Gefahren im Sommer Von Sonnenstich bis Hitzschlag: Wie Sie Hitzeleiden erkennen und was dann hilft

Frau am Meer mit Sonnenbrand im Bikini von hinten
Nicht nur die Sonne gefährdet die Gesundheit. Auch Hitze ist nicht zu unterschätzen
© Joel Carillet / Getty Images
Deutschland ächzt unter Rekordtemperaturen, und diese extreme Hitze kann lebensgefährlich sein. Wie Sie Warnsignale typischer Hitzeleiden deuten und im Ernstfall richtig handeln

Deutschland erlebt aktuell eine der heftigsten Hitzewellen der vergangenen Jahre. Die Temperaturen steigen vielerorts auf weit über 30 Grad Celsius, teilweise sogar über 40 Grad – mit spürbaren Folgen für die Gesundheit. Besonders alarmierend: Laut einer aktuellen Studie des Umweltbundesamts (UBA) und des Robert-Koch-Instituts (RKI) gab es in den Sommern 2023 und 2024 jeweils rund 3000 hitzebedingte Todesfälle. Zum Vergleich: Die Zahl der Verkehrstoten in Deutschland lag 2024 etwas niedriger bei 2780.

Besonders stark von Hitze betroffen sind Menschen über 75 Jahren mit Vorerkrankungen wie Demenz, Herz-Kreislauf- oder Lungenleiden. Gerade Städte im Süden und Westen Deutschlands sind der Untersuchung zufolge gefährdet, in denen sogenannte Wärmeinseln die nächtliche Abkühlung verhindern können. "Aufgrund des Klimawandels wird sich das Problem der Übersterblichkeit im Sommer in Zukunft noch weiter verschärfen", sagt UBA-Präsident Messner. 

Angesichts dessen ist es wichtiger denn je, typische Hitzeleiden frühzeitig zu erkennen und richtig zu behandeln. Ein Überblick über die häufigsten Beschwerden bei extremer Hitze – und was im Ernstfall zu tun ist.

Sonnenstich

Erkennen:

  • Stark geröteter, heißer Kopf
  • Kopfschmerzen, Nackenschmerzen
  • Übelkeit, Schwindel, Unruhe
  • Bei Kindern: Unruhe, Schreien, heißer Kopf, kühler Körper, evtl. Erbrechen und Bewusstseinsstörungen

Was tun?

  • Sofort Schatten oder einen kühlen Raum aufsuchen
  • Kopf und Nacken hochlagern und kühlen
  • Viel trinken
  • Bei Bewusstseinsstörungen oder anhaltenden Beschwerden: Notarzt rufen

Die Insolation oder Heliosis verharmlost der Volksmund gern als "Sonnenstich". Dabei ist im Ernstfall keineswegs sorglos damit umzugehen. Sind Kopf und Nacken über längere Zeit ohne Kappe oder Tuch der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt, kann das zu einer Reizung der Hirnhäute führen. In schweren Fällen entsteht eine Hirnschwellung.

Typische Symptome sind ein stark geröteter, heißer Kopf, Kopfschmerzen, Nackenschmerzen, Übelkeit, Schwindel und Unruhe. Besonders gefährdet sind dem Deutschen Roten Kreuz zufolge Kleinkinder, da ihr Kopf im Verhältnis zum Körper größer ist und sie schneller überhitzen. Bei ihnen können zusätzlich Erbrechen, Bewusstseinsstörungen und ein heißer Kopf bei gleichzeitig kühlem Körper auftreten. Bis der Körper sich von dieser Erkrankung erholt, können Tage vergehen.

Die wichtigste Maßnahme bei Verdacht auf Sonnenstich ist, die betroffene Person sofort in den Schatten oder einen kühlen Raum zu bringen. Kopf und Nacken sollten hochgelagert und mit feuchten Tüchern gekühlt werden. Es ist wichtig, ausreichend Flüssigkeit zuzuführen. Halten die Beschwerden an oder treten Bewusstseinsstörungen auf, sollte umgehend ein Notarzt gerufen werden, da ein Sonnenstich im schlimmsten Fall lebensbedrohlich werden kann.

Hitzekrampf

Erkennen:

  • Unkontrollierte Muskelkrämpfe, meist in Armen oder Beinen
  • Blasse, feuchte Haut
  • Körpertemperatur und Blutdruck meist normal

Was tun?

  • Betroffene in kühle Umgebung bringen
  • Kochsalzhaltige Getränke geben (zum Beispiel isotonische Getränke)
  • Bei schweren Fällen: ärztliche Behandlung (Infusion)

Wer sich bei Hitze körperlich anstrengt, zum Beispiel bei Sport oder Gartenarbeit, für den steigt das Risiko von Hitzekrämpfen. Diese treten meist bei sehr hohen Temperaturen und nach körperlicher Anstrengung auf, weil sie eine Folge von Flüssigkeitsmangel sind.

Hitzekrämpfe treten in der Regel nachts auf und äußern sich durch schmerzhafte, unkontrollierte Muskelkrämpfe, vor allem in den Armen oder Beinen. Ursache ist ein Mangel an Flüssigkeit und Elektrolyten, insbesondere Natrium und Kalium, durch starkes Schwitzen. Elektrolyte helfen, die Nerven- und Muskelfunktion zu steuern. Die Muskulatur reagiert auf einen Mangel mit Krämpfen oder Muskelschmerzen. Die Haut von Betroffenen ist oft blass und feucht, während Körpertemperatur und Blutdruck meist im Normalbereich liegen. 

Bei Muskelkrämpfen sollten Betroffene kochsalzhaltige Getränke wie isotonische Sportgetränke zu sich zu nehmen, um den Elektrolythaushalt wieder auszugleichen. In schweren Fällen, wenn die Krämpfe nicht nachlassen oder weitere Symptome auftreten, ist eine ärztliche Behandlung notwendig, bei der gegebenenfalls eine Infusion verabreicht wird.

Hitzekollaps

Erkennen:

  • Schwindel, Schwäche, Kopfschmerzen, Übelkeit
  • Erhöhte Pulsfrequenz, niedriger Blutdruck
  • Gerötete, verschwitzte Haut, später blass und kaltschweißig
  • Kurzzeitige Bewusstlosigkeit möglich

Was tun?

  • Sofort an einen kühlen Ort bringen, Beine hochlagern
  • Kleidung lockern
  • Flüssigkeit und Elektrolyte zuführen (zum Beispiel Mineralwasser, Saftschorle)
  • Bei Bewusstlosigkeit: stabile Seitenlage, Notarzt rufen

Ein Hitzekollaps entsteht durch eine Kombination aus Flüssigkeits- und Salzverlust infolge intensiven Schwitzens. Bei einem akuten Hitzekollaps, auch Hitzeerschöpfung, macht der Kreislauf schlapp. Es kommt zu einem Abfall des Blutdrucks. Das Herz schafft es nicht mehr, das Blut mit der nötigen Kraft durch die äußeren Gefäße zu pumpen, wo es die Wärme abgibt.

Die Folge ist eine verminderte Gehirndurchblutung, die von einem Schwächegefühl über Übelkeit und Schwindel bis zur Bewusstlosigkeit führen kann. Weitere Anzeichen sind Schwäche, Kopfschmerzen und ein beschleunigter Puls bei gleichzeitig niedrigem Blutdruck. Die Haut ist zunächst gerötet und verschwitzt, später kann sie blass und kaltschweißig werden.

Bei einem Hitzekollaps ist es entscheidend, die betroffene Person sofort an einen kühlen Ort zu bringen und die Beine hochzulagern, um die Durchblutung des Gehirns zu fördern. Kleidung sollte gelockert werden, damit die Wärme besser abgegeben werden kann. Es ist wichtig, ausreichend Flüssigkeit und Elektrolyte zuzuführen, etwa durch Mineralwasser oder Saftschorle. Bei Bewusstlosigkeit die Person in die stabile Seitenlage bringen und unbedingt einen Notarzt verständigen. Es handelt sich um einen Notfall.

Hitzschlag

Erkennen:

  • Körpertemperatur über 40 Grad Celsius
  • Heiße, trockene Haut
  • Verwirrtheit, Halluzinationen, Krämpfe, Erbrechen
  • Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma

Was tun?

  • Sofort Notruf wählen!
  • Betroffene in den Schatten bringen, Beine hochlagern
  • Körper mit feuchten Tüchern kühlen (kein Eis direkt auf die Haut)
  • Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes: Bewusstsein und Atmung überwachen, ggf. Wiederbelebung einleiten

Der Hitzschlag ist die schwerste Form der hitzebedingten Erkrankungen und ein medizinischer Notfall. Beim Hitzschlag ist die Hitzeerschöpfung so gravierend, dass die Wärmeregulierung des Hypothalamus gestört wird. Die Betroffenen schwitzen oft nicht mehr, und es kommt zu einem Wärmestau.

Foto: candy1812/Fotolia, Malte Joost
© candy1812 / Fotolia
"Wir brauchen textilen Sonnenschutz - vor allem bei Kindern"

Bei einem Wärmestau steigt die Körpertemperatur schnell, oft innerhalb von zehn bis 15 Minuten, auf 40 Grad Celsius oder mehr. Die Haut von Betroffenen ist gerötet, heiß und trocken. Das Gehirn schwillt an, und es kommt zu Kopfweh, Erbrechen, Krämpfen, Halluzinationen und Bewusstseinsstörungen. Gelingt es nicht, die Körpertemperatur schnellstens zu senken, bricht der Kreislauf zusammen, und lebenswichtige Organe versagen.

Bei Verdacht auf einen Hitzschlag muss sofort der Notruf gewählt werden. Ohne schnelle Behandlung besteht Lebensgefahr. Die betroffene Person sollte in den Schatten gebracht und die Beine hochgelagert werden. Der Körper kann mit feuchten Tüchern gekühlt werden, wobei Eis nicht direkt auf die Haut gelangen sollte, um Erfrierungen zu vermeiden. Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes Bewusstsein und Atmung überwachen und gegebenenfalls Wiederbelebungsmaßnahmen einleiten.

Hitzeausschlag

Erkennen:

  • Juckende, rote Haut mit kleinen Bläschen oder Pickeln
  • Häufig an Hals, Leiste, unter den Brüsten, in Hautfalten
  • "Stachelige" oder kribbelnde Schmerzen

Was tun?

  • Haut kühl und trocken halten
  • Lockere, luftige Kleidung tragen
  • Heiße, feuchte Orte meiden
  • Kühle Kompressen auflegen
  • Keine fetthaltigen Cremes oder Puder verwenden
  • Ggf. eine Arztpraxis bei schwerem Verlauf aufsuchen

Wenn Schweißdrüsen durch übermäßiges Schwitzen verstopfen – zum Beispiel, weil der Schweiß durch wenig atmungsaktive oder sehr enge Kleidung nicht ausreichend verdunsten kann – bilden sich kleine Bläschen und rötliche Pusteln, die häufig jucken oder brennen. Besonders betroffen sind Körperstellen wie Hals, Leiste, der Bereich unter den Brüsten oder Hautfalten, an denen die Luftzirkulation eingeschränkt ist.

Um einen Hitzeausschlag zu lindern, sollte die Haut möglichst kühl und trocken gehalten werden. Lockere, luftige Kleidung hilft, die betroffenen Stellen zu entlasten. Kühle Kompressen können den Juckreiz lindern. Auf fetthaltige Cremes oder Puder sollte verzichtet werden, da sie die Poren zusätzlich verstopfen können. Bei schweren oder anhaltenden Beschwerden empfiehlt sich ein Arztbesuch, um eine Infektion auszuschließen.