Wenngleich der Mars im Sonnensystem direkt neben unserer Erde liegt und damit galaktisch gesehen ein "Nachbar" ist, so ist er für uns Menschen derzeit noch unerreichbar. Gemeinsam kreisen Erde und Mars um die Sonne, doch selbst wenn sich die beiden Planeten am nächsten sind, trennen sie immer noch 55 Millionen Kilometer. Zum Vergleich: Der Mond ist "nur" 384.000 Kilometer von der Erde entfernt.
Doch obwohl es bislang noch keine bemannte Mars-Mission gegeben hat, so ist der Mars trotzdem nach der Erde der am besten erkundete Planet unseres Sonnensystems. Verschiedene Missionen suchen auf dem Mars nach Spuren von Leben. Bereits mehrere Rover der amerikanischen Luft- und Raumfahrtbehörde NASA haben den Roten Planeten erforscht oder sind noch immer dabei, ihn zu erkunden. Dazu kreisen mehrere Raumsonden um den Mars, um ihn aus der Vogelperspektive auszukundschaften.
CTX-Mosaik liefert detaillierte Oberflächenkarte des Mars
Nun erlaubt es eine neue interaktive Karte des Mars jeder und jedem, der über einen Internetzugang verfügt, die Oberfläche des Mars am Bildschirm auf eigene Faust zu erkunden: Das interaktive "Global CTX Mosaic of Mars" ermöglicht es, virtuell über dessen zerklüftete Oberfläche zu fliegen oder sich mit einem kurzen Mausklick direkt zu einer bestimmten Region des Planeten bringen zu lassen.

Die bislang genaueste Karte der Mars-Landschaft wurde aus 110.000 Aufnahmen des Mars Reconnaissance Orbiter (MRO) zusammengesetzt, verfügt über eine Auflösung von fünf mal fünf Metern pro Pixel und deckt mit 99,5 Prozent der Oberfläche fast die gesamte marsiane Landschaft ab. Eine so hoch aufgelöste Karte des Roten Planeten gab es noch nie.
Und noch besser: Die interaktive Karte, welche über viele Jahre vom Bruce Murray Laboratory for Planetary Visualization am Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA entwickelt wurde, ist frei im Internet verfügbar. So können sich Interessierte zum Beispiel zum Olympus Mons, dem größten Vulkan unseres Sonnensystems, "beamen" lassen, oder aber über die tiefen Schluchten des Canyonsystems Valles Marineris fliegen, das eines der größten Grabenbruchsysteme im Sonnensystem darstellt.
"Ich wollte etwas erschaffen, das für jede und jeden zugänglich ist“, erklärte Projektleiter Jay Dickson Anfang April gegenüber der NASA. Die hochauflösende Karte sollte nicht nur der Wissenschaft von Nutzen sein, sondern sich auch für Laien als gute Hilfe erweisen. "Schulkinder können die Karte benutzen und selbst meine 78-jährige Oma kann es jetzt."
Sechs Jahre "Puzzlearbeit"
Um das Mosaik der Mars-Landschaft zu erstellen, entwickelten Jay Dickson und sein Team einen Algorithmus, der die 110.000 Aufnahmen des Mars Reconnaissance Orbiter korrekt zusammenfügt und so eine Karte erschafft. Bei den Bildern, die der Algorithmus nicht richtig zuordnen konnte, etwa weil sie zu Projektbeginn noch nicht zur Verfügung standen oder weil die Bereiche auf den Aufnahmen von Wolken oder Staub bedeckt waren, fügten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Teile selbst manuell zusammen.
Insgesamt brauchte es knapp sechs Jahre und mehrere zehntausend Stunden Arbeit, bis das CTX-Mosaik fertig war. Würde man das 5,7 Terapixel große Mosaik nun ausdrucken, so wäre es groß genug, um damit den Boden der Münchener Allianz Arena vollständig zu bedecken.

"So etwas habe ich mir schon lange gewünscht. Das Mosaik ist sowohl ein schönes Kunstprodukt als auch nützlich für die Wissenschaft", meint Laura Kerber, eine Mars-Wissenschaftlerin am JPL, gegenüber der NASA.
Kürzlich nutzte Kerber das Programm, um ihren Lieblingsplatz auf dem Mars zu besuchen: Medusae Fossae, eine staubige Region von der Größe der Mongolei. Wie genau sie entstanden ist, da sind sich Kerber und ihre Kolleginnen und Kollegen noch nicht sicher. Vermutet wird, dass es sich um Ablagerungen eines nahen Vulkans handeln könnte. Auf Knopfdruck kann sie nun jederzeit hineinzoomen und die alten Flussbetten bewundern, die sich – vor langer Zeit ausgetrocknet – durch die Mars-Landschaft winden.