Mehr Tiere an Nord- und Ostsee Was nach einem Kontakt mit Feuerquallen zu tun ist

Eine Feuerqualle in der Ostsee. Die für Schwimmer unangenehmen Quallen sind in diesem Sommer vermehrt an der Ostseeküste zu finden
Eine Feuerqualle in der Ostsee. Die für Schwimmer unangenehmen Quallen sind in diesem Sommer vermehrt an der Ostseeküste zu finden
© Thomas Müller / dpa / / picture alliance
Mehr als 200 Badegäste hatten am Wochenende bei Scharbeutz Kontakt mit Feuerquallen. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (kurz DLRG) war im Dauereinsatz. Wir erklären, was zu tun ist, wenn man mit einer Feuerqualle in Berührung gekommen ist

Sommerferien, hohe Temperaturen und jede Menge Sonnenschein: Bei diesen Aussichten zieht es derzeit viele Badegäste an die deutschen Küsten – doch dort ist aktuell Vorsicht geboten. Denn an der Ostseeküste sind in diesem Sommer wieder viele Feuerquallen unterwegs. Dass zuletzt immer wieder große Mengen der gefährlichen Nesseltiere angeschwemmt wurden, lag am ablandigen Wind. "Der Wind drückt das Oberflächenwasser weg und mit dem Unterwasser kommen dann die Quallen", erklärt DLRG-Sprecher Peter Bolle gegenüber dem NDR. Infolge der Unterströmung würden die Tiere dann in Richtung der Strände gespült.

Am vergangenen Wochenende wurden laut der DLRG allein bei Scharbeutz mehr als 200 Badegäste beim Kontakt mit Feuerquallen verletzt und mussten behandelt werden. Zwei Personen zeigten daraufhin allergische Reaktionen und wurden vom Rettungsdienst versorgt. Ähnlich wie bei einer Bienengiftallergie können schon geringe Mengen des auslösenden Stoffes zu einem anaphylaktischen Schock führen.

Nesseln der Feuerquallen sorgen für Schmerzen

Im Unterschied zu den harmlosen und durchsichtigen Ohrenquallen sind Feuerquallen an ihrer auffallenden gelblich bis roten Färbung schnell zu erkennen. Ihr Schirm kann etwa tellergroß werden, die Tentakel sind fast unsichtbar und können mehrere Meter lang sein.

Durch Berührung am Cnidocil (Fortsatz der Nesselzellen) platzt die Nesselkapsel und der Nesselfaden mit giftigem Sekret dringt in die Haut ein
Durch Berührung am Cnidocil (Fortsatz der Nesselzellen) platzt die Nesselkapsel und der Nesselfaden mit giftigem Sekret dringt in die Haut ein
© Globus Infografik (Ausschnitt) / picture alliance

Wer beim Baden aus Versehen mit der Feuerqualle in Kontakt kommt, merkt das sofort, denn ihre Tentakel enthalten sogenannte Nesselzellen. Diese Kapseln platzen bei Berührung auf und injizieren explosionsartig kleine Giftladungen, die sich mit Dornen in die Haut bohren. Wegen dieser Giftharpunen sprechen Fachleute übrigens von einem Quallenstich. Die Bezeichnung "Quallenbiss" ist falsch.

Wie man einen Quallenstich erkennt

Nach einem Quallenstich bemerken Betroffene in der Regel innerhalb weniger Minuten brennende, teilweise starke Schmerzen an den Körperstellen. Es bilden sich häufig rote Schwellungen auf der Haut, an deren Muster sich nachvollziehen lässt, wo die Berührung mit den Tentakeln stattgefunden hat. Die Teile der Haut, die mit dem Nesselgift in Kontakt gekommen sind, jucken meist stark.

Bei Hautkontakt rufen Feuerquallen schmerzhafte "Verbrennungen", Rötungen und Schwellungen hervor
Bei Hautkontakt rufen Feuerquallen schmerzhafte "Verbrennungen", Rötungen und Schwellungen hervor
© Caro / Sorge / picture alliance

Je nach Menge des aufgenommenen Nesselgifts kann es neben brennenden Schmerzen zu Übelkeit, Erbrechen und schockähnlichen Symptomen kommen. In extremen Fällen verursacht das Gift beim Menschen sogar Atem- und Herz-Kreislauf-Beschwerden. Auch Herzversagen ist eine mögliche Folge, doch Quallen-Unfälle mit Todesfolge wurden in Europa seit Jahrzehnten nicht mehr gemeldet.

Was tun nach einem Kontakt mit Feuerquallen?

Wer beim Baden mit einer Feuerqualle in Berührung gekommen ist, sollte zuallererst Ruhe bewahren und das Wasser umgehend verlassen. Am Strand sollten dann zunächst Nesselfäden und Stacheln, die sich möglicherweise noch auf der Haut oder in der Wunde befinden, mit einer Pinzette entfernt werden. Achtung: Niemals die Überreste mit den Händen entfernen, denn dann werden diese ebenfalls dem Quallengift ausgesetzt!

Das Entfernen der Rückstände ist deshalb sehr wichtig, weil sich beim Kontakt mit der Haut nur etwa zehn bis zwanzig Prozent der Nesselkapseln entladen. Wer also nach dem Zusammentreffen mit einer Feuerqualle eilig an der betroffenen Hautstelle reibt oder sich dort mit einem Handtuch abtrocknet, riskiert unbeabsichtigt die volle Giftentladung.

Danach sollte man den den Quallenstich mit Meerwasser abspülen. Keinesfalls hingegen sollte man ihn mit Süßwasser oder Alkohol behandeln, denn das würde weitere Nesselkapseln aktivieren. Noch besser als Meerwasser eignet sich Essig. Der Essig entschärft die Kalkstrukturen der Nesselkapseln, indem er sie auflöst, und lindert die Schmerzen. Einfach die betroffene Hautstelle mit Essig einsprühen, eintrocknen lassen und anschließend mit einer Plastikkarte oder einem Messerrücken vorsichtig abschaben.

Eine andere Alternative emfpiehlt die DLRG: Rasierschaum. Bei Kontakt mit einer Feuerqualle den Rasierschaum auf die betroffene Stelle auftragen, diesen einwirken lassen und anschließend mit einem stumpfen Gegenstand abstreifen. Danach muss Luft an die betroffene Stelle, also möglichst nicht mit einem Verband oder Ähnlichem verschließen.

Zur weiteren Behandlung eignen sich Salben mit Kortison oder Antihistaminika, die in Apotheken erhältlich sind und den Juckreiz eines Quallenstichs in vielen Fällen lindern. Auch kühlende Cremes oder Kühlpads verschaffen unter Umständen Linderung. Daneben können Entzündungshemmer wie Ibuprofen einen positiven Effekt haben.

Bei leichteren Verbrennungen klingt der Schmerz nach einiger Zeit wieder ab. Großflächigere Verbrennungen können aber auch noch Stunden später heftig schmerzen. Wenn weitere Symptome wie Übelkeit oder Erbrechen hinzukommen, sollte man einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen.

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