In Sommernächten ist der Anblick der Milchstraße besonders prächtig, sagt die Astrophysikerin Dr. Mariana Wagner. In Zusammenarbeit mit dem Planetarium Hamburg beschreibt sie monatlich die Höhepunkte des Sternenhimmels. Im Juli erklärt sie, warum unsere Galaxie zurzeit so reich an Sternen ist, gibt astronomische Tipps für die Sommerferien in südlichen Gefilden und erläutert, welcher Abschied am abendlichen Firmament bevorsteht
Gigantische Sternenstadt im Juli
In klaren Nächten sehen wir im Juli ein helles Band, das sich über unseren Himmel erstreckt: die Milchstraße mit ihren gut 200 Milliarden Sternen. Besonders beeindruckend ist der Anblick im Süden oder zum Monatsende, wenn es auch im Norden wieder dunkler wird. Mithilfe von speziellen Kameras oder Teleskopen lässt sich gut erkennen, dass sich hinter dem milchigen Leuchten eine gewaltige Anzahl ferner Sterne und kosmischer Nebel verbirgt.
Bei der Milchstraße handelt es sich um unsere Heimatgalaxie, unsere Sternenstadt. Alle Sterne, die wir mit bloßem Auge am Himmel erkennen können, gehören zu ihr. Die Milchstraße ist eine Balken-Spiralgalaxie. Da sie wie ein flacher Teller geformt ist und wir von der Seite auf sie blicken, erscheint sie uns als Streifen am Himmel.
Der Anblick der Milchstraße wird besonders zum Monatsende beeindruckend sein
© Stellarium_Planetarium Hamburg
Während im Winter nur ein eher unspektakulärer Seitenarm der Milchstraße unser Firmament ziert, blicken wir in den Sommermonaten in Richtung ihres sternenreichen Zentrums. Verantwortlich dafür sind die Neigung der Erdachse und die Stellung unseres Planeten zur Sonne. Der Winter hält dafür besonders schöne Sternbilder für uns bereit, wie zum Beispiel Orion.
Tiefer Vollmond Anfang Juli
Wer seinen Sommerurlaub auf dem Land fern der Lichter der Stadt verbringt, genießt das schönste Himmelspanorama. Neben der Milchstraße gehört ganz klar auch der Vollmond zu den astronomischen Highlights des Monats. Denn er steht im Juli sehr tief und erscheint daher besonders groß.
Am 3. Juli können wir gegen 23 Uhr verfolgen, wie unser runder Trabant langsam über den Horizont steigt. Etwa eine Woche später lohnt es sich hingegen, gegen drei Uhr morgens zum Himmel zu blicken. Denn am 11. Juli zeigt sich der schmale Sichelmond gemeinsam mit dem Gasriesen Jupiter.
Dr. Mariana Wagner arbeitet als Astrophysikerin im Planetarium Hamburg. In ihrer Forschung hat sie Exoplaneten untersucht. Außerdem war sie als Musikautorin und -produzentin für verschiedene Künstler*innen tätig. In ihrer eigenen Show "Sound of Space" im Planetarium Hamburg vereint sie die beiden Welten Astrophysik und Musik: Mit dem Publikum horcht sie dem Klang des Alls nach und erklärt, wie verschiedene Himmelskörper klingen und warum. An dieser Stelle beschreibt sie monatlich, welche Highlights uns am Sternenhimmel erwarten.
© Mira Luna Geiger
Abschied vom "Abendstern"
Jupiter und Saturn werden im Juli langsam zu den Planeten des Monats. Denn "Abendstern" Venus und der rote Mars, die wir zuletzt lange am Abendhimmel beobachten konnten, nehmen in diesem Monat ihren Abschied von der Himmelsbühne. Nachdem Mars bereits in den vergangenen Wochen immer unauffälliger wurde, ist er ab dem 10. Juli gar nicht mehr ohne Hilfsmittel auffindbar.
Venus erreicht am 7. Juli noch einmal ihre größte Helligkeit, steht dabei aber leider schon sehr nah am Horizont. Deswegen geht sie auch am Tag ihres strahlenden Finales unter, bevor es richtig dunkel wird. Zum Monatsende ist der "Abendstern" dann ganz vom Firmament verschwunden. Wir sehen Venus erst Ende August wieder, wenn sie als "Morgenstern" den Himmel ziert. Saturn und Jupiter zeigen sich dafür immer früher. So gehen sie Anfang Juli erst gegen 0:20 Uhr und 2:00 Uhr auf, Ende Juli bereits um 22:15 Uhr und 0:10 Uhr.
Die Sterne Altair, Deneb und Wega zeigen sich selbst im Sommer besonders deutlich. Sie bilden das so genannte "Sommerdreieck"
© Stellarium_Planetarium Hamburg
"Tierisch" schöne Highlights
Auch der Sternenhimmel hat im Juli einige Highlights zu bieten. Wer die Sommerferien in heimischen Gefilden verbringt, freut sich über den Anblick des wohl schönsten Sommersternbilds: den Schwan. Er befindet sich inmitten der Milchstraße am östlichen Firmament und besteht aus mehreren auffälligen Sternen, die zwei sich kreuzende Linien bilden.
Aufgrund seiner Form wird der Schwan auch als "Kreuz des Nordens" bezeichnet. Sein hellster Lichtpunkt ist Deneb, der gemeinsam mit Wega in der Leier und Atair im Adler zusätzlich das markante "Sommerdreieck" formt.
Der Skorpion ist ein imposantes Sternbild am Südhimmel. Eine gewundene Sternenkette lässt die Gestalt mit Scheren und aufgerichtetem Stachel erkennen
© Stellarium_Planetarium Hamburg
Wer in den Mittelmeerraum reist, genießt den Anblick des Skorpions mit Antares. Während wir in Deutschland nur den vorderen Körper der auffälligen Figur betrachten können, zeigt sie sich am südlichen Himmel in ihrer Gänze. Wir sehen den Skorpion nahe des Zentrums der Milchstraße. Aufgrund dieser Lage können wir mit einem Fernrohr einige kosmische Gasnebel und Sternhaufen in seinem direkten Umfeld ausmachen.
Preview auf das Sternschnuppen-Feuerwerk des Jahres
Bei der Betrachtung des Himmels entdecken wir mit etwas Glückab dem 16. Juli sogar schon die ersten Leuchtspuren der Perseiden. Der alljährliche Meteorstrom ist ein besonderes Himmelshighlight im August und verspricht, ein wahres Sternschnuppen-Feuerwerk zu werden. In diesem Jahr ist der späte Aufgang des Mondes günstig – sodass wir mit Glück und Geduld viele Sternschnuppen beobachten können.