GEO: Anders als viele kamen Sie nicht von der „klassischen“ Fotografie zur Drohnenfotografie, sondern haben direkt mit Luftbildern angefangen. Wie kam es dazu?
Serena Coady: Anfang 2017 hatte ich einige Jobs beim Radio und anderen Medien. Doch das erfüllte mich nicht wirklich. Also machte ich das, was man eben so tut - ich verbrachte meine Mittagspausen im Internet und träumte mich auf Flugbuchungsseiten und Reiseblogs in die Ferne. Da ich selbst nicht ständig ins Ausland reisen konnte, machte ich stattdessen Wochenend-Roadtrips durch meine Heimat Australien. Manchmal begleiteten mich Freunde, doch meistens waren diese zu beschäftigt oder sie mochten nicht in der freien Natur campen. Ich brauchte also eine Art Begleiter. Es mag komisch klingen, aber so kam die Drohne in mein Leben. Mit ihr bekamen meine Reisen eine ganz neue Ebene, sodass sich jeder Trip wie ein großes, farbenfrohes Abenteuer anfühlte. Ich hatte nun eine Aufgabe!
Was fasziniert Sie am meisten an dieser Art des Fotografierens?
Dasselbe, was viele Reisende an der Luftbildfotografie lieben: An Plätze zu gelangen, an die andere nicht kommen und der einzigartige Blick auf Orte, Personen und Dinge - seien sie bekannt oder unbekannt.
Schätzungsweise nur fünf Prozent der Drohnenpiloten sind Frauen. Was ist Ihrer Meinung nach der Grund dafür?
Es ist eine Frage der Darstellung. Scrollt man durch die wichtigsten Drohnenfotografie-Accounts auf Instagram, findet man hauptsächlich die Arbeit von Männern. Dies ändert sich langsam durch die großen Drohnenmarken wie DJI, die sich mehr aufweibliche Talente konzentrieren, und es gibt erfolgreiche Frauengruppen, die sich in den Sozialen Medien in Gruppen wie den @Drone Girls oder @WomenWhoDrone konzentrieren. Aber es bleibt immernoch eine Menge zu tun: Auf vielen Fotoseiten fehlt das weibliche Talent.
Würden Sie sagen, dass Männer und Frauen unterschiedlich auf die Welt von oben blicken?
Grundsätzlich machen Frauen und Männer keine unterschiedlichen Drohnenfotos - sie sind gleichermaßen talentiert. Aber ich habe das Gefühl, dass Frauen mit ihren künstlerischen Luftaufnahmen mutiger umgehen. Sie haben keine Angst vor leuchtenden, ungewöhnlichen Farben und werden kreativ mit Modellen und Posen.
Was war Ihre Motivation die "Drone Girls" zu gründen?
Ich habe 2017 den Account der Drone Girls auf Instagram erstellt - einige Monate, nachdem ich mit meiner ersten eigenen Drohne angefangen hatte zu arbeiten. Es war eine Antwort auf das bereits erwähnte Problem der Darstellung in den Sozialen Netzwerken. Ich wusste, dass es andere Frauen geben musste, die von Drohnen genauso besessen waren wie ich. Und so machte ich es mir zur Aufgabe, diese Frauen ausfindig zu machen und mich von ihren innovativen Bildern inspirieren zu lassen.
Hinzu kam, dass ich die großen Drohnenfotografie-Seiten auf Instagram aufmerksam verfolgte - Konten wie @Drone of the Day und @Drone Official mit Hunderttausenden von Followern - die regelmäßig Drohnenfotos posten, von denen jedoch nur 2 bis 8 Prozent die Arbeiten weiblicher Fotografinnen sind.
Wieviele Frauen sind derzeit Teil dieser Bewegung und wie kann man selbst Mitglied werden?
Der Instagram-Account hat momentan mehr als 3000 Follower. Die Hälfte davon sind Frauen, die selbst Drohnen fliegen. Hier finden sie Gleichgesinnte in einer ansonsten von Männern dominierten Branche.
Dazu gibt es eine feste Gruppe von 15 Drohnenfotografinnen, mit denen ich regelmäßig in Kontakt bin. Innerhalb dieser Gruppe tauschen wir uns aus, führen alltägliche Gespräche, teilen aber auch redaktionelle Möglichkeiten und Interviewanfragen wie diese.
Es ist schön zu wissen, dass ich Freunde in aller Welt habe, mit denen ich gemeinsam der Drohnenfotografie nachgehen kann, wenn ich zum Beispiel nach Russland, Neuseeland oder Großbritannien reise.
Was raten Sie Frauen, die selbst Drohnenfotografin werden möchten?
Machen Sie sich im Internet ein wenig schlau - oder schicken Sie mir oder einer der Drone Girls eine Nachricht! Welche Drohne könnte zum Beispiel die richtige für Sie sein? Überlegen Sie, ob Sie damit reisen möchten und daher etwas Kompaktes benötigen, ob Sie hauptsächlich Videos oder Fotos aufnehmen möchten und wie hoch Ihr Budget ist.
Es ist sicher eine gute Idee, etwas Geld zu sparen und in Ihre Drohne zu investieren. Durch den Kauf einer hochwertigen, benutzerfreundlichen Technologie ist es leichter, lebendige Fotos mit der Drohne zu machen.
Und noch ein persönlicher Ratschlag. Wenn ein Mann Sie fragt "Wissen Sie überhaupt, wie man das Ding fliegt?", dann ertränken Sie die Frage einfach mit dem summenden Geräusch Ihrer Drohne!