Verblüffend einfach Fröhliche Musik hilft gegen Reiseübelkeit

Kinder im Auto
Kinder zwischen zwei und zwölf Jahren sind besonders anfällig für Reiseübelkeit, da ihr Gleichgewichtssystem sehr sensibel reagiert
© Jamie Grill / Getty Images
Kinder und Frauen leider am häufigsten unter Reiseübelkeit. Forscher aus China haben nun eine erstaunlich einfache Methode gefunden, die gegen das Unwohlsein auf Reisen helfen kann

Wer bei Autofahrten, im Bus oder bei Reisen mit dem Flugzeug oder Schiff zu Reiseübelkeit neigt, kann mit der richtigen Playlist gegensteuern: Fröhliche Musik kann Betroffenen helfen, vermeldet ein chinesisches Forscherteam der Southwest University in Chongqing. Der Gedanke hinter der Untersuchung: Musik kann entspannen, und Entspannung hilft vermutlich auch bei Reiseübelkeit, so das Team um den Musikwissenschaftler Yilun Li.

Tests im Fahrsimulator

In einer experimentellen Studie testeten die Forschenden deshalb, ob und wie sich unterschiedliche Musikstile auf Reiseübelkeit auswirken. Für ihre Untersuchung setzten sie 30 Personen mit Reiseübelkeit in einen Fahrsimulator. Wenn den Probandinnen und Probanden übel wurde, spielten sie ihnen unterschiedliche Musikstile vor (fröhlich, sanft, leidenschaftlich, traurig sowie zur Kontrolle keine Musik) und maßen währenddessen ihre Gehirnströme.

Ergebnis: Fröhliche Musik reduzierte die Symptome im Mittel um 57,3 Prozent, sanfte Musik um 56,7 Prozent. Leidenschaftliche Musik wirkte moderat (48,3 Prozent), traurige Musik hingegen gar nicht. Im Gegenteil: Sie verschlimmerte die Beschwerden sogar. Den Teilnehmenden, denen bereits übel geworden war, wurde noch etwas schlechter. Die Arbeit erschien Anfang September 2025 in "Frontiers in Human Neuroscience." Die EEG-Messungen während des Experiments zeigten außerdem: Mit einsetzender Übelkeit verändert sich die Hirnaktivität im visuellen Kortex, dem Okzipitallappen, und mit der Besserung normalisierten sich diese Signale wieder.

Warum fröhliche Musik hilft

Die Forschenden der chinesischen Studie vermuten zwei Mechanismen hinter diesem Effekt: Sanfte Musik könnte das autonome Nervensystem beruhigen und Spannung senken, was Schwindel und Übelkeit abmildert. Fröhliche Musik dürfte zusätzlich über Belohnungsnetzwerke stimmungsaufhellend und ablenkend wirken – ein psychophysiologischer Gegenakzent zum Unwohlsein durch visuelle und den Gleichgewichtssinn störende Reize.

Die Ergebnisse dieser Studie passen zu einer Reihe weiterer Studien zum Thema aus jüngster Zeit. So konnten Forschende der japanischen Universität Nagoya kürzlich nachweisen, dass das Hören eines bestimmten Brummtons gegen Reiseübelkeit helfen kann, da es dem Gleichgewichtsorgan helfen soll. Der tiefe Ton könne durch Vibrationen winzige Kalksteinchen im Gleichgewichtsorgan des Innenohrs stimulieren.

Grenzen und Ausblick

Die Forschenden merken an, dass ihre Stichprobe mit 30 Personen klein und dass das Setting ein Simulator war – größere Studien unter realen Fahr- oder Flugbedingungen sind nötig, ebenso Tests über längere Hörphasen. Dennoch liefert die Arbeit prägnante Erstbefunde für eine einfache, nicht-invasive und nebenwirkungsarme Maßnahme gegen Reiseübelkeit, die sich im Alltag sofort ausprobieren lässt.

Für die Praxis: Die Anti-Übelkeits-Playlist

Wer nun den Trick direkt ausprobieren möchte, um die Wirkung von Musik gegen Reiseübelkeit zu testen, für den haben wir wichtige Tipps:

  • Kurze, klare Intervention: Bereits 60 Sekunden fröhliche oder sanfte Musik brachten messbare Linderung in der Laborumgebung

  • Stimmung vor Stil: Entscheidend ist der emotionale Charakter der Musik – positiv, leicht, melodisch; schwere, melancholische Titel meiden.

  • Personalisieren: Präferenzen können den Effekt verstärken; die Studie empfiehlt individuelle Strategien für unterwegs.