Menschen in Gefahr durch Wirbelstürme

Mai 2020: Ein Zyklon hat in im indischen Kalkutta und im benachbarten Bangladesh schwere Verwüstungen angerichtet
Mai 2020: Ein Zyklon hat in im indischen Kalkutta und im benachbarten Bangladesh schwere Verwüstungen angerichtet
© papai/Shutterstock
Ein schneller Temperaturanstieg um zwei Grad Celsius könnte 40 Prozent mehr Menschen der Gefahr von Wirbelstürmen aussetzen, sagt ein Forschungsteam des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung. Entscheidend sei jetzt, den Anstieg zu verlangsamen

Dass Wetterextreme im Verlauf der Erderhitzung zunehmen, gilt als sicher. Doch zu Katastrophen im eigentlichen Sinn werden sie nur da, wo viele Menschen leben. Jetzt haben Forscher und Forscherinnen untersucht, wie sich der Temperaturanstieg auf die Anzahl der Wirbelstürme auswirkt – und wie viele Menschen davon betroffen sein werden.

Das Ergebnis: Schon heute sind potenziell 150 Millionen Menschen, vor allem an den Küsten der Kontinente, von Wirbelstürmen und Taifunen bedroht. Bis zur Mitte des Jahrhunderts können es ein Viertel Prozent mehr sein, sollte sich die globale Durchschnittstemperatur von heute etwas über einem Grad auf zwei Grad Celsius erhöhen.

Berücksichtigt man allerdings das globale Bevölkerungswachstum, steigt der Prozentsatz der Menschen, die bis 2050 zusätzlich von Stürmen bedroht sind, auf 40. Das zeigen die computergestützten Berechnungen des Forschungsteams des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), die im Fachmagazin Nature Climate Change veröffentlicht wurde.

Die alarmierend hohe Zahl ergibt sich nicht nur aus der Zunahme der zerstörerischen Intensität der Stürme – sondern auch aus den allgemeinen Trends der Bevölkerungsentwicklung. In der Forschung wird davon ausgegangen, dass die Weltbevölkerung um die Jahrhundertmitte ihren Höchststand erreicht – um danach stetig abzunehmen.

Regional große Unterschiede

Bei den Auswirkungen gibt es regional große Unterschiede. Ostafrikanische Länder etwa müssen mit einem Anstieg bei den Betroffenen von fast 300 Prozent rechnen, die USA immerhin noch mit 100 Prozent. Auch die zusätzlichen Belastungen für die Gesellschaften werden sehr unterschiedlich sein: "Für die USA wird dies höchstwahrscheinlich zu mehr Wirbelsturmschäden führen, während andere stark betroffene Weltregionen noch zusätzlich von größerer Armut und Zwangsmigration betroffen sein könnten", sagt der an der Studie beteiligte PIK-Forscher Johannes Gütschow.

Auf Deutschland kommen zwar auch auf lange Sicht keine großen Wirbelstürme zu. Doch die Auswirkungen der Sturmkatastrophen werden auch hierzulande spürbar werden: Deutschland, sagt Hauptautor Tobias Geiger vom PIK im Deutschlandfunk, werde indirekt betroffen sein: etwa durch Migrationsströme in Richtung Europa. Auch Handelsketten könnten durch tropische Wirbelstürme unterbrochen werden.

Langsamerer Temperaturanstieg verringert die Zahl der Betroffenen drastisch

Das Team aus Potsdam hat aber auch eine positive Nachricht: Sollte es der Weltgemeinschaft gelingen, die zusätzliche Erderwärmung um ein weiteres Grad Celsius in die zweite Hälfte des Jahrhunderts hinauszuzögern, wird es voraussichtlich zu weit weniger todbringenden Katastrophen kommen. Weil die Bevölkerung in zyklongefährdeten Gebieten dann schon wieder schrumpft.

Die Forscher und Forscherinnen appellieren an die teilnehmenden Nationen des UN-Weltklimagipfels COP26 im November dieses Jahres, rasch zu handeln – und ihre Ambitionen zu erhöhen. Denn die bislang zugesagten Emissionsreduktionen würden, so PIK-Forscherin Katja Frieler, immer noch zu einer Erwärmung von rund zwei Grad bis Mitte des Jahrhunderts führen. Und danach zu einem kontinuierlichen weiteren Anstieg.

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