Wer viel Obst und Gemüse isst, lebt gesünder. Aber nicht nur das: Pflanzliches hat auch einen positiven Einfluss auf unsere psychische Gesundheit. In einer sogenannten Metastudie konnte ein australisches Forschungsteam nun zeigen: Wer jenseits der Lebensmitte viel Obst und Gemüse isst, hat ein geringeres Risiko, an einer Depression zu erkranken.

Das Besondere an der Studie: Die Forschenden von der University of North South Wales in Sydney haben nicht selbst Daten erhoben, sondern werteten vier internationale Zwillingsstudien aus: Die Untersuchungen aus Australien, Dänemark, Schweden und den USA lieferten über elf Jahre hinweg Daten von fast 3500 Zwillingen zu ihren Ernährungsgewohnheiten und zu depressiven Symptomen. "Zwillingspaare teilen 50 bis 100 Prozent ihres genetischen Hintergrunds und, wenn sie zusammen aufwachsen, das familiäre Umfeld", sagt Co-Autorin Karen Mather laut einer Pressemitteilung der Universität. Das Zwillingsdesign der Studie helfe, verfälschende Faktoren wie den sozioökonomischen Status in der frühen Jugend zu minimieren.
Für den positiven Gesundheitseffekt sorgt demnach "höchstwahrscheinlich" der hohe Gehalt an Ballaststoffen, Vitaminen und Mikronährstoffen. Pflanzliche Nahrung scheine sich, so die Autorinnen, positiv auf die Zusammensetzung des Darm-Mikrobioms auszuwirken und das Gehirn vor oxidativen Schäden zu schützen.
Verzehrsempfehlungen werden kaum befolgt
Der Studie zufolge entsprach ein "geringer" Konsum von Obst im Durchschnitt 0,3 Portionen, von Gemüse im Durchschnitt 0,5 Portionen pro Tag. Eine "hohe" Aufnahme entsprach im Schnitt 2,1 Portionen Obst beziehungsweise zwei Portionen Gemüse. Für die Forschenden überraschend: Die tatsächlichen Aufnahmemengen lagen fast durchweg unter den Verzehrsempfehlungen der WHO. Wie die Weltgesundheitsorganisation rät auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) zu fünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag. Wobei "eine Portion" laut DGE einer Handvoll entspricht, also zum Beispiel: ein Apfel oder eine Paprikaschote.
Besonders wenig Pflanzliches aßen demnach die Studienteilnehmenden in den beiden skandinavischen Ländern. Hier verzehrten die Menschen im Durchschnitt weniger als die Hälfte der empfohlenen Menge von mindestens fünf Portionen pro Tag. Dabei ist Gemüse nicht gleich Gemüse. So konnten die Forschenden beispielsweise keinen signifikanten Zusammenhang zwischen einem hohen Kartoffelverzehr und weniger Depressionen feststellen. Was den Autoren zufolge daran liegen kann, dass Kartoffeln oft frittiert genossen werden.
Depressive Störungen machen bei Erwachsenen über 55 Jahren einen Großteil der psychischen Erkrankungen aus. Und auch nicht diagnostizierte, leichte Depressionen können die Lebensqualität beeinträchtigen. Als Konsequenz aus den Studienergebnissen schlägt die Erstautorin Annabel Matison eine gezielte Hilfestellung vor. So könnten Menschen von ihren Ärztinnen und Ärzten und anderem medizinischem Personal beraten werden, wie sie es schaffen, mehr Obst und Gemüse zu essen. Faustregel: Fünf am Tag.