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Erst Glück, dann Tief Deprimiert nach der Hochzeit: Was hinter dem Post-Wedding-Blues steckt

Ist der Partner wirklich der Richtige? Manche Menschen haben quälende und deprimierende Fragen nach der Hochzeit
Ist der Partner wirklich der Richtige? Manche Menschen haben quälende und deprimierende Fragen nach der Hochzeit
© Halfpoint/Adobe Stock
Für manche ist eine Hochzeit noch immer "der schönste Tag des Lebens." Dennoch sind sie deprimiert, wenn das Fest vorbei ist. Andere haben quälende Fragen: Ist der Partner wirklich der richtige? Die Folge: Traurigkeit, Ängste, Antriebslosigkeit. Warum es normal ist, einen Post-Wedding-Blues zu haben – und was jetzt hilft

Manche frisch Vermählten fallen nach der Hochzeit in ein Stimmungstief und sind deprimiert. Das führt häufig zu Schuldgefühlen. Denn eigentlich sollte man jetzt doch glücklich sein... Bei anderen kommen auch quälende Fragen auf: War die Hochzeit ein Fehler? Die Psychologin Julia Scharnhorst erklärt, was hinter dem Post-Wedding-Blues steckt – und wie man aus so einem Tief wieder herausfindet.

Unglücklich nach der Hochzeit: Woher ein Post-Wedding-Blues kommen kann

Zeit, Energie, Herzblut, Geld – all das steckt in der Festplanung. Gerade denen, die sich voller Eifer in das Projekt Hochzeit stürzen, kann es passieren, dass sie danach in ein Loch fallen. Eben weil sich das Leben vorher lange so stark an der Festplanung ausrichtet hat. Oft sind Frauen betroffen, so die Beobachtung von Julia Scharnhorst. "Wenn das Fest durch ist, ist da erst mal eine gewisse Leere", sagt die Psychologin. Und nicht nur das: "Es ist normal, dass nach so einem Ereignis Stress abfällt." Weil Energie und Tatendrang fehlen.

Vielleicht ist man auch über zu hohe Ansprüche gestolpert. "Gerade wenn man lange Zeit mit der Planung verbracht hat, soll alles perfekt funktionieren", sagt Julia Scharnhorst. "Aber irgendwas wird wahrscheinlich nicht geklappt haben." Gerade bei hohen Erwartungen sorgen schon kleine Pannen für eine riesige Enttäuschung, die auch nach dem Fest bleibt.

Manchmal sitzen die schwierigen Gefühle nach einer Hochzeit aber tiefer. "Eine Hochzeit ist nicht nur eine große Party, sondern eine Lebensveränderung", sagt Julia Scharnhorst, die den Fachbereich Gesundheitspsychologie des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) leitet.

Große Veränderungen wie diese können uns verunsichern: War die Hochzeit mit diesem Menschen das Richtige für mich? Fragen wie diese können quälen – auch wenn man dem Menschen, den man geheiratet hat, richtig glücklich ist. Dazu kommt, dass sich Konflikte in Beziehungen durch eine Hochzeit nicht einfach auflösen.

Deprimiert nach der Hochzeit: Was gegen den Blues hilft

Zuallererst: Geduld. "Man darf sich ein, zwei Wochen Zeit nehmen zum Entspannen und Ausklingen, um die Hochzeit erst mal sacken zu lassen", sagt Julia Scharnhorst. Dabei ist wichtig, sich alle Gefühle zu erlauben und anzuerkennen, dass man mit der Hochzeit kein Abo für die Wolke 7 abgeschlossen hat – denn das gibt es ohnehin nicht.

Helfen kann auch, sich schon während der Hochzeitsplanung viel mit dem Partner oder der Partnerin auszutauschen. Und zwar nicht nur über das Fest, sondern auch über die Erwartungen an das gemeinsame Leben, so der Rat von Scharnhorst.

Wer an der Entscheidung für die Hochzeit zweifelt, kann sich noch einmal vor Augen führen, warum er sich für diesen Menschen entschieden hat. "Es geht darum, Sicherheit für sich selbst zu schaffen", sagt Scharnhorst. Denn das stabilisiert die Psyche.

Post-Wedding-Blues: Wann es professionelle Hilfe braucht

Wer sich nun aber sorgt, mit der Hochzeit in ein mentales Loch zu stolpern, für den hat Julia Scharnhorst eine gute Nachricht: Die Regel ist der Post-Wedding-Blues nicht, eher die Ausnahme. Oft verzieht er sich von alleine wieder. "Nach zwei Wochen sollte man sich wieder gefangen haben", sagt Scharnhorst.

Dauert die Phase länger an und gewinnt an Heftigkeit, braucht es professionelle Hilfe von einem Psychotherapeuten oder einer Psychotherapeutin. Denn dann steckt möglicherweise eine Depression dahinter – für die nicht nur das Hochzeitsfest verantwortlich ist.

jkö/ dpa

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