Der junge Herzog muss fliehen. Es ist mitten in der Nacht, als Wilhelm und seine Begleiter die Herberge auf der Halbinsel Cotentin im Westen der Normandie verlassen, ihre Pferde besteigen und losreiten. Der Mond wirft vermutlich ein fahles Licht. Wilhelm ist keine 20 Jahre alt. Vielleicht empfindet er Angst, Fassungslosigkeit – höchstwahrscheinlich Wut. Denn seine Lehnsmänner, die ihm eigentlich Gefolgschaft schulden, haben sich gegen ihn erhoben; Attentäter sollen auf dem Weg zu ihm sein. Der heranwachsende Fürst ist ein Verfolgter in seinem eigenen Reich. Nur wenige Getreue hat er bei sich, seine engsten Berater sind längst tot, einige von ihnen brutal ermordet. Wenn er diese Nacht des Jahres 1047 überstehen will, muss Wilhelm um sein Leben reiten.
Die Gruppe meidet jede große Siedlung, überquert den Fluss Vire nahe der Mündung, wo sich das Wasser des Ärmelkanals gerade mit der Ebbe zurückgezogen hat. Fast ohne Rast reiten die Männer, bis der Morgen dämmert und die Flanken der Pferde nass sind vor Schweiß.
Beim ersten Sonnenlicht sieht Wilhelm vor sich endlich die kleine Burg von Hubert de Ryes, einem treuen Gefolgsmann. Der überlässt Wilhelm sein bestes Pferd, führt die Verfolger auf eine falsche Fährte, während seine drei Söhne den Flüchtenden nach Falaise eskortieren, zur herzoglichen Festung. In Mauern, die Sicherheit versprechen. Vorerst.