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Jens Corssen Zuversicht in der Krise: "Man kann zum Boss seiner Gedanken werden"

Coach und Diplompsychologe Jens Corssen
Erfolgscoach und Diplompsychologe Jens Corssen: "Viele Menschen denken, dass es glücklich macht, viel zu besitzen oder viel zu machen. Das kann ich nicht bestätigen."
© Michael Hübner
Krieg, Inflation, Klimawandel: Derzeit sind wir täglich von deprimierenden Nachrichten umgeben. Wie bleibt man in so schwierigen Zeiten zuversichtlich? Diplompsychologe Jens Corssen erklärt im Interview, warum Glück nicht nur von äußeren Umständen abhängt, sondern auch von unserer Einstellung zum Leben. Sein Tipp: Raus aus der Opferrolle

GEO.de: Herr Corssen, wer derzeit Nachrichten liest, hat das Gefühl, die Welt geht den Bach runter. Ihr Kredo ist es, im Leben auf "gehobene Gestimmtheit" zu setzen. Wie kann man während der Katastrophenmeldungen in den Medien positiv sein?

Jens Corssen: "Gehobene Gestimmtheit" heißt nicht, ewig gute Laune zu haben. Ärger, Trauer und Enttäuschung gehören zum menschlichen Leben dazu. Dieses Gefühl soll man möglichst expressiv ausleben, jedoch nicht pflegen. "Gehobene Gestimmtheit" erreicht man mit der Zeit. Wenn man das Leben voll und ganz bejaht, wenn man sich sogar entscheidet, es zu lieben.  

Das klingt in der Theorie ganz toll. Aber in der Praxis läuft das Leben manchmal nicht, wie man sich das vorgestellt hat. Oft kommt sogar vieles zusammen. Wie schafft man es in solchen Zeiten, zuversichtlich nach vorne zu blicken?

Egal, was geschieht: Man sollte immer für den Lauf der Dinge, also für das Leben sein. Es wäre unklug, gegen das, was gerade passiert, in den Widerstand zu gehen. Dadurch lösen Sie ja die für Sie bedrohliche Situation nicht auf! Im Gegenteil, Sie verlieren die Energie, die Sie brauchen, um die Hindernisse möglichst erfolgreich zu überwinden.

Sie schreiben in ihren Büchern, dass sich viele Menschen zu viel beklagen. Darf man das denn nicht, wenn man eine schwierige Phase hat? 

Das Jammern über die Situation des Lebens ("Das darf doch nicht wahr sein!"), über andere ("So ein Idiot!") und über sich ("Ich armes Schwein") erhöht nur noch das vorherrschende Opfergefühl. Ich helfe meinen Klienten aus der Ohnmacht in die lösungsorientierte Eigenmacht zu kommen, sozusagen heraus aus der Kinder-Welt in die Erwachsenen-Welt.

Jens Corssen im Interview: "Die Einstellung, dass alles zum Leben dazugehört, ist letztlich der Schlüssel zum Glück"

Aber was, wenn wir traurig oder wütend sind, wie die Klimaaktivisten derzeit. Sollen wir unsere Gefühle "wegdrücken"?

Nein. Das wäre ungesund. Aber das Klagen können Sie ersetzen durch die enttäuschte Äußerung: "Das habe ich mir anders vorgestellt!" So verlassen Sie die Opferrolle und übernehmen die Verantwortung für Ihre Gedanken- und Gefühlswelt.

Warum bringt uns das Schimpfen darüber, was gerade geschieht, nicht weiter? Was können wir besser machen?

Jedes Beschweren, sei es über kleines oder großes Unbehagen, schwächt die geistig-seelische Widerstandskraft. Das Anklagen entspringt letztendlich einer lebensverneinenden Haltung ("Das ist doch kein Leben!"). Die daraus resultierende Verstimmung verringert das mutige Weitermachen. Die Einstellung, dass alles zum Leben dazugehört, ist letztlich der Schlüssel zum Glück.

"Die Einstellung, dass alles zum Leben dazugehört, ist letztlich der Schlüssel zum Glück."

Manche Menschen haben einen "Quatschi" in ihrem Kopf, wie Sie es nennen. Eine Stimme, die ständig nörgelt – über das Leben, und über einen selbst. Wie kriegt man den "Quatschi" dazu, positiv zu sein?

Es bringt nichts, dem "Quatschi" einzureden, dass das Leben schön ist. Das stimmt ja auch nicht. Das Leben ist nur das Leben. Wenn ich "schön" denke, ist es schön. Wenn ich es als "furchtbar" beschreibe, ist es furchtbar. 

Es geht also um unsere Einstellung zum Leben?

Ja. Es ist nicht das "böse" Leben, was uns runterdrückt, sondern unsere Erwartungen und die daraus resultierenden Enttäuschungen. Was ist, ist. Und wie ich es beurteile, bestimmt mein Erleben. Man kann es üben, zum Boss seiner Gedanken zu werden. Trainieren Sie also so zu denken, dass Sie sich wohlfühlen.

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Jens Corssen: "Viele Menschen denken heute, dass es glücklich macht, viel zu besitzen oder viel zu machen"

Lebensträume zu haben ist wichtig. In Ihren Büchern raten Sie dazu, das zu machen, was zu einem passt. Warum ist es für den individuellen Menschen so wichtig, zu leben, wie es ihm entspricht?

Wenn einen alles nervt und gegen den Strich geht, wird man mit der Zeit unglücklich und seelisch krank. Diese dauerhafte Verstimmung ist oft ein Anzeichen dafür, dass man nicht wirklich lebt, was einen als einzigartigen Menschen mit all seinen Bedürfnissen und Talenten ausmacht.

Woran liegt das?

In meiner Arbeit als Psychologe begegne ich oft dauerhaft unzufriedenen Menschen, die durch die Erziehung und andere prägende Einflüsse an ihrem Lebensthema, also an dem für sie Wesentlichen, vorbeileben.

Liegt es auch an unserer Gesellschaft?

Ja. Viele Menschen denken heute, dass es glücklich macht, viel zu besitzen oder viel zu machen. Das kann ich nicht bestätigen. Ausschlaggebend ist viel mehr, was und wie man denkt. Unser Mindset bestimmt unsere Wahrnehmung, Gedanken und Gefühle.

"Viele Menschen denken heute, dass es glücklich macht, viel zu besitzen oder viel zu machen. Das kann ich nicht bestätigen."

Wie findet man heraus, was man wirklich braucht, um glücklich oder zufrieden zu sein?

In welchen Gegebenheiten und unter welchen Menschen man sich wohlfühlt, kann man mit erhöhter Achtsamkeit selbst herausfinden. Man kann sich hinsetzen und sich Gedanken machen darüber, was einem bisher Freude gemacht und einen besonders beseelt hat. Was liebe ich, was ist für mich von großer Bedeutung? Und lebe ich danach?

Wie findet man den Mut, dieses Leben dann so umzusetzen? Haben Sie praktische Tipps für den Alltag?

Wer sich jeden Morgen in aufrechter Haltung auf der Bettkante für sein heutiges Tun entscheidet, wird die gewohnte Situation schneller verlassen können, weil er sich dann nicht mehr als Opfer fühlt. 

Hilft es auch, sich vorzustellen, wie das Leben sein sollte?

Ja. Das Aufbrechen zu neuen Ufern gelingt besonders gut, wenn man sich ein Bild erschafft und festhält, wie man leben und sein möchte. Jeden Abend vor dem Einschlafen stellt man sich mit geschlossenen Augen dieses Bild mit all seinen Sinnen vor und lächelt dabei. So färbt man auf Dauer seine Seele bunt. Diese Visionsmethode wirkt stärker als verkrampfte Willensanstrengung.

Sie sind der erfolgreichste Coach in Deutschland. Bitte verraten Sie uns: Was sollte man sich im Leben immer ins Gedächtnis rufen, wenn einem die Zuversicht ausgeht?

Indem man sich auf das besinnt, was man alles hat. Ich selbst absolviere jeden Abend mein Dankbarkeitsritual. Vor dem Einschlafen bedanke ich mich dafür, dass ich noch lebe. Und für alles Schöne, was ich bisher in meinem Leben erleben durfte.

Dieser Artikel enthält sogenannte Affiliate-Links. Mehr Informationen dazu gibt es hier.

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