In Peru häufen sich seit Monaten Fälle des Guillain-Barré-Syndroms. Die Regierung hat nun einen dreimonatigen Gesundheitsnotstand verhängt.
Seit Januar sind in dem südamerikanischen Land 182 Fälle der Nervenkrankheit erfasst worden, vier Betroffene starben. 31 Patienten seien noch im Krankenhaus, die restlichen 147 wieder entlassen worden, erklärte das Gesundheitsministerium. Zu den Gründen für die Zunahme der Fälle gab es noch keine Angaben.
Das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) ist eine Form von Polyneuropathie, die zu Muskelschwäche und Lähmungserscheinungen führen kann. Wie gefährlich ist die Nervenerkrankung? Und was haben Corona und die Covid-19-Impfstoffe damit zu tun? Hier erhalten Sie Antworten auf alle wichtigen Fragen.
Welche Ursache hat das Guillain-Barré-Syndrom?
Die genauen Ursachen, warum das Guillain-Barré-Syndrom entstehen kann, sind bislang nicht vollständig geklärt. Oft entsteht ein GBS einige Tage bis Wochen nach einer Infektionserkrankung: Beispielsweise nach einer Erkrankung der oberen Atemwege oder einer bakteriellen Magen-Darm-Infektion (mit Campylobacter-Bakterien), einer Grippe oder Erkältung. Meist bleibt es bei Einzelfällen, Ausbrüche sind selten.
Kann GBS durch Corona ausgelöst werden?
GBS ist eine Fehlsteuerung des Immunsystems und kann nach Infektionen wie Influenza (Grippe) auftreten. Auch Corona (Covid-19) kann das Guillain-Barré-Syndrom auslösen. Normalerweise dauert es zwei bis vier Wochen, bis nach einem Infekt ein GBS auftritt. Nach einer SARS-CoV-2-Infektion könnte es bereits nach fünf bis zehn Tagen zu dieser schweren neurologischen Komplikation kommen, berichtet die Deutsche Gesellschaft für Neurologie.
Kann das Syndrom durch eine Corona-Impfung ausgelöst werden?
Während der Coronapandemie wurde das Guillain-Barré-Syndrom immer wieder mit Impfungen gegen Covid-19 in Verbindung gebracht. Wie das Ärzteblatt berichtet, könnte der COVID-19-Impfstoff Jcovden von Janssen (Tochterfirma von Johnson & Johnson) mit einem erhöhten Risiko für das GBS einhergehen. Das ergab eine Auswertung der Datenbank „Vaccine Adverse Event Reporting System“ (VAERS).
Die Untersuchung liefere damit Hinweise für ein erhöhtes Risiko, innerhalb von 21 beziehungsweise 42 Tagen nach einer Impfung mit dem Corona-Vakzin von Janssen an einem Guillain-Barré-Syndrom zu erkranken, berichtet das Autorenteam in seinem Bericht auf JAMA Network Open. Das Risiko sei aber sehr gering. Es seien nur einige Fällen pro einer Million Impfdosen registriert worden. Bei den Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna sei kein Zusammenhang erkennbar gewesen.
Symptome: Wie erkennt man das Guillain-Barré-Syndrom?
Das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) ist eine entzündliche Erkrankung der peripheren Nerven und Nervenwurzeln. Vermutlich wird durch eine überschießende Autoimmunreaktion – in Folge von Infekten – die Myelinschicht der peripheren Nerven geschädigt. Deswegen können die Nervenfasern keine Reize mehr übertragen. Dies äußert sich durch eine fortschreitende Lähmung und Taubheitsgefühle, meist von den Beinen, später von den Armen ausgehend. Auch der Kopf beziehunsgweise das Gesicht können betroffen sein. Dann kann sogar die Atemmuskulatur in Mitleidenschaft gezogen werden, so dass Patienten beatmet werden müssen.
Therapie: Wie kann das Guillain-Barré-Syndrom behandelt werden?
Aufgrund der Gefahr einer Atemlähmung werden Patienten immer stationär eingewiesen und engmaschig überwacht. Wie die Deutsche Gesellschaft für Neurologie berichtet, erhalten Betroffene dann entweder hochdosiert intravenös Immunglobuline oder es erfolgt eine Plasmapherese. Dies ist ein extrakorporales Blutreinigungsverfahren, bei dem die krankheitsauslösenden Autoantikörper herausgefiltert werden.
Oft dauere es viele Wochen, bis sich die Symptome zurückbilden, bei einigen Patienten würden dauerhaft neurologische Beschwerden bestehen bleiben: Etwa 30 Prozent der Betroffenen weisen noch drei Jahre nach Beginn des Syndroms eine verbleibende Schwäche auf. Die durchschnittliche Mortalitätsrate beträgt zwei Prozent.