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Schubladen-Handys Alte Smartphones enthalten Material für Neugeräte der nächsten zehn Jahre

Rund 210 Millionen Schubladenhandys schlummern in deutschen Haushalten
Rund 210 Millionen Schubladenhandys schlummern in deutschen Haushalten
© junpinzon / Adobe Stock
Fast jeder besitzt eines: 210 Millionen Smartphones und Handys liegen ungenutzt in deutschen Schubladen. Sie enthalten kostbare Materialien, die bislang nur zu einem Bruchteil tatsächlich wiederverwertet werden

In deutschen Schubladen schlummert ein Schatz: Der Branchenverband Bitcom schätzt, dass im Jahr 2022 in deutschen Haushalten rund 210 Millionen ausrangierte Handys herumlagen. 87 Prozent der Bürger*innen besitzen demnach mindestens ein nicht genutztes Handy. Die Zahl der Schubladen- oder Schlafhandys dürfte in den kommenden Jahren noch stark ansteigen, denn viele kaufen sich schon nach einem oder zwei Jahren ein neues Modell. Und besitzen damit einen stetig wachsenden Vorrat an Gold, Palladium, Platin, Kobalt, Lithium und anderen Rohstoffen.

Beispiel Gold: Die in einem Smartphone verbaute Menge erscheint mit 0,017 Gramm gering – entspricht aber dem Inhalt von rund 16 Kilogramm Gold-Erz. In den Zeiten von Lieferengpässen, knapper werdender Ressourcen und ausbeuterischen und umweltschädlichen Abbau-Bedingungen in den Herkunftsländern gilt es, diesen Schatz zu heben.

Dass es dabei nicht um Peanuts geht, zeigt eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Demnach würden alle Rohstoffe der Schubladenhandys zusammengenommen ausreichen, um die Bevölkerung zehn Jahre lang mit neuen Smartphones zu versorgen. Zumindest theoretisch. Ein großes Problem ist nämlich, dass die Geräte heute nur schwer recycelbar sind.

"Viele Recyclingprozesse sind noch nicht effizient genug, die Wiederverwertung lohnt sich betriebswirtschaftlich nicht", heißt es in einer Pressemitteilung des IW. Der reine Metallwert eines alten Handys liegt demnach bei lediglich 1,15 Euro. Die Kleinteiligkeit der Geräte erschwere das Recycling.

Recycling fängt mit der Altgeräte-Sammlung an

Doch nicht nur das Recycling muss verbessert werden. Die bessere Lösung sei ohnehin, bereits bei der Produktentwicklung Abfälle zu vermeiden und Geräte und Komponenten professionell aufzubereiten, sagt Studienautorin und Kreislaufwirtschaftsexpertin Adriana Neligan. Hier müsse die Politik unterstützen und "Tempo machen". Und für bessere Anreize für die Sammlung sorgen.

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Nach Angaben der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen fällt in Europa pro Kopf mehr Elektroschrott an als anderswo auf der Welt. Für das Recycling und die Wiederverwertung eingesammelt werden aber nur wenig mehr als 40 Prozent. In Deutschland sind es rund 45 Prozent – immer noch viel zu wenig im Vergleich zur von der EU vorgegebenen Sammelquote von 65 Prozent.

Dabei ist die Rückgabe nicht mehr genutzter Geräte nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern auch denkbar einfach: Neben kommunalen Sammelstellen – zum Beispiel Recyclinghöfe – müssen größere Elektronik-Geschäfte Altgeräte zurücknehmen. Und seit dem vergangenen Jahr auch Lebensmittelgeschäfte, die auch Elektrogeräte verkaufen.

Schubladenhandys zählen zur so genannten urbanen Mine. Im Gegensatz zur klassischen Rohstoffmine sind damit die menschengemachten Rohstoffvorkommen gemeint: "Alle Güter, die wir Menschen jemals geschaffen haben", wie die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) erklärt. Diese sogenannten anthropogenen Lager umfassen etwa Brücken, Autos, Häuser, Waschmaschinen – und eben auch Smartphones.

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mit dpa

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