Das Herumtaumeln eines Sterns hat Forschende auf ein besonders gewaltiges Schwarzes Loch in der Milchstraße aufmerksam gemacht. Es handele sich um das bisher massereichste bekannte stellare Schwarze Loch in unserer Galaxie, teilte die Europäische Südsternwarte (Eso) mit Sitz in Garching bei München mit.
Der "Gaia BH3" genannte Gigant hat demnach die etwa 33-fache Masse unserer Sonne. Bisher gefundene stellare Schwarze Löcher in der Milchstraße messen im Schnitt nur das Zehnfache der Sonnenmasse, das zuvor größte bekannte – "Cygnus X-1" – etwa 21 Sonnenmassen.
Stellare und supermassereiche Schwarze Löcher
Schwarze Löcher sind Objekte mit einer so starken Schwerkraft, dass nicht einmal Licht aus ihnen entkommen kann. Stellare Schwarze Löcher entstehen, wenn große Sterne mit der vielfachen Masse unserer Sonne am Ende ihrer Existenz als Supernova explodieren und der übrig gebliebene Sternenrest kollabiert.
Sie sind nicht zu verwechseln mit supermassereichen Schwarzen Löchern, die in den Zentren der meisten Galaxien vermutet werden. Diese können die milliardenfache Masse unserer Sonne besitzen. Das massereichste in unserer Galaxie ist "Sagittarius A*" im Zentrum der Milchstraße, das etwa vier Millionen Mal so viel Masse wie die Sonne hat.
Die Raumsonde Gaia hat das neue Schwarze Loch entdeckt
"Niemand hat damit gerechnet, ein massereiches Schwarzes Loch zu finden, das in der Nähe lauert und bisher unentdeckt geblieben ist", zitiert die Eso den Astronomen Pasquale Panuzzo vom Observatoire de Paris. "Diese Art von Entdeckung macht man nur einmal in seinem Forscherleben." Der Erde ist das Schwarze Loch mit einer Entfernung von "nur" 2000 Lichtjahren der Eso zufolge extrem nah. Ein Lichtjahr bezeichnet die Entfernung, die Licht in einem Jahr zurücklegt – eine Strecke von 9,46 Billionen Kilometern.
Die Entdeckung machten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, als sie Beobachtungen der europäischen Sonde "Gaia" für eine Datenfreigabe überprüften. Die "Gaia"-Mission der Europäischen Weltraumorganisation (Esa) soll Positionen, Bewegungen, Entfernungen und Helligkeiten von fast zwei Milliarden Himmelskörpern erfassen.
Beim Blick auf den Himmelsausschnitt von "Gaia BH3" fiel auf, dass der Begleitstern des Schwarzen Lochs von seinem massigen Gefährten in eine Art Taumelbewegung versetzt wird. Daraus konnten die Forschenden auf die Existenz und Masse des Schwarzen Lochs rückschließen. Die Analysen zur neuen Entdeckung wurden im Fachjournal "Astronomy & Astrophysics" veröffentlicht.