Deutschland hat die Küsten von Nord- und Ostsee, die Alpen und dazwischen Wiesen, Wälder, Mittelgebirge. Aber nicht nur das. Um auf die zahlreichen, teils noch wenig bekannten Naturwunder zwischen Flensburg und Mittenwald aufmerksam zu machen, riefen die Heinz Sielmann Stiftung und der Deutsche Wanderverband zur Abstimmung über neun Naturwunder auf. Nun steht das Ergebnis fest: Sieger ist mit 20,2 Prozent der Stimmen das "Ewige Eis" im Westerwald.
Unterschätzte Naturwunder in Deutschland – auf diesen Wanderwegen gelangen Sie zu ihnen

Unterschätzte Naturwunder in Deutschland – auf diesen Wanderwegen gelangen Sie zu ihnen
Zu erwandern ist der See (wenn er da ist) über eine kleine Wandertour des Ortsvereins Schopfheim des Deutschen Wanderverbands.
Zu sehen ist von dem Phänomen am Fuß der Dornburg – einer Basaltkuppe im hessischen Teil des Westerwaldes – tatsächlich relativ wenig. Denn das Eis befindet sich überwiegend im Untergrund des Westerwaldes. Umso faszinierender ist das Phänomen selbst: Durch natürliche Prozesse wird in lockeres Basaltgestein Außenluft eingesaugt, die dabei im Erdinneren entstehende Verdunstungskälte lässt bis zu einer Tiefe von acht Metern festes Eis entstehen: Eis, das auch im Sommer bei Außentemperaturen von über 30 Grad Celsius nicht abschmilzt.
Vereinfacht lässt sich das Phänomen so erklären: Im Sommer kühlt sich die Luft im kalten Geröll ab, sinkt – weil kalte Luft schwerer ist als warme – ab und tritt am Fuß der Halde als kalter Luftstrom wieder aus. Im Winter dagegen verhält es sich genau andersherum: Dann wird im unteren Bereich frostige Außenluft angesaugt und um wenige Grad Celsius erwärmt – um als warmer Luftstrom weiter oben an schneefreien Stellen aus dem Berg herauszuströmen.
Permafrost in Deutschland
"Wer hätte gedacht, dass es Permafrost nicht bloß im hohen Norden, sondern auch mitten in Deutschland gibt?" sagt Dr. Fritz Brickwedde, Vorsitzender des Stiftungsrates der Heinz Sielmann Stiftung, laut einer Pressemitteilung. "Mit der Naturwunderwahl möchten wir aufzeigen, dass die Natur voller Schönheit steckt, die uns immer wieder fasziniert und erstaunt."
Das Phänomen wurde erst 1839 entdeckt – und später von einer Brauerei zu Kühlzwecken genutzt. In zwei 1873 gegrabenen Stollen halten sich Schnee und Eis bis in den Spätsommer. Das Phänomen und das Stollen-Eis sind am besten über den abwechslungsreichen Blasiussteig zu erreichen, teilen die Heinz Sielmann Stiftung und der Deutsche Wanderverband mit.
Bei der Online-Abstimmung standen insgesamt neun Kandidaten zu Wahl, und bis zum Stichtag gaben mehr als 26.000 Leser*innen ihr Votum ab. Auf dem zweiten Platz landete mit 16,4 Prozent der Stimmen Deutschlands größtes Hochmoorgebiet "Wildsee" im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord (Baden-Württemberg). Auf den dritten Platz schaffte es mit 15,8 Prozent der Teufelstisch bei Hinterweidenthal in Rheinland-Pfalz.