Studie Beeinflusst der Mond den Zeitpunkt der Geburt? Das sagt die Forschung

Neugeborenes liegt mit geschlossenen Augen neben einem weißen mondförmigen Kuscheltier
Wurde dieses Kind bei zunehmendem Mond geboren? Den Zeitpunkt seiner Geburt hat der Erdtrabant jedenfalls nicht bestimmt
© Flavia Morlachetti / Getty Images
Bei Vollmond werden mehr Babys geboren als während der übrigen Mondphasen, glauben viele. Österreichische Forschende sind der Sache auf den Grund gegangen

Der Erdtrabant hat Einfluss auf die Erde – und auf das Leben auf unserem Planeten. So viel steht fest. Aber wie weit reicht dieser Einfluss? Kommen tatsächlich bei Vollmond mehr Babys zur Welt, wie manche Menschen glauben? 

Immerhin: Ganz aus der Luft gegriffen scheint der Zusammenhang nicht. Schließlich konnten frühere Studien zeigen, dass der Körper in Vollmond-Nächten deutlich weniger Melatonin bildet als in anderen Mondphasen – wegen der Helligkeit. Da das Hormon wohl dazu beiträgt, dass die Gebärmutter sich während der Geburt zusammenziehen kann, wäre ein Zusammenhang zwischen Mondphasen und Geburtenhäufigkeit zumindest nicht ausgeschlossen.

Ein österreichisches Forschungsteam um Karin Windsperger von der Medizinischen Universität Wien ist dieser Frage jetzt auf den Grund gegangen. Und hat dafür Daten von fast 463.000 Entbindungen in Österreich – ausgenommen Kaiserschnitte und künstlich eingeleitete Wehen – über einen Zeitraum von acht Jahren nach Einflüssen der Mondphasen auf den Zeitpunkt der Geburt, den gesundheitlichen Zustand des Neugeborenen und die Dauer der Wehen durchforscht.

Das Ergebnis der im Fachjournal "Birth" veröffentlichten Studie: Annähernd jeweils die Hälfte der Geburten fanden tagsüber (52,4 Prozent) und nachts (47,6 Prozent) statt. In beiden Tageshälften gab es eine ähnliche Verteilung der Geburten zu Vollmond, zu Neumond und während aller übriger Mondphasen: Tagsüber wurden 3,3 Prozent der Babys bei Vollmond geboren, 3,4 Prozent bei Neumond und 93,3 Prozent während der übrigen Mondphasen.

Während der Nacht erblickten 3,4 Prozent der Babys das (künstliche) Licht der Welt, 3,5 Prozent bei Neumond und 93,1 Prozent während der übrigen Mondphasen. Es habe sich also nur um Schwankungen im Promille-Bereich gehandelt, heißt es in einer Pressemitteilung.

Auch beim gesundheitlichen Zustand der Neugeborenen hätten sich keine nennenswerten Unterschiede gezeigt, so die Forschenden. Lediglich bei der Dauer der Wehen fanden sie nennenswerte Abweichungen: So hätte sich die maximale Gesamtdauer der Wehen in der Nacht während aller Mondphasen gegenüber Voll- und Neumond "statistisch signifikant" verlängert. "Unter Berücksichtigung der Beleuchtungsstärke können einige Mondphasen das Risiko für verlängerte Geburten während der Nacht erhöhen", resümiert das Forschungsteam.

Ergebnis stimmt mit früheren Studien überein

Die österreichische Studie ist nicht die erste, die sich mit dem Thema beschäftigt. Und nicht die erste, den den oft behautpteten Einfluss des Mondes verneint. So fand eine Studie der Universität Halle-Wittenberg "überwältigende Beweise für die Hypothese, dass es keinen Zusammenhang zwischen dem Mondzyklus und der Anzahl der Geburten gibt". Die Forschenden hatten Daten von mehr als vier Millionen Geburten in Baden-Württemberg zwischen 1966 und 2003 ausgewertet.

Ist das Thema damit endgültig vom Tisch? Ja und nein. Zwar bestätigen die meisten großen Studien, dass es keinen eindeutigen Zusammenhang gibt. Eine französische Studie aus dem Jahr 2021 zeigte jedoch "sehr kleine, aber hoch signifikante Schwankungen": einen geringen Anstieg der Geburten bei Vollmond und am Tag danach.

Die Forschenden hatten Daten von immerhin fast 40 Millionen Geburten in Frankreich über einen Zeitraum von einem halben Jahrhundert analysiert. Als Grund für die geringfügige Vollmond-Präferenz kommt laut den Forschenden eine "sich selbst erfüllende Prophezeiung" in Betracht: Demnach könnte das bloße Wissen der Schwangeren um den vermeintlichen Einfluss des Vollmondes den Zeitpunkt der Geburt beeinflusst haben.