Psychologie Zwangsstörungen bei Kindern: Wie Eltern Anzeichen erkennen und richtig reagieren

Kleines Kind im Profil wäscht sich die Hände
Verschmutzungsängste gehören zu den häufigsten Zwangsgedanken bei Kindern und Jugendlichen. Sie zeigen sich etwa in häufigem und minutenlangem Händewaschen – und können bei starker Ausprägung den Alltag der Betroffenen bestimmen
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Psychologe Michael Simons ist spezialisiert auf Kinder mit Zwangsstörungen. Er rät Eltern zu einer gewissen Gelassenheit – und warnt vor einem verbreiteten Fehler, der die Problematik verschlimmern kann

GEO: Herr Dr. Simons, Sie behandeln seit mehr als 20 Jahren Kinder und Jugendliche mit Zwangsstörungen. Welcher war ihr eindrücklichster Fall?

Michael Simons: Da kommen mir zwei Fälle ins Gedächtnis. Der eine betraf einen Sechzehnjährigen, der einen so starken Waschzwang entwickelt hatte, dass er sich ganze Nächte in die Badewanne gelegt hat. Er hat immer wieder warmes Wasser nachlaufen lassen, ist mitunter in der Badewanne eingeschlafen. Morgens haben ihn die Eltern aus der Wanne geholt, dann hat er gegessen, geschlafen, und sich am späten Nachmittag wieder in die Wanne gelegt. Das Leben dieses Jungen war aufgrund der Zwangsstörung so massiv eingeschränkt, dass es höchste Zeit für eine Therapie war.

Und der zweite Fall?

Der ist vor allem wegen des Alters des Betroffenen bemerkenswert. Meistens treten Zwangsstörungen im Alter von acht bis zwölf Jahren erstmals auf. Aber manchmal auch schon im Vorschulalter. Und dieser Patient, mein jüngster bisher, war erst vier Jahre alt.   

Was war sein Problem?