Man kann es gar nicht oft genug sagen: Achtsamkeit ist gut für uns. Wir beobachten dabei, was wir denken, fühlen und wahrnehmen. Von Augenblick zu Augenblick – ohne zu urteilen oder unsere Gedanken in die Vergangenheit oder die Zukunft abschweifen zu lassen. Eine solche Haltung reduziert unseren Stress, lässt uns seltener miese Gefühle erleben und macht uns unter dem Strich messbar glücklicher.
Doch wie beeinflusst Achtsamkeit das Verhältnis zu unseren Mitmenschen? Werden wir dabei großherziger? Oder kümmern wir uns eher nur noch um unsere eigenen Angelegenheiten? Beides wäre denkbar – und beides ist auch der Fall, wie jetzt eine Studie an der University at Buffalo belegt.
Dabei ließ man die Hälfte der Freiwilligen 15 Minuten lang meditieren. Die andere Hälfte meditierte nicht und diente als Kontrollgruppe. Danach folgte der eigentliche Test: Man gab den Probanden die Chance, freiwillig und unbezahlt bei einer wohltätigen Organisation auszuhelfen. Man sollte dabei Bittbriefe in Umschläge stecken. Würden die Menschen aus der Meditationsgruppe mehr oder weniger helfen als die anderen?
Meditation macht uns glücklicher, aber die Welt dadurch nicht automatisch besser
Die Antwort: Manche Meditierenden halfen mehr, andere halfen weniger. Woran das lag – das verriet ein Fragebogen, den man die Teilnehmenden zuvor hatte ausfüllen lassen. Damit ermittelten die Forschenden, wie die Freiwilligen über sich selbst dachten.
Sahen sie sich eher als unabhängige Einzelwesen? Oder sahen sie sich als Teil eines Netzwerks aus Freunden, Familienmitgliedern und anderen Mitmenschen? Ergebnis: Wer sich als unabhängiges Einzel-Individuum betrachtete, bei dem reduzierte Achtsamkeit die Hilfsbereitschaft um 15 Prozent. Bei denen, die sich als Teil eines Kollektivs betrachteten, ließ die Meditation die Hilfsbereitschaft dagegen um 17 Prozent ansteigen.
Fazit: Manchmal macht uns Achtsamkeit tatsächlich egoistischer. Wenn wir uns ohnehin als unabhängigen Einzelkämpfer sehen, dann kann eine Meditation diese Tendenz noch verstärken. Achtsamkeit, so folgern die Forschenden, macht uns selbst zwar glücklicher. Aber die Welt wird dadurch nicht automatisch besser.