Früher regelte die Sonne die Öffnungszeiten des kleinen Ladens: Den musste Meriame Yakem schließen, sobald es darin abends zu dunkel wurde für ihre Kundinnen. Beleuchten konnte sie das Geschäft nicht – denn ihrem Heimatdorf Dauda, im Südosten Ghanas, fehlt dafür der Stromanschluss.
So geht es dort vielen Siedlungen: Das Stromnetz ist zwar in weiten Teilen des Landes gut ausgebaut, gut 85 Prozent der Menschen können es nutzen. Manche entlegene Gemeinden erreicht es aber noch nicht, so wie Dauda.
Yakems Laden jedoch ist mittlerweile abends hell erleuchtet: Eine starke LED-Lampe wirft Licht in den Verkaufsraum. Nachbarinnen kommen deshalb auch abends zum Einkaufen. "Durch das Licht habe ich Zeit gewonnen und erziele mehr Gewinn", sagt die 49-jährige Mutter von fünf Kindern.
72 Solarkioske stehen mittlerweile in den Gemeinden Ghanas
Motor dieses Fortschritts ist eine kleine Hütte im Zentrum des Dorfes: der Solarkiosk. Jeden Morgen bringt die Geschäftsfrau ihre Lampe dorthin, um sie über den Tag hinweg aufzuladen. Denn der Kiosk bringt erstmals eine zuverlässige und günstige Energiequelle nach Dauda: Fotovoltaik-Paneele auf dem Dach des Häuschens versorgen nicht nur Lampen mit Strom, sondern laden auch Handys und Radios wieder auf. Die Dorfleute brauchen dafür nur ein Fach des Kiosks zu mieten, darin: Strom- und USB-Anschlüsse.
Diese verändern den Alltag der Menschen entscheidend: Schülerinnen und Schüler können so abends im Schein von Solarlampen noch lernen, Familien bereiten in ihrem Licht das Abendessen vor, Kinder fühlen sich sicherer, wenn sie die Leuchten auf dem Heimweg dabei haben. Auch Freundinnen, Verwandte oder Geschäftspartner sind nun leichter erreichbar: Taxifahrer Kamidu etwa wird oft per Telefon gerufen. "Früher musste ich immer eine Stunde in die nächste Stadt fahren, um dort mein Handy aufzuladen, jetzt kann ich es einfach hier machen – das ist toll!"
Strom für Ghanas Dörfer

Strom für Ghanas Dörfer
72 Solarkioske, entwickelt und aufgestellt vom Start-up Sunhut, stehen mittlerweile in den Gemeinden Ghanas, 200 sollen es werden. Gegründet hat die Firma Edward Osew. Er will mit den Ladestationen auch das E-Waste-Problem seines Heimatlandes angehen: Viele Industriestaaten, auch Deutschland, exportieren Elektroschrott in das westafrikanische Land – darunter eine wachsende Zahl von Solaranlagen, denn die erste Generation der Paneele hat ausgedient.
In Ghana allerdings können sie nicht sachgemäß recycelt werden: Die Batterien der Fotovoltaik-Anlagen zum Beispiel schlagen Müllarbeiter lediglich mit Macheten auf, um an das darin enthaltene, giftige Blei zu gelangen. Dabei treten aber auch weitere Schadstoffe aus – und sickern in Flüsse und Böden.
Damit die Solarkioske dieses Problem nicht noch verschärfen, setzt Sunhut-Gründer Osew auf langlebige Bauteile: Seine Lampen etwa sind einfach zu reparieren. Und bei den Solarpaneelen lassen sich einzelne Module ersetzen – bei Defekten würden sonst ganze Platten unbrauchbar. Auch Batterien, etwa für Taschenlampen, wurden bislang achtlos weggeworfen. Heute kauft Meriame Yakem Akkus und lädt sie am Solarkiosk auf.
Für Reparaturen bildet Edward Osew Fachleute aus: Seine Elektriker arbeiten in Repairshops, die Sunhut in den Gemeinden errichtet. Auch Yakem lässt dort ihre Lampen reparieren – damit das Licht sie nicht mehr verlässt.