Heutzutage sind Menschen überall von elektromagnetischen Feldern umgeben. Sie gehen von stromführenden Geräten und Kabeln aus, von Fernseh- und Radiosendern, WLAN-Routern, schnurlosen Telefonen und Smartphones. Die Existenz dieser Felder ist unstrittig, ihre Stärke leicht messbar. Umstritten jedoch ist, ob sie Einfluss auf den menschlichen Körper haben und damit auch den Schlaf stören könnten.
Skeptiker befürchten, dass elektromagnetische Felder die Regeneration des menschlichen Organismus im Schlaf verschlechtern, weil sie die normalen elektrischen Aktivitäten der Körperzellen stören. Darüber hinaus sollen die Felder auch Einfluss auf das Schlafhormon Melatonin nehmen – und so dafür sorgen, dass sich viele Menschen wegen des Elektrosmogs nachts ruhelos von einer Seite auf die andere wälzen.
"Diese Hypothese hat sich allerdings in diversen Studien nicht bestätigt", sagt die Biologin Dr. Gunde Ziegelberger, ehemalige Leiterin der Arbeitsgruppe Elektromagnetische Felder beim Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). Die Experten vom BfS haben in etlichen Studien Probanden untersucht, die sich selbst als elektrosensibel einschätzen und die Signale von Funkmasten und Mobiltelefonen für ihre Schlafstörungen verantwortlich machten. Bei einem Versuch bekam jeder im eigenen Heim einen Baldachin über das Bett, entweder mit oder ohne die Strahlen aussperrenden Metallfäden.
Wer sich beschützt fühlt, schläft besser
Das Ergebnis: Sowohl die Protokolle der Teilnehmer als auch die Aufzeichnung ihrer Hirnströme zeigten, dass es für die Schlafqualität keine Rolle spielte, ob die Probanden tatsächlich abgeschirmt waren – sondern nur, ob sie sich subjektiv beschützt fühlten: Wer glaubte, keinen elektromagnetischen Feldern mehr ausgesetzt zu sein, schlief auch dann besser, wenn es keine Abschirmung gab.
In einer anderen Studie befragten die Forscher die Bewohner eines Dorfes, in dem erstmals ein Mobilfunkmast errichtet worden war – der für die Untersuchung aber unbemerkt an- und abgeschaltet wurde. Wieder zeigten sowohl die Protokolle der Probanden als auch die Messdaten ihrer Hirnströme keinen Zusammenhang damit, ob Signale gesendet wurden oder nicht. Allerdings: "Je mehr Sorgen sich die Teilnehmer wegen der Sendemasten machten, desto schlechter haben sie geschlafen", so Gunde Ziegelberger.
Viele der vom BfS konzipierten Studien stammen noch aus der Zeit vor den Smartphones, die Ergebnisse gelten der Forscherin zufolge aber auch für die neuen Geräte: "Es gibt zwischen den elektromagnetischen Feldern keinen prinzipiellen Unterschied, die modernen Mobiltelefone funken nur wesentlich häufiger." Und da mit den Smartphones auch Musik gehört und Romane gelesen werden, lägen sie nachts nun sehr häufig direkt neben dem Kopf der Nutzer.
Auch die dabei entstehenden Effekte haben die Experten des Bundesamtes inzwischen untersucht: Für eine Studie im Schlaflabor wurde 30 Probanden eine Sendeantenne an den Kopf geschnallt, die zeitweise gar nicht, zeitweise in zwei verschiedenen Sendestärken funkte. Das Ergebnis: Obwohl die Forscher mit den Sendestärken bis an den erlaubten Grenzwert gingen, zeigten sich keine relevanten Störeffekte auf den Schlaf. Die Experten des Bundesamtes raten dennoch, die eigene Exposition möglichst gering zu halten: Schließlich könnte es bislang noch unbekannte gesundheitliche Wirkungen geben.
Wer nachts nicht ganz offline gehen will, sollte zumindest den WLAN-Router ausschalten, das Smartphone mit der Einstellung "Mobile Daten aus" fast vollständig stilllegen, dabei aber telefonisch erreichbar bleiben. Oder er stellt den Flugmodus ein (das deaktiviert die Sendeantenne des Geräts).
Radiowecker als großer Schlafstörer
Mit etwas Aufwand kann das Schlafzimmer nachts sogar vom Hausstrom abgekoppelt werden: Wird eine Netzfreischaltung installiert, wechseln die Leitungen auf einen schwachen Gleichstrom, sobald das letzte elektrische Gerät ausgeknipst wird. Elektromagnetische Felder können aber auch auf einfachere Weise reduziert werden: indem man um das Bett keine TV-Geräte im Stand-by-Modus betreibt, keinen Kühlschrank auf der anderen Seite der Wand, keinen an das Stromnetz angeschlossenen Radiowecker auf dem Nachttisch.
Ein Radiowecker gilt vielen Forschern ohnehin als einer der größten potenziellen Schlafstörer – allerdings nicht wegen seiner elektromagnetischen Strahlung. Vielmehr erzeuge "der kontrollierende Blick auf die Uhrzeit nachts oft ungeheuer viel Druck", so Hans-Günther Weeß von der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin. Er fordert: "Der Wecker sollte aus dem Sichtfeld verbannt werden – allein das vermindert schon viele Schlafprobleme."