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Protuberanz Teil der Sonnenoberfläche hat sich abgelöst – und dreht sich am Nordpol

Protuberanz an der Sonne
Eine große Protuberanz nahe des Nordpols der Sonne löst sich und bildet eine Art "Wirbelsturm" (Bildquelle: NASA)
© NASA/SDO
Eine gewaltige Sonneneruption stellt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor ein Rätsel. Am Nordpol der Sonne haben sich offenbar Teile der Sonnenoberfläche abgelöst und einen kreisförmigen Wirbel gebildet

Forscherinnen der US-Raumfahrtbehörde NASA und andere Weltraumwissenschaftler rätseln: Von der Oberfläche der Sonne hat sich ein so großer Teil Sonnenplasma gelöst, wie er noch nie zuvor beobachtet worden ist. Auf Bildern des NASA-Satelliten "Solar Dynamics Observatory" ist ein seltsamer kreisförmiger Wirbel zu sehen, der einige Millionen Kilometer weit ins All reicht. Der auch als Protuberanz bezeichnete Auswurf von Sonnenplasma kreist in der Nähe des Nordpols der Sonne.

Auf das Phänomen im Weltall aufmerksam gemacht hatte die Weltraummeteorologin Dr. Tamitha Skov. "Wir sprechen von einem Polarwirbel! Material von einer nördlichen Protuberanz hat sich soeben vom Hauptfilament gelöst und zirkuliert nun in einem riesigen polaren Wirbel um den Nordpol unseres Sterns herum", twitterte die Weltraumexpertin Anfang Februar.

Wann genau sich das Stück von der Sonne gelöst habe, sei noch unklar.  Auch, was genau geschehen sei, ließe sich allein anhand der ersten Aufnahmen noch nicht zweifelsfrei sagen. Hier seien weitergehende Analysen und weitere Daten notwendig.

Sonneneruptionen sind nicht ungewöhnlich

Dass sich auf der Oberfläche der Sonne von Zeit zu Zeit starke Eruptionen ereignen, die hochenergetische Strahlungswolken ins All schießen, ist zunächst nichts Ungewöhnliches. Auch dass sich dabei so genannte Filamente, fadenförmige Strukturen, aus der Sonnenoberfläche lösen, kommt vor. In der Vergangenheit waren solche losgelösten Sonnenmassen schon häufiger beobachtet worden.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen noch immer, wie und warum solche Protuberanzen entstehen. Was bereits klar ist: Derartige Eruptionen werden auf der Sonne von starken Magnetfeldern erzeugt, auch die Entstehung des polaren Wirbels könnte mit dem Magnetfeld der Sonne zu tun haben.

Eruptionen brechen aber meist nur einige Hunderttausend Kilometer weit aus der Oberfläche des Sterns aus und können über mehrere Monate in der Korona bestehen bleiben. Ein so großes Stück wie es dieser Tage beobachtet wurde, habe sich den Forschenden zufolge bislang allerdings noch nie von der Sonnenoberfläche gelöst.

Die Wissenschaftler sind sich jedoch aufgrund der eingeschränkten Sicht auf den Stern nicht ganz sicher, welche weiteren Auswirkungen die massive Protuberanz mit sich bringe. Weltraummeteorologin Dr. Tamitha Skov warnt jedoch: "Das Phänomen ist nicht zu unterschätzen!"

Ein großes Problem sei, dass die Sonne bisher nur von der sogenannten Ekliptikebene, also der Ebene, in der die Planeten kreisen, aus beobachtet werden könne, erklärt der Solarphysiker Scott McIntosh gegenüber space.com. Die demnächst startende "Mission Solar Orbiter" der Europäischen Weltraumorganisation ESA könnte Licht ins Dunkel bringen. Der Orbiter, der aus der Umlaufbahn des Merkur Aufnahmen der Sonne machen soll, kann seine Umlaufbahn immerhin um bis zu 33 Grad neigen. Ob dies ausreichen wird, um den Nordpol der Sonne ohne große Einschränkungen beobachten zu können, wird sich zeigen.

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