3I/ATLAS Interstellares Objekt könnte ältester gesichteter Komet sein

Seitenansicht der Milchstraße und die geschätzten Umlaufbahnen unserer Sonne und des Kometen 3I/ATLAS
Diese vom Ōtautahi-Oxford-Team zur Verfügung gestellte Illustration zeigt eine Seitenansicht der Milchstraße und die geschätzten Umlaufbahnen unserer Sonne und des Kometen 3I/ATLAS. 3I/ATLAS ist mit roten gestrichelten Linien, die Sonne mit gelben gepunkteten Linien dargestellt. Die große Ausdehnung der Umlaufbahn von 3I vertikal in die äußere dicke Scheibe ist deutlich zu erkennen, während die Sonne näher an der Ebene der Galaxie bleibt
© Hopkins/Ōtautahi-Oxford Team/dpa
Ein ungewöhnlicher Komet aus fernen Teilen der Milchstraße ist in unserem Sonnensystem aufgetaucht. Was Forschende mittlerweile über seine Herkunft und sein Alter herausgefunden haben

Unser Sonnensystem hat einen seltenen und ziemlich alten Gast: Bei einem in der vergangenen Woche entdeckten interstellaren Objekt könnte es sich um den ältesten Kometen handeln, der jemals beobachtet worden ist. Forschende der britischen Universität Oxford gehen davon aus, dass er möglicherweise mehr als drei Milliarden Jahre älter ist als unser Sonnensystem.

Dem Astronomen Matthew Hopkins zufolge könnte er über sieben Milliarden Jahre alt sein. Demnach ist der "wasserreiche Besucher" mit der Bezeichnung 3I/ATLAS erst das dritte bekannte Objekt (nach Oumuamua im Jahr 2017 und 2I/Borisov im Jahr 2019) von außerhalb unseres Sonnensystems, das jemals in unserer kosmischen Nachbarschaft gesichtet wurde – und das erste, das uns aus einer völlig anderen Region unserer Milchstraße erreicht hat.

Hopkins, der seine Annahmen auf einem Kongress der britischen Royal Astronomical Society vorstellt, betont: "Von den bisher bekannten Kometen lässt unsere statistische Methode darauf schließen, dass 3I/ATLAS sehr wahrscheinlich der älteste Komet ist, den wir je gesehen haben." Der Astrophysiker und Co-Autor Chris Lintott unterstreicht: "Dies ist ein Objekt aus einem Teil der Galaxie, den wir noch nie aus der Nähe gesehen haben."

Das Objekt war erstmals am 1. Juli 2025 mit dem speziellen Atlas-Teleskop im chilenischen Rio Hurtado entdeckt worden, als es etwa 670 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt war. Danach sichteten auch weitere Teleskope das aus Richtung des Sternbilds Schütze kommende Objekt.

Komet soll in die Nähe der Mars-Umlaufbahn kommen

Eine Gefahr für die Erde ist das Objekt nicht. "Am sonnennächsten Punkt wird es in der Nähe der Mars-Umlaufbahn sein, also vollkommen sicher und weit weg", sagte Astronom Rainer Kresken, der für die europäische Raumfahrtbehörde Esa in Darmstadt im Planetary Defence Office arbeitet, nach den ersten Sichtungen der Deutschen Presse-Agentur.

Die gute Nachricht für Hobby-Astronomen: Weil das Objekt relativ hell ist, sollten auch sie es gegen Mitternacht mit einem kleineren Teleskop beobachten können. Im Oktober wird es dann innerhalb der Umlaufbahn des Mars vorbeiziehen. Leider wird der interstellare Besucher in dieser Zeit mit erdgebundenen Teleskopen nicht zu beobachten sein, da er sich auf die andere Seite der Sonne bewegt. Ab Mitte November könnte er jedoch wieder am Morgenhimmel im Sternbild Jungfrau auftauchen und mit einer Helligkeit von etwa 10,5 Magnituden leuchten.

Zeitraffer-Video zeigt den Flug durchs Sonnensystem

Bislang waren von 3I/Atlas nur grobkörnige Bilder verfügbar. Sein Tempo ist kaum vorstellbar: Mit etwa 210.000 Kilometern pro Stunde rast der Brocken durch das Sonnensystem. Nun sind neue Aufnahmen veröffentlicht worden, die das von der Europäischen Südsternwarte (ESO) betriebene Very Large Telescope in Chile zwei Tage, nachdem das Objekt entdeckt und im ESO-Archiv veröffentlicht worden war, aufgenommen hat. Zusammengesetzt wurden die Aufnahmen zu einem Zeitraffervideo von etwa 16 Sekunden, das zeigt, wie sich 3I/Atlas im Laufe von etwa 13 Minuten nach rechts bewegt.

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Nach Informationen der Europäischen Südsternwarte könnte schon bald mit noch besseren Bildern des interstellaren Besuchers zu rechnen sein. Das liege daran, dass 3I/Atlas unserer Erde immer näher komme. "Derzeit mehr als 600 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt, bewegt sich 3I/ATLAS auf das innere Sonnensystem zu und wird voraussichtlich Ende Oktober 2025 seine größte Annäherung an die Erde erreichen", heißt es in der Mitteilung der Organisation. Zu dieser Zeit werde sich das 3I/ATLAS hinter der Sonne verstecken, aber im Dezember 2025 wieder zu beobachten sein, wenn es sich auf den Weg zurück in den interstellaren Raum macht.

sho / dpa

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