Malawi Hilfe vom Himmel: Ein Besuch bei der Drohnen-Akademie von Thyolo

  • von Rike Uhlenkamp
Studierender hält Drohne in der Hand
Wo liegt der Fehler? Die Studierenden der African Drone and Data Acadamy (ADDA) in Malawi müssen ihn beheben, damit ihre Drohne abhebt
© Rainer Kwiotek
Eine einzigartige Akademie in Malawi lehrt Studierende, Drohnen zu bauen und zu programmieren. Mit neu entwickelten Fluggeräten wollen die Absolventen Landwirtschaft und Katastrophenhilfe verbessern. Ein Beispiel: die Sprühdrohne

Auf einmal stehen die kleinen Rotorblätter still, eine Computerstimme quakt eine Fehlermeldung. Agness Rosemary Mmina, 23, seufzt und beugt sich über ihre Drohne. In den Regalen des Werkraums liegen Styroporflügel, Holzkleber, Akkuschrauber. Agness Mmina ahnt: Es wird eine lange Nacht. Denn morgen muss das Ding fliegen, zum Abschluss ihrer Ausbildung an der African Drone and Data Acadamy (ADDA), Teil der technischen Universität von Thyolo im Süden Malawis.

2020 wurde die Akademie eröffnet, als erste und bisher einzige ihrer Art in Afrika. Studentinnen und Studenten aus allen Teilen des Kontinents entwerfen, bauen und programmieren Drohnen. Sie lernen, die Fluggeräte unfallfrei zu steuern und ihre Daten zu analysieren.

Die Drohne erkennt befallene Pflanzen

Agness Mmina wurde in der Nähe von Thyolo geboren. Sie studierte Landwirtschaft und arbeitete danach bei einem großen Zuckerproduzenten. Dabei beobachtete sie, wie Flugzeuge Pestizide und Dünger über Tausende Hektar Zuckerrohr verteilten. "Das ist verschwenderisch", sagt sie. "Und gefährdet die Menschen in der Nähe."

Die Drohne, die sie und ihr Team entwickeln, soll das verhindern. Per Kamera und KI erkennt sie schwächelnde oder von Schädlingen befallene Pflanzen und besprüht sie punktgenau. Die Software gibt es bereits, die Studierenden konstruierten den Prototyp der Sprühdrohne. Als Behälter für Flüssigkeit nutzten sie eine abgeschnittene Plastikflasche. "Wir würden die Landwirtschaft mit unserer Drohne auf ein neues Level heben", schwärmt Mmina. "Ihr Einsatz spart Geld und ermöglicht höhere Erträge."

2017 richtete die Regierung im Zentrum Malawis einen Flugkorridor ein, um Drohnen für humanitäre Zwecke zu testen. Hilfsorganisationen und private Firmen schicken mithilfe der Fluggeräte Medikamente und Impfstoffe an Krankenstationen in entlegene Gebiete. 

Doch lange fehlten Piloten und Drohnenexpertinnen aus Afrika. Daher wurde die ADDA ins Leben gerufen. Den Lehrplan für den elfwöchigen Kurs, den Mmina besucht, entwickelte die amerikanische Universität Virginia Tech. Knapp 700 Studierende haben ihn bisher absolviert. Sie arbeiten für die Akademie und Firmen. Einige gründeten Unternehmen, etwa um Drohnen zu reparieren.

Im Kurs von Agness Mmina sitzen Geoinformatiker, Bauingenieurinnen, Bergbautechniker aus Kamerun, Gambia, Nigeria, Ruanda oder Namibia. Knapp zwei Drittel sind Frauen, die bevorzugt aufgenommen werden, um Mädchen für technische Berufe zu begeistern. 

Wie Sharon Omoja aus Kenia, deren Drohne bei Überschwemmungen sichere Fluchtwege erkunden und Menschen per Lautsprecher dorthin leiten soll. Ihr Kommilitone Horace Chipembere programmiert ein Gerät, das aus der Luft unfallträchtige Straßenschäden entdeckt, um Wege rechtzeitig abzusperren. "Wir erleben die Herausforderungen Afrikas täglich", sagt Omoja. "Darum haben wir selbst das Potenzial, die besten Lösungen zu finden."

Der Tag des Abschlusses ist angebrochen. Um 7:30 Uhr steht Agness Mmina mit Warnweste auf einem Sportplatz am Rand des Universitätsgeländes. Behutsam platziert sie ihre Drohne auf dem Rasen. 

Teammitglieder und die Prüfer treten einen Schritt zurück. Dann surrt die Drohne in die Höhe, gleich darauf sprüht sie Wasser auf die trockene Wiese. Das Team springt in die Höhe. "Geschafft!", rufen sie und fallen sich in die Arme. Aber erst, nachdem der Quadrocopter sicher gelandet ist.