Nur in der Dunkelheit auf dem Land zeigt sich uns das milchige Band der Heimatgalaxie am Himmel. In dicht besiedelten Gebieten und Städten verschwindet sie im hellen Schein der zahlreichen Lichter. Doch wo die Lichtverhältnisse es zulassen, ist sie ein ganz besonderes Highlight des Sommerhimmels – zu jeder Jahreszeit, doch im Sommer ist ihr Anblick am prächtigsten. Denn nun blicken wir aufgrund unserer Stellung zur Sonne und der Neigung der Erdachse in Richtung ihres Zentrums.

Und wie das Zentrum einer irdischen Metropole ist auch das Kerngebiet unserer "Sternenstadt" deutlich belebter als der äußere Seitenarm, der sich uns im Winter präsentiert. Gegen Mitte der Nacht steht das Band der Milchstraße im Juli senkrecht am Himmel und erstreckt sich von Süd nach Nord über den Zenit.
Die Milchstraße zählt zu den Spiralgalaxien. In der Mitte ihrer Scheibe befindet sich der gewölbte Zentralbereich, von dem mehrere Arme spiralförmig nach außen strahlen. Diese Ausläufer leuchten hell und enthalten viele Gebiete mit kosmischen Gas- und Staubwolken, in denen neue Sterne geboren werden.
Die Galaxie besteht aus gut 200 Milliarden Sternen. Dazu kommen unzählige Gas- und Staubwolken sowie Anteile Dunkler Materie. Unsere Sonne befindet sich etwa 26.000 Lichtjahre vom Zentrum entfernt. Während die Sterne an unserem Himmel unsere unmittelbare Umgebung darstellen, bildet das Band der Milchstraße ein Hintergrundpanorama. Einzeln können wir das Licht seiner Milliarden von Sterne nicht mehr erkennen, sodass es zu einem milchigen Leuchten wird.
Sommersternbilder nahe der Milchstraße
Im Umfeld der Milchstraße sehen wir die schönsten Sommersterne. Dazu gehören Deneb im Schwan, dem Kreuz des Nordens, Wega in der Leier und Altair im Adler. Gemeinsam bilden die drei markanten Lichtpunkte das funkelnde Sommerdreieck.

In den Sommermonaten sehen wir es bereits in der fortgeschrittenen Dämmerung am Osthimmel. Gegen Mitternacht ist es hoch in den Süden gestiegen. Da sich die Sternbilder Schwan, Leier, Adler und zusätzlich auch der Skorpion nahe der Milchstraße befinden, sind sie attraktive Beobachtungsobjekte. Denn im Umfeld dieser funkelnden Formationen erkennen wir mit dem Fernrohr oder Teleskop viele hübsche kosmische Nebel und Sternhaufen.
Ein schönes Beispiel ist der Schmetterlingsnebel IC1318 im Sternbild Schwan, der mit ausgebreiteten Schwingen am Band der Milchstraße entlang zu fliegen scheint. Der kosmische Nebel befindet sich rund 5000 Lichtjahre von uns entfernt und dehnt sich über mehr als 100 Lichtjahre aus.

Das Gebiet des Schmetterlingsnebels ist auch als Sadr-Region bekannt, benannt nach dem hellen Stern Sadr (Gamma Cygni). Er bildet den Mittelpunkt des Sternenkreuzes des Schwans – an dem sich die beiden gedachten Linien des stolzen Himmelsvogels kreuzen.
Ringnebel in der Leier
Auch der etwa 2300 Lichtjahre von uns entfernte Nebel M57 in der Leier ist wunderschön anzusehen. Er ist der wohl bekannteste Ringnebel und ein Paradebeispiel dieser Art. Wir entdecken ihn zwischen den Sternen Sulafat und Sheliak des hübschen Sommersternbilds.

Mit einem kleinen Teleskop ist nur eine ovale Scheibe zu erkennen, aber mit der hohen Vergrößerung eines mittelgroßen bis großen Fernrohrs zeigt sich ein zarter Gasring. Er hat sich aus der Gashülle eines sonnenähnlichen Sterns gebildet, die er vor Tausenden von Jahren abgestoßen hat. Am Rand des Nebels befinden sich Klumpen Dunkler Materie. Der sterbende Zentralstern selbst schwebt im Dunst des heißen Gases. Die kosmische Gaswolke hat einen Durchmesser von etwa einem Lichtjahr.
Der Sternenhimmel im Juli hat also einige Highlights zu bieten, für Beobachtungen mit bloßem Auge wie auch für Menschen mit dem entsprechenden Equipment. Ein Ausflug aufs dunkle Land lohnt sich.